Julia soll frei sein!

Die Jubiläumsproduktion des Musicalprojekts Zürich 10 sorgt für Begeisterung. Nicht nur wegen der Glanzleistungen auf der Bühne, sondern auch wegen der gelungenen Adaption eines Klassikers.

Szene aus «Julia ohni Romeo?». (Foto: Musicalprojekt Zürich Kreis 10)
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Romeo und Julia – beinahe jede*r hat bei der Nennung dieser Namen gewisse Bilder im Kopf. Viele Male schon wurde die Tragödie von William Shakespeare neu interpretiert, etwa als Pop-Spektakel mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes in den 1990er-Jahren, oder als kostümgewaltiges Ballett von Christian Spuck im Opernhaus Zürich, um nur zwei Adaptionen zu nennen.

Nun wurde der Stoff als Musiktheater auf die Höngger Bühne gebracht. Das Musicalprojekt Zürich 10 kreierte ein junges, mit stampfenden Beats ausgestattetes Stück mit dem Titel «Julia ohne Romeo?» – und nichts mehr ist so, wie es einmal war.

Denn Shakespeares Ehefrau Anne ist alles andere als entzückt: Erstens solle mehr Pep in die Geschichte, und zweitens dürfe Julia gar nicht sterben. Viel eher soll die Protagonistin frei sein und ihren Weg gehen. Ihr Gatte misstraut der Idee, lässt sich aber auf das Experiment ein.

Also wird die Tragödie weitergesponnen: Julia erfreut sich nach dem vermeintlichen Heldentod bester Gesundheit, traurig wohl, aber hungrig auf das Leben. Verona ist zu provinziell, also entflieht sie der gestrengen Familie, die ihr sowieso nur das Leben schwer machte.

Und da Romeo als Frauenheld geoutet wurde, der nichts anbrennen liess, will sie diese Freiheiten nun auch für sich beanspruchen. Ihr Ziel: Paris.

Songs von Britney Spears

Das Musicalprojekt Zürich 10 feiert mit «Julia ohni Romeo?» Jubiläum: Es ist die 25. Produktion der Truppe und wurde vor 15 Jahren bereits aufgeführt. Damals aber traditionell nach Shakespeares Originalvorlage. Heute tanzen und singen die 18 Darsteller*innen, allen voran Anushka Tintor als Julia und Alex Snaidero als neu eingeführter Charakter François zu den Gassenhauern des Milleniumswechsels.

Die Songs von den Backstreet Boys oder Britney Spears fügen sich erstaunlich geschmeidig in die Geschichte, welche das Leitungsteam, bestehend aus Zoé Piguet und Chris Meier (Regie) sowie Joëlle Regli (Choreografie) und Viktor Szlovak (musikalische Leitung), neu erzählt.

Und alles live: Die fünfköpfige Band sorgt für den Pep, den Shakespeares Ehefrau Anne so sehr vermisste. Zart besaitete Seelen dürften indes von so viel Modernität überrascht sein, wenn ein nicht binärer Charakter ebenfalls die Geschichte aufwirbelt.

Ein schöner Erfolg

Die Premiere am vergangenen Samstag sorgte für Begeisterung: Im vollen Saal des reformierten Kirchgemeindehauses erhielten die jungen Künstler*innen tosenden Applaus. Ein schöner Erfolg für einen Verein, der sich seit 1996 dafür einsetzt, dass Jugendliche und junge Erwachsene gemeinsam ein Stück einstudieren und sich dabei auch in vielen Bereich wie etwa beim Bühnenbild, den Kostümen oder der Maske einbringen können.

Julia ohni Romeo?

Nächste Aufführungen:
Freitag 10. März, 20 Uhr
Samstag 11. März, 20 Uhr
Ref. Kirchgemeindehaus Höngg
Ackersteinstrasse 190, 8049 Zürich

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