Kämpfen für die Energiewende

Beat Kämpfen aus Höngg hat zum sechsten Mal den Schweizer Solarpreis erhalten und ist so zum eindeutigen Rekordhalter in Sachen ökologisches Bauen aufgestiegen.

Das mit dem Solarpreis 2010 ausgezeichnete Haus an der Segantinistrasse 200 nach dem Umbau.
Das mit dem Solarpreis 2010 ausgezeichnete Haus an der Segantinistrasse 200, vor dem Umbau.
Beat Kämpfen mit dem Modell eines aktuellen Bauprojekts.
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Alle wissen, dass im Hinblick auf das in der Stadt Zürich festgesetzte Ziel einer «2000-Watt-Gesellschaft» grundlegende Veränderungen im Umgang mit Energie nötig sind. Obwohl der Ausdruck «energetische Sanierung» immer öfter die Runde macht, erfüllt die grosse Mehrheit der Gebäude noch nicht annähernd die Standards, die es brauchen würde, um die äusserst ehrgeizige Hürde in den nächsten Jahrzehnten überspringen zu können. Der Architekt Beat Kämpfen aus Höngg, Inhaber eines Architekturbüros in Altstetten, hat sich zeit seiner Karriere intensiv mit Fragen des ressourcenschonenden Bauens auseinandergesetzt – ein Engagement, das ihm nun zum sechsten Mal den Schweizer Solarpreis einbrachte. Mit dem «Höngger» hat er sich über seine Ehrung, die neuesten Projekte und die energetischen Vorzüge seines Wohnorts unterhalten.

Herr Kämpfen, herzliche Gratulation zum Gewinn des Schweizer Solarpreises 2010. Kann man sich über eine solche Auszeichnung überhaupt noch freuen, wenn man schon so viele davon gewonnen hat?

Ja, auf jeden Fall. Es ist eine klare Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind mit unseren Projekten. Mein Architekturbüro befasst sich mittlerweile ausschliesslich mit den Herausforderungen des ökologischen Bauens. Und dass ich nun eindeutiger Rekordhalter mit dem Preis geworden bin, ist schon etwas sehr Spezielles.

Ist es Zufall, dass auch das neueste ausgezeichnete Objekt wieder in Höngg steht?

Überall, wo Wein wächst, ist auch für Solarhäuser ein guter Boden. Somit ist Höngg mit seiner Südhanglage natürlich ideal für die Erstellung solcher Bauten. Hinzu kommt meine Verbundenheit mit dem Quartier, in dem ich aufgewachsen bin und auch jetzt wohne. Bei dem jüngst ausgezeichneten Objekt handelt es sich um das Mehrfamilienhaus Segantinistrasse 200. Das Haus mit Baujahr 1954 war vor dem Umbau eine echte Energieschleuder, nun darf es sich als Nullheizenergiehaus mit MinergieP-Standard bezeichnen.

Was bedeutet «Minergie P» und «Null Heizenergie» konkret, und was ist die «Retrofit»-Methode, die bei diesem Gebäude zur Anwendung kam?

Nehmen wir für die Energiestandards das erwähnte Haus als Beispiel. Es hat vor der Sanierung pro Quadratmeter und Jahr rund 20 Liter Erdöl für Heizung, Lüftung und Warmwasser verbraucht, mit dem Minergie-Standard wären es 6 Liter, bei Minergie P noch 3 Liter, sofern mit Öl geheizt wird. Da in unserem Fall die benötigte Restenergie aber mit Solarzellen gewonnen wird, haben wir es mit einem «Nullheizenergiehaus» zu tun. Beim Umbau konnten wir erstmals die Vorteile der «Retrofit»-Methode nutzen, eines von der EMPA initiierten Systems, bei dessen Entwicklung wir auch mitgewirkt haben. Durch vorfabrizierte Elemente wird die Umbauzeit massiv reduziert, und es können gestalterisch sehr ansprechende Lösungen erzielt werden.

Denken Sie, dass die Nullenergie-Technik zu wenig gefördert wird?

Ja, eindeutig. Allgemein wird viel zu wenig in Sachen Solarenergie getan. Die Förderung will zwar vermitteln, dass es eine gute Sache ist, sie reicht aber nicht. Neben baurechtlichen Fragen sind wir mit dem Problem konfrontiert, dass es in der Schweiz zu wenige Architekten gibt, die sich mit Solartechnik auskennen.

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie sich so entschieden für nachhaltige Architektur einsetzen?

So ungefähr ab dem Alter von 16 Jahren habe ich gewusst, dass ich Architekt werden will. Und bereits damals spielten in meinem Hinterkopf Umweltgedanken. Als ich dann aber Anfang der 1980er an der ETH studierte, hörte ich gar nichts von diesen Dingen. Ausgerechnet bei meinem Nachdiplomstudium in Kalifornien wurde ich wieder an das Thema herangeführt. Zu dieser Zeit war man dort in Energiefragen weiter als bei uns. In meiner Tätigkeit als Architekt habe ich dann versucht, das Gelernte umzusetzen, und dabei bin ich offenbar zielstrebiger vorgegangen als andere. Mein Antrieb ist der konsequente Wille zur Bekämpfung der Klimaerwärmung.

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