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Junge Kosmetikerin nahm an Berufsmeisterschaft teil
Adriana Imoberdorf, Kosmetikerin im Höngger «Wellness- & Beautycenter» von Cornelia Höltschi, nahm an den «SwissSkills», den ersten schweizweiten Berufsmeisterschaften in Bern, teil. Was sie erlebte, erzählt sie dem «Höngger».
8. Oktober 2014 — Redaktion Höngger
«Im Juli 2013 feierte ich an der Diplomfeier meine mit der Note 5,2 bestandene Lehrabschlussprüfung als Eidgenössisch diplomierte Kosmetikerin EFZ und erfuhr, dass ich im September automatisch für die «SwissSkills» in Bern angemeldet werden würde – dies, weil ich im Kanton Zürich den dritten Rang der Lehrabschlussprüfungs-Bestnoten erreicht habe», erzählt die sympathische junge Frau. «Man sagte mir, dies sei ein riesiger Anlass und eine Möglichkeit, vor Zuschauern sein Können zu zeigen. Ich nahm diese Chance dankend wahr, denn sonst stehen sehr selten Kosmetik-Wettbewerbe an.»
Welche Erwartungen im Gepäck?
Mit welchen Erwartungen reiste die 21-Jährige nach Bern? «Ich freute mich vor allem auf diesen riesigen Event, darauf, mich mit anderen Kosmetikerinnen – wir waren total acht Junioren und zwei Fortgeschrittene – zu messen und zu schauen, wie andere ihre Arbeit machen. Und natürlich hoffte ich auf eine gute Platzierung.» Für einen der ersten drei Plätze hat es nicht gereicht, und die definitive Platzierung hat sie noch nicht erhalten, aber trotzdem möchte Adriana Imoberdorf die Erfahrung nicht missen.
Das erste Mal schweizweit mit 70 verschiedenen Berufen
Vom 17. bis 21. September gaben 1000 Wettkämpferinnen und Wettkämpfer in 70 Meisterschaften fünf Tage lang ihr Bestes. Dies war das erste Mal, dass die Schweizer Meisterschaften an einem zentralen Ort durchgeführt wurden, sonst fanden sie immer verstreut in der ganzen Schweiz statt. Adriana Imoberdorf hatte ihren grossen Auftritt am 20. und 21. September: Maniküre und Pedicure am Samstagvormittag, Nail Art passend zum Fantasie-Make-up mit dem Thema «Ächt Schwiiz» am Samstagnachmittag, am Sonntagmorgen eine Herren-Gesichtspflege mit Hand- und Rückenmassage, am Nachmittag eine Gesichtsbehandlung inklusive Make-up von reifer, sogenannt atrophischer Haut, und eine Gerätebehandlung – sie wählte die Radiofrequenz-Anwendung, welche einem Mini-Lifting entspricht. «Ich wusste, was auf dem Programm stand und habe mich lange vorbereitet, meine Chefin Cornelia Höltschi half mir dabei sehr. Irgendwann hoffte ich nur noch, dass die Meisterschaft endlich stattfindet, weil ich mein Wissen endlich zeigen und anwenden wollte», so die junge Kosmetikerin zu den Vorbereitungen.
Moralische Unterstützung von Chefin und Bekannten erhalten
Für die Durchführung der einzelnen Meisterschaften waren die Organisationen der Arbeitswelt verantwortlich. Sie sind die Träger der einzelnen Berufe. Das heisst, sie bestimmen, welche betrieblichen Kompetenzen im Rahmen einer beruflichen Grundbildung ausgebildet werden. Cornelia Höltschi begleitete ihren Schützling und stand mit Tipps zur Seite. Moralische Unterstützung gab es nicht nur von ihr, sondern auch von den angereisten Eltern, Kolleginnen und Kollegen. «Die Zeitvorgaben waren ziemlich happig, da nicht nur das Arbeiten am Modell dazugehörte, sondern auch das Einrichten des Arbeitsplatzes und das Aufräumen. Vorhanden war nur eine Behandlungsliege, eine Lampe und ein Arbeitswagen. Die Produkte musste ich alle selbst mitbringen. Als Modelle stellten sich mir ein Kunde vom Wellness- & Beautycenter, eine jüngere Kollegin sowie meine Mutter zur Verfügung – sie durfte ein paar Wochen lang nicht im Garten arbeiten, weil ich bei ihr eine Manicure-Behandlung machte und die Nägel dazu lang sein mussten.» Vorgabe seien ein junges und ein älteres Frauenmodell gewesen, da ganz verschiedene Schminkweisen gezeigt werden mussten – beim jungen Modell konnte frei nach Fantasie und farbenfroh geschminkt werden, beim älteren etwas dezenter.
Zuerst sei es ablenkend gewesen, die Kommentare der Zuschauenden zu hören, doch bald habe sie gelernt, eine imaginäre Wand aufzubauen und mit dem gefühlten Druck umzugehen: «Ich konnte plötzlich abschalten und ganz meine Arbeit machen, alles rundherum nahm ich nicht wahr», erzählt Adriana Imoberdorf. Im Gegensatz zur Lehrabschlussprüfung, die sehr strukturiert gewesen sei, habe sie an den «SwissSkills» teilweise sehr kreativ sein können, etwa beim Fantasie-Make-up, und sei richtig «aus sich herausgekommen», erzählt sie.
«Chance unbedingt packen!»
Was empfiehlt Adriana Imoberdorf jungen Berufsleuten, egal aus welcher Branche? «Wenn sie die Chance haben, an den «SwissSkills» teilzunehmen, dann sollen sie das unbedingt machen, wenn sie ihren Beruf lieben. Mich hat es auch menschlich weitergebracht, indem ich gelernt habe, vor vielen Menschen konzentriert zu arbeiten und die Umgebung einfach auszufiltern.»
Ihre Chefin Cornelia Höltschi freut sich über das Engagement ihrer Mitarbeiterin: «Sie ist meine 22. Lehrtochter und die dritte, die an den Schweizer Meisterschaften teilnahm – mein Geschäft besteht seit 25 Jahren, ich machte mich mit 19 Jahren selbständig. So sieht man sehr gut, wie die nächsten Generationen ebenfalls Freude an ihrem Beruf haben.»
Wie sieht Adriana Imoberdorf ihre Zukunft? «Ich möchte mich weiterbilden und viel lernen. In welche Richtung der Kosmetik es gehen soll – ob etwa Richtung Visagismus, Naildesign, Massage oder Podologie – ist völlig offen. Ich nehme mir genug Zeit, um klare Gedanken fassen zu können, um zu erkennen, was mir am meisten zusagt» – sagts und düst zur nächsten Kundin, um ihr die Beine mit Wachs zu enthaaren.
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