«In Höngg fehlt es an Räumen für Jugendliche»

Chiara Ballerini ist in Höngg stark verwurzelt. Dabei schätzt sie das Quartier nicht nur als Wohnort, sie hat sich für eine Arbeit während der Ausbildung auch intensiver mit der Geschichte auseinandergesetzt. Für die Zukunft hat die 17-Jährige einige konstruktive Vorschläge.

Chiara Ballerini liebt ihren Job – und ihr Quartier. (Foto: zvg)

Ich bin in Höngg geboren und hier aufgewachsen. Im Quartier lebe ich nicht nur mit meinen Eltern und meinen zwei Brüdern, auch meine Grosseltern sowie eine Tante und mein Götti mit Familie leben in der gleichen Strasse wie wir. Wir haben hier also eine ziemlich starke Familienbande. Die Geschichte unserer Familie in Höngg lässt sich zudem weit zurückverfolgen. Schon mein Ururgrossvater war im Quartier zuhause, er hat an der Regensdorferstrasse 14, genau dort, wo sich heute die Alnatura-Filiale befindet, um das Jahr 1900 rum ein Wohnhaus gebaut, wo er mit seiner Frau und den sieben Kindern lebte. Er arbeitete bei der Firma Zweifel als Küfer, produzierte also dort die Weinfässer.

Mit Leidenschaft in Beruf und Hobby

Ich bin momentan im dritten Ausbildungsjahr zur Pflegefachfrau. Diese Ausbildung macht mir grossen Spass. Ich wusste schon früh, dass dies der richtige Beruf für mich ist. Auch meine Familie und Freund*innen haben mir stets geraten, mich beruflich in Richtung Pflege zu orientieren. Momentan bin ich bei der Spitex beschäftigt. Ob ich hier bleibe oder vielleicht doch nach Abschluss der Lehre in ein Spital wechsle, das weiss ich allerdings noch nicht.
Neben dem Job tanze ich gerne Hiphop. Ich habe an einer Tanzschule einen Kurs besucht und gebe jetzt mein Wissen und Können freiwillig weiter. Im GZ im Rütihof unterrichte ich einmal wöchentlich Primarschulkinder im Hiphop-Tanzen. Das ist für mich der perfekte Ausgleich zu meinem Job. Ich schätze es sehr, beruflich mit älteren Menschen zu tun zu haben und in meiner Freizeit dafür jungen Menschen das Tanzen beibringen zu können. Auch zum Abschalten nach einem schwierigen Tag ist Tanzen super geeignet.

Auseinandersetzungen mit der Geschichte Hönggs

Zu den Lehrabschlussprüfungen, die ich im kommenden Sommer hoffentlich erfolgreich absolvieren werde, gehört auch eine schriftliche Vertiefungsarbeit zu einem bestimmten Thema. Als Vorbereitung auf diese Arbeit haben wir uns in der Berufsschule mit dem Thema «Veränderung» auseinandergesetzt.  Das habe ich zum Anlass genommen, mich mit den Veränderungen in meinem Quartier zu beschäftigen. In Gesprächen mit meiner Grossmutter und durch die Lektüre von historischen Schriften über Höngg habe ich erfahren, wie sich die Regensdorferstrasse und ihre Gebäude im Laufe des letzten Jahrhunderts verändert haben. Es war sehr spannend zu erfahren, wie meine Gross- und Urgrosseltern hier früher gelebt haben – in ländlicher Umgebung, mit vielen Tieren und ohne all die technischen Hilfsmittel, die wir heute haben.

Höngg kann noch attraktiver werden

Persönlich lebe ich sehr gerne hier im Quartier. Mir gefällt die Nähe zum Wald und ich finde es schön, dass viele der alten Gebäude, die schon zu Zeiten meiner Urgrosseltern standen, immer noch da sind. Allerdings hätte ich schon ein paar Ideen, wie man Höngg vor allem für Jugendliche und junge Menschen noch attraktiver machen kann. Der Leerstand bei den Läden ist hier sehr gross und ich könnte mir vorstellen, dass ein Kleiderladen mit Mode für Junge attraktiv wäre. Dann müsste man nicht immer in die Stadt fahren, wenn man etwas Neues zum Anziehen braucht. Auch für die älteren Menschen wäre es sinnvoll, einen Bekleidungsladen in der Nähe zu haben, damit sie nicht immer so weite Wege auf sich nehmen müssen.
Was in Höngg ausserdem auch noch fehlt, ist ein Raum, wo sich die Jugendlichen ungestört treffen können. Klar gibt es das Angebot des Gemeinschaftszentrums, aber für die Räume muss man entweder einen Schlüssel haben, sie kostenpflichtig mieten oder zu den Zeiten dorthin gehen, an denen das Angebot der Jugendarbeit stattfindet. Ich würde mir aber einen Ort wünschen, den man einfach gratis und unkompliziert besuchen könnte und wo wir Jugendliche ganz unter uns wären. Ein selbstverwalteter Raum vielleicht. Oder auch nur ein gedeckter Unterstand, wo man sich im Winter aufhalten und Zeit miteinander verbringen kann. Das wäre toll.

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