Jubiläum in den Schülergärten

Die Gesellschaft für Schülergärten (GSG) feiert dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen und tat dies letzten Samstag, 27. August, in Anwesenheit von Stadträtin Ruth Genner in Höngg.

Eine Gruppe der Schülergarten-Pünten-Kinder und mit einem Teil ihrer Ernte.
Stadträtin Ruth Genners Ansprache wurde aufmerksam gelauscht.   
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Dass man sich exakt den letzten Sommertag des Jahres ausgesucht hatte für die Feierlichkeiten in Höngg, war für die GSG ebenso unvorhersehbar wie die Tatsache, dass ihr langjähriger Präsident Josef Studhalter am 4. August, wenige Tage vor dem Jubiläumsanlass, verstarb. Dies war der einzige Schatten, der an diesem Tag auf den Platz hinter dem Schulhaus Pünten fiel, wo die Feierlichkeiten stattfanden. So war es denn an Vizepräsidentin Yvonne Muggler, die auch den Garten beim Schulhaus Pünten betreut, die kleine, aber prominente Gästeschar zu begrüssen. Nebst Stadträtin Ruth Genner – der ebenfalls angemeldete Stadtrat Martin Vollenwyder hatte sich kurzfristig entschuldigen lassen – waren verschiedene Politikerinnen und Politiker aus den beiden Zürcher Räten sowie Quartiervertreter erschienen.

Eine Rede, auch in memoriam

Als Yvonne Muggler in Erinnerung an Josef Studhalter die Rede verlas, welche dieser noch selbst verfasst hatte, herrschte andächtige Stille im kleinen Zelt. Studhalters Worte riefen die Vergangenheit der GSG in Erinnerung, welche in ihren Anfangsjahren erzieherische Aspekte verfolgte: 1911 von Pfarrer Gottfried Bosshard gegründet, verfolgte man die Idee, für die Kinder der damals an den Stadträndern entstandenen Arbeiterquartiere eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu schaffen und sie so «vor drohender Verwahrlosung zu schützen». Gartenarbeit wurde als ideales Erziehungsmittel betrachtet. Die Behörden der Stadt Zürich unterstützten das Anliegen, indem sie der Gesellschaft Gartenareale in der Nähe der Schulhäuser überliessen, nach und nach halfen sie auch zunehmend finanziell (vgl. Kasten). Doch Studhalter hatte in seiner Rede nicht nur zurück, sondern auch in die Gegenwart geblickt. Heute werden in 22 Gärten für ein Kursgeld von 100 Franken von Frühling bis Herbst jährlich über 500 Schulkinder im Gärtnern auf biologischer Grundlage unterrichtet. Ein Freizeitangebot unter vielen, aber dennoch sehr beliebt bei Kindern der Unterstufe. Sein Blick in die Zukunft, die er selbst nun nicht mehr erlebt, war dem Wunsch gewidmet, dass auch künftig über das Leben, Wachsen und Ernten in den Schülergärten berichtet werden kann und sich genügend Gartenleiterinnen und -leiter finden, welche bereit sind, die Kinder durch das Gartenjahr zu geleiten. Mit «Ich bin glücklich sagen zu dürfen, dass unsere Arbeit auch nach 100 Jahren hoch aktuell ist und in Zukunft noch wichtiger sein wird», schlossen seine Worte aus Yvonne Mugglers Mund.

Ein «Pflanzblätz» fürs Leben

In ihrer anschliessenden Rede würdigte auch Stadträtin Ruth Genner Josef Studhalter, der während 23 Jahren im damaligen Gartenbauamt gewirkt hatte, aber auch als «Mister Zürifäscht» bekannt war: «Er engagierte sich für die grünen Anliegen in der Stadt über seine Pensionierung hinaus. Zürich verliert mit ihm einen wichtigen Botschafter fürs Grüne – als Gärtner wusste er, dass auch er in den grossen Lebenskreis eingebunden ist. Den Kreis, der sich nun für ihn geschlossen hat.» Genner, deren beide unterdessen erwachsene Töchter in den Schülergärten mitwirkten und sich gerne daran erinnern, betonte: «Ein ‹Pflanzblätz› ist immer auch ein ‹Lehrblätz›, und zwar einer fürs Leben.» Gartenkinder würden dies früh lernen − ein Leben sei ein Kommen und ein Gehen, im Garten sieht man das Wachsen und Verwelken, über das Jahr schliesst sich ein Kreis. «In den Gärten lernen die Kinder praxisnah den Respekt vor der Natur und dass der Mensch ein Teil davon ist: ohne sie kann er nicht sein.» Was dies bedeutet, liess sich anschaulich rund ums Zelt betrachten: Der nahe Schülergarten stand in üppiger Pracht, auf Tischen und Bänken war die Ernte von Gemüsen bis zu Blumen präsentiert und die anwesenden kleinen Gärtnerinnen und Gärtner verteilten emsig wie Bienen die Früchte ihrer Arbeit unter den Gästen. Die bereitgestellten Getränke und Speisen animierten zum gemütlichen Verweilen bei Gesprächen rund um Garten-, Schul- und andere Themen, was denn auch viele taten.

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