«Kapitel 10»: Buchhandlung eröffnet in Höngg

Ende Oktober wurde in Höngg mit der Eröffnung der Buchhandlung "Kapitel 10" ein neues Kapitel aufgeschlagen. Sie soll ein Ort werden, um zu verweilen und sich inspirieren zu lassen.

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Andreas Pätzold in seiner Buchhandlung «Kapitel 10» mitten in Höngg.

Es war eine glückliche Fügung: Ein Gedanke, der schon lange schwelte, ein Bericht in dieser Zeitung, eine freie Lokalität, die sofort den Gedanken auslöste: «Das ist es! Hier eröffne ich meine Buchhandlung» und eine aufgeschlossene Hausbesitzerin, die das Vorhaben unterstützte. All diese Ingredienzen führten schliesslich dazu, dass Andreas Pätzold nun auf einem bordeauxfarbenen Sofa sitzt, in seinem Laden an der Limmattalstrasse 197, wo er sich schon jetzt wohl fühlt, auch wenn noch nicht alles fertig eingerichtet ist. Seit zehn Jahren lebt Pätzold mit seiner Familie in Höngg und vermisste eine Buchhandlung in diesem Quartier, in dem sonst alles zu finden ist. Die Lage ist perfekt: Es gibt Laufkundschaft, die Tram- und Bushaltestelle liegt in unmittelbarer Nähe und vor dem Fenster könnten ein paar Sitzgelegenheiten Platz finden. Eine Auszeit vom Alltag nehmen, in Büchern blättern, sich inspirieren lassen, das ist es, was er seinen Besucher*innen anbieten will. Sein Sortiment besteht aus Romanen und Krimis, einer grossen Auswahl an Kinder- und Jugendbüchern – aber auch Ratgebern für Eltern – sowie Sachbüchern, darunter Reiseführer, Kochbücher und Biografien. Alles, was nicht vor Ort in den Regalen steht, kann bei ihm bestellt werden – online oder persönlich – und ist in Kürze lieferbar. «Das Angebot im Laden ist flexibel», meint Pätzold, «wenn sich herausstellt, dass die Kund*innen sich für andere Themen interessieren, passe ich es gerne an». Bücher faszinieren den ehemaligen nationalen Verkaufsleiter der Schweizer Post, seit er lesen kann. Als es Zeit wurde für eine berufliche Veränderung, nahm er sich eine Auszeit und kümmerte sich vermehrt um seine Kinder, während er eine Weiterbildung zum Buchhändler und einen Barista-Kurs absolvierte. Beides in erster Linie aus Interesse, doch nun ist daraus ein Konzept entstanden: «Kapitel 10», wie er das Geschäft getauft hat, wird auch eine Kaffeeecke haben.

Keine Angst vor Online-Konkurrenz

Ist es nicht riskant, in Zeiten von E-Readern und Onlinehandel eine Buchhandlung zu eröffnen? «Wenn ich die Leute dabei beobachte, wie sie ein Buch in die Hand nehmen, über den Buchdeckel streichen und behutsam in den Seiten blättern, bestätigt das meine Ansicht, dass viele immer noch das haptische Gefühl eines richtigen Buches vorziehen», sagt Pätzold. Vor allem auch Kinder- und Jugendbücher seien teilweise so aussergewöhnlich gestaltet, da könne die elektronische Variante nicht mithalten. Ausserdem geben ihm die Zahlen recht: In der Deutschschweiz macht der Onlinehandel erst 25 bis 30 Prozent des Umsatzes aus, obwohl die Branche eine der ersten war, die diese Konkurrenz zu spüren bekam. «Vielleicht nimmt die Zahl der Leser*innen, die ihre Bücher online bestellen, zu, aber auch das kann ich abdecken». Letztendlich hänge alles vom Konzept ab: Wenn sich die Besucher*innen wohl fühlten und das Angebot liebevoll und ansprechend präsentiert werde, dann stünden auch die Chancen gut, dass es funktioniert.

Ein neues Kapitel – auch für Höngg

«Kapitel 10»: Ein neues Kapitel also für ihn, ein neues Kapitel für Höngg. Und der Name? «Ich hatte meine Ideen auf eine Liste von fünf kondensiert, die ich je an zehn Frauen und Männer verschickt habe. Diese haben dann daraus ihren Favoriten bestimmt: das Kapitel10», erzählt Pätzold. «Die <10> steht offensichtlich für den Kreis 10. Und in jedem Buch gibt es Kapitel, auch wenn sie nicht immer so genannt werden». Im Laden bilden die verschiedenen Sparten eine Art von Kapiteln: die Bücher, die Postkarten und irgendwann in der Zukunft – wenn der Bewilligungsprozess einmal durch ist – die Kaffeebar. Selbst der Prozess zum Logo war ein Kapitel für sich – ein schönes noch dazu: Jugendliche der Grafikabteilung bei «Access», einer Institution im Kreis 5, in der junge Menschen ohne Lehrstelle ein Zwischenjahr absolvieren und konkrete Arbeitspraxis sammeln können, entwickelten es gemeinsam und kümmern sich auch um den Web-Auftritt. Aus seinem Bekannten- und Freundeskreis erfährt Pätzold viel Rückhalt. Obschon dies noch keine Garantie für den Erfolg ist, bestätigt es ihn sehr in seinem Vorhaben. «Ich wünsche mir einen belebten Ort, nicht im Sinne davon, dass die Leute Schlange stehen, sondern davon, dass sie hier in eine andere Welt eintauchen können, vielleicht auch jemandem begegnen und dann wieder in den Alltag zurückkehren».

Kapitel 10
Buchhandlung
Andreas Pätzold
Limmattalstrasse 197
info@kapitel10.ch
044 544 20 08
Öffnungszeiten
So und Mo geschlossen, Di bis Fr: 10 bis 18 Uhr, Sa:10 bis 16 Uhr

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