In 257 Weinen um die Welt

Zum Jahresbeginn gab es an der Neuheiten-Degustation im Zweifel Vinarium Höngg über 49 Produzenten zu entdecken. Dieses Jahr überraschte unter anderem ein Produzent aus einer eher unbekannten Weinregion.

Urs Zweifel (links im Bild) in seinem Element.
Das Zweifel Frontteam mit CEO Johannes Reiners hatte trotz Grossandrang Zeit für ein Foto.
Bei gutem Wein lässt sich hervorragend philosophieren.
Portugiesische Neuentdeckung
Der Überraschungsgast aus Bulgarien.
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Wenn man an diesem letzten Montag des Monats bei der Migros um die Ecke bog, bot sich einem ein schöner Anblick: Vor dem Zweifel Vinarium waren lange Tische zu einer grossen Tafel aufgestellt worden, darauf die vielen edlen Tropfen, dahinter standen die Winzer und Produzenten und erzählten den Weinliebhabern, die sich um sie herum scharten, von den Herausforderungen des vergangenen Jahres, den spezifischen Eigenschaften dieser oder jener Traube, und offerierten natürlich jedem gleich einen Schluck zur Degustation – was sind schon Worte!

Weinkenner in ihrem Element

Die Tafel im Durchgang ist eine Neuigkeit ─ früher fand die ganze Degustation im Fasskeller statt. Dieses Mal hatte man den hintersten Bereich geschlossen und dafür vorne ausgebaut, um auch Passanten abzuholen. Es fiel tatsächlich schwer, ohne Weiteres am strahlenden Oenologen Urs Zweifel vorbeizugehen, der sich gleich am Tischende beim Eingang platziert hatte. Von Weitem war ihm anzusehen, wie sehr er in seinem Element war. In einer kurzen Pause zeigte er sich begeistert über die zahlreich erschienenen Gäste und schwärmte davon, dass man sich darauf einlasse, eine Vielfalt an Weinen zu degustieren und sich darüber auszutauschen. Ob man einen Trend ausmachen könne? Der Rosé sei sehr beliebt, man habe das lange herbeigeredet, aber jetzt sei es tatsächlich so. Zweifel selber habe einen solchen im Steinkrug im Sortiment. Unter seinen persönlichen Favoriten seien die portugiesischen Weine und natürlich die eigenen, sagte er noch, da wurde bereits wieder nach seiner Expertise verlangt. Sein Bruder und Delegierter des Verwaltungsrats, Walter Zweifel, war nicht minder im Schuss, empfahl aber unbedingt den Portugiesen «Herdade do Freixo» zu probieren, eine der Neuentdeckungen des Jahres.

Unerwarteter Neuling

Die Reise durch den Wein führte einmal um die Welt, über Argentinien, Kalifornien, Australien und zurück nach Europa mit einem überraschenden Zwischenhalt beim Produzenten Katarzyna Estate in Bulgarien. Im Dreiländereck des Landes, in der Tiefebene Thrakiens, liege die eigentliche Wiege des Weins, erzählte der Schweizer Vertreter des Gutes und beantwortete geduldig auch kritische Fragen eines älteren Besuchers, der sich in der Region auszukennen schien. Sechs Monate reift der Wein aus Mavrud-Trauben in einem Eichenfass, das heisst, nur ein Teil, denn 65 Prozent der Trauben kommen in einen Stahltank und werden später mit den anderen «assembliert», daraus entsteht ein sehr lieblicher, runder Wein. Die Weine seien sehr beliebt und jeweils komplett ausverkauft, wusste der Verkäufer zu erzählen. Man wird sehen, ob sie sich auch in hiesigen Breitengraden etablieren können, einen Versuch ist es durchaus wert. Nicht auf eine Region oder Traube festlegen wollte sich Beat Frischknecht, seit 25 Jahren bei Zweifel Weine und dort seit mehreren Jahren verantwortlich für das Marketing. Er schätze nach wie vor die eigenen Weine sehr, und der Anstieg an verkauften Eigenbauweinen um 18 Prozent im 2016 zeige, dass auch die Weingeniesser lokale Weine wiederentdeckt hätten. Im Trend lägen immer noch italienische und iberische Weine, vor allem auch solche aus Portugal, dort seien in den letzten Jahren tolle Sachen entstanden. Etwas schwieriger sei es zurzeit für australische Produkte, und auch die Präsidentschaftswahl in den USA haben möglicherweise Einfluss auf die Verkaufszahlen, das habe man schon früher feststellen können, die Kunden reagierten teilweise sehr sensibel auf solche Dinge.

Vermehrt Weine aus der Region

Ähnlich wie bei anderen Lebensmitteln könne auch im Weingeschäft ein allgemeiner Trend zum Lokalen festgestellt werden, erzählt Frischknecht, «als Konsument hat man einen anderen Bezug zum Produkt, es trinkt sich einfach anders, wenn man den Rebberg gleich vor der Türe hat. Das wissen immer mehr Leute zu schätzen». Und Raum nach oben hat es noch: Der Konsumanteil von Schweizer Weinen liegt erst bei 35 Prozent, es wäre genügend Wein vorhanden, würde die Nachfrage weitersteigen. Während am Nachmittag vor allem die Gastronomen den Weg ins Vinarium gefunden hatten, füllten sich nach Feierabend die Räumlichkeiten auch mit Privatpersonen. Wo sonst kann man an einem Tag und demselben Ort so viele verschiedene Weine probieren und entdecken und wird dazu noch so charmant beraten. Weinliebhaber sollten sich diesen Anlass unbedingt für das nächste Jahr vormerken.

Nächste Neuheiten-Degustation: Montag, 29. Januar 2018, Zweifel Vinarium Höngg.

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