Jetzt ist Zeit für die Familie – und zum Lastwagenfahren

Nach knapp zehn Jahren übergibt Urs Leu die Leitung des Gesundheitszentrums für das Alter Bombach an seine Nachfolgerin Mirjam Fuchs. Ein Abschiedsgespräch.

Urs Leu verabschiedet sich vom Gesundheitszentrum «Bombach». (Foto: das)

Fast zehn Jahre lang hat er die Geschicke des Gesundheitszentrums für das Alter Bombach geleitet. Doch nun gibt er den Stab per 1. Januar weiter. Mirjam Fuchs heisst seine Nachfolgerin, die nun die Leitung des Gesundheitszentrums übernehmen wird. Der «Höngger» hat die Gelegenheit genutzt, sich noch einmal mit dem scheidenden Leiter zu unterhalten – über seine Motivation, die grössten Herausforderungen und die Pläne für die Zukunft.

Urs Leu, seit 2015 sind Sie der Leiter des Gesundheitszentrums. Nun verabschieden Sie sich vom «Bombach». War das eine spontane Entscheidung oder hatten Sie den Abschied schon lange geplant?
Urs Leu: Nein, das war für mich schon lange klar. Ich bin nun bald 64 Jahre alt und wollte gesund und zufrieden in meinen dritten Lebensabschnitt einsteigen. Deswegen war es für mich konsequent, mich ein wenig früher pensionieren zu lassen. Es fällt mir zwar nicht ganz leicht, aus dem Berufsleben auszutreten, und ich bedauere es, das Team zu verlassen, gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass mein Energielevel nicht mehr gleich hoch ist wie noch in früheren Jahren. Und ich bin überzeugt, dass das «Bombach» auch ohne mich sehr gut für die Zukunft aufgestellt ist. Wir haben ein sehr gutes Team und ein stabiles Kader.

Angesichts der Verantwortung, die eine solche Institution trägt, sind Stabilität und ein gutes Team sehr wichtig. Was würden Sie generell momentan als die grössten Herausforderungen Ihres Jobs bezeichnen?
Ich würde sagen, dass der Fachkräftemangel eine der grössten Herausforderungen in der Pflege darstellt. Auch mit Lohnerhöhungen und der Pflegeinitiative ist dieses Problem bisher nicht zu lösen gewesen, es handelt sich dabei vielmehr um ein politisch übergeordnetes, strukturelles Problem. Gleichzeitig werden die Menschen, die als Bewohnende zu uns kommen, immer älter. Man bleibt länger zu Hause, wechselt später in eine Institution als früher. Damit wird auch die Fluktuation grösser: Manche kommen nur zur Rehabilitation zu uns, andere gehen nach einem Kurzaufenthalt wieder nach Hause, dazu kommen natürlich noch die Todesfälle. Unser Haus weist insgesamt 150 Betten auf, allein im letzten Jahr hatten wir hier bei uns 120 Austritte. Das bedeutet nicht nur, dass sich die Bewohnerschaft immer wieder neu konstituiert, sondern damit ist auch viel Organisationsaufwand verbunden.

Was bedeutet das für das Pflegepersonal?
Viele der Pflegefachkräfte sind bei uns in Teilzeit eingestellt. All dies macht es für Pflegende und Patientinnen nicht einfacher, stabile Beziehungen zueinander aufzubauen. Für uns als Institution stellt es somit eine anspruchsvolle Aufgabe dar, den vielfältigen Bedürfnissen der Bewohnenden und ihrer Angehörigen gerecht zu werden – in einer Zeit, in der, wie ich finde, auch die Vereinsamung unter den älteren Menschen zugenommen hat. Doch wie gesagt, ich denke, wir sind hier im «Bombach» auf einem guten Weg. Und was bezeichnen Sie als Highlight Ihrer beruflichen Laufbahn im «Bombach»? Für mich ist es immer wieder wunderbar mitanzusehen, wie junge Leute, die bei uns vielleicht mit einem Praktikum anfangen, über ein Berufsattest zu einer Lehre gelangen, sogar die Ausbildung in der höheren Fachschule abschliessen und schliesslich als Mitarbeiterin bei uns bleiben. Ich finde es super, wie durchlässig und flexibel unser Ausbildungssystem ist und es macht Freude, den Werdegang dieser jungen Menschen mitverfolgen zu können.

Wie haben Sie persönlich denn die Berufswahl erlebt – war Ihnen schon immer klar, dass es ein Beruf in der Pflege sein wird?
Ich bin seit meinem 18. Lebensjahr in der Pflege tätig. Der Pflegeberuf war für mich attraktiv, nicht nur wegen des Lehrlingslohns, sondern auch, weil er eine gute Mischung aus Praxis und Schule aufweisen konnte. Zudem gefiel mir die Tatsache, dass man als Lehrling die Möglichkeit hatte, im Personalhaus zu wohnen. Nach der Lehre war ich zunächst in der Intensivpflege tätig, zuerst im Unispital und anschliessend im Stadtspital. Später habe ich die Leitung des Pflegedienstes im Gesundheitszentrum Witikon übernommen und bin dann mit dem Pflegezentrum ins Bombach umgezogen, während in Witikon Sanierungsarbeiten durchgeführt wurden. So kam ich nach Höngg und bin seither nicht mehr von hier weg.

Und nun beginnt für Sie ein neuer Lebensabschnitt. Haben Sie für den Ruhestand konkrete Pläne?
Ja sicher, ich freue mich darauf, mehr Zeit für die Familie und die Enkelkinder zu haben. Auch meine sportlichen Betätigungen möchte ich gerne wieder intensivieren. Das ist mir sehr wichtig, schon in der Jugend habe ich intensiv Sport getrieben – damals war es das Rudern, heute gehe ich gerne wandern, Velo fahren und demnächst vielleicht auch mal wieder mehr Ski fahren. Ausserdem habe ich mir vorgenommen, wieder mehr Lastwagen zu fahren. Den Führerschein habe ich schon früh gemacht und bin seither immer mal wieder Kipper gefahren. Das möchte ich gerne wieder aufnehmen. Ich bin nämlich eher der Typ, der seine Herausforderungen im Alltag sucht – statt 8000er zu besteigen, fahre ich LKW. Für mich ist das eine sehr befriedigende Tätigkeit: Wenn man abends den Haufen Erde sieht, den man von A nach B transportiert hat, weiss man genau, was man getan hat. Das ist bei einer Bürotätigkeit nicht immer klar ersichtlich.

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