Im Zivilschutz-Museum Geschichte hautnah erleben und verstehen

In Wipkingen befindet sich das erste und bisher einzige Zivilschutz-Museum der Schweiz. Der unterirdische Rundbunker Landenberg, unter dem kleinen Landenberg-Park gelegen, ist das Reich des Höngger Museumskurator Jürg-Peter Hug.

Kurator Jürg-Peter Hug im Operationssaal. Alle Gegenstände sind Originale von früher.
Die Ventilatoren konnten auch per Pedalen betrieben werden.
Vor dem Eingang des Zivilschutz-Museums.
Gerätschaften der Hauswehr, damit jedes Haus gerüstet war und sich die Bewohner auch selbst helfen konnten.
Zivilschutzmaterial so weit das Auge reicht.
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Draussen scheint die Sonne und es ist frühlingshaft warm. Ein warmherziges Lächeln im Gesicht hat auch Jürg-Peter Hug, der Museumskurator, der vor dem vergitterten Eingang zum Rundbunker Landenberg in der Nähe des Bahnhof Wipkingen steht. Er führt die Redaktorin in den düster anmutenden, kühlen Bunker – das pure Gegenteil zur Aussenwelt.
Der 68-jährige Höngger kam zum Museum wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind: «Ich war viele Jahre lang Sektorchef beim Zivilschutz und absolvierte anschliessend die Ausbildung zum Kommandant Kulturgüterschutz. Meine Vorgesetzten hatten dann die Idee, dass man in diesem Bunker ein Zivilschutz-Museum eröffnen könnte – der Ausführende sollte ich sein, zusammen mit anderen Leuten aus der Kompanie Kulturgüterschutz», erzählt Jürg-Peter Hug. Das Museum wird von Schutz & Rettung Zürich geführt.

In eine vergangene Welt eintauchen

Im Jahr 2005 war es soweit: Das Museum konnte seine Tore öffnen und die Besucher in eine andere, vergangene Zeit entführen. «1941 wurde der Bunker Landenberg gebaut, im Einsatz war er nie – zum Glück. 1964, zur Zeit des Kalten Krieges, wurde das unterste der drei Stockwerke zu einem Kommandoposten umgebaut. Danach wurde der Rundbunker bis in die 80-er Jahre vom Zivilschutz als Lagerraum benutzt.»
In unzähligen Stunden, Tagen, Wochen und Jahren Arbeit wurden Originalgegenstände und Exponate aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges zusammengetragen. Nun präsentiert sich der Bunker auf drei Stockwerken mit insgesamt rund 1500 m2 so, wie er in den Vierzigerjahren ausgesehen hatte – bereit, Zivilisten Schutz und Hilfe zu bieten. Der Landenberg-Bunker war eine Sanitäts-Hilfsstelle, die je 34 Betten für Leicht- und Schwerverletzte beherbergte. Total hatten, inklusive dem Personal, 200 Menschen Platz. Bei einem Flieger-Alarm war der Bunker samt Personal betriebsbereit.

Entgiftung einmal anders

Betritt man das Museum, fallen einem als Erstes die Türen mit den Beschriftungen «Entgiftung Männer» und «Entgiftung Frauen» auf. «Was bedrohlich klingen mag, sind aber nichts anderes als Duschräume, die sich hinter den Türen befinden – wenn man früher hierher hätte kommen sollen, hätte man als Erstes duschen müssen», erklärt Jürg-Peter Hug. Die Ausstellung ist nach Themen wie Verdunkelung, Bombardierung, Mobilmachung, Rettung, Versorgung, Alarmierung oder Übermittlung aufgebaut und kann so übersichtlich angeschaut werden.
Die Exponate kommen aus verschiedenen Quellen – etwa vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz, von anderen Zivilschutzorganisationen und nicht zuletzt von Privatpersonen, welche Estrichfunde machen und vorbeibringen – wie jene Dame, welche alte Kernseife vorbeibrachte, die jetzt passend im Operationssaal bereit liegt.
Nebst dem Blick in die Vergangenheit ist ein grosser Raum auch für die Ausstellung «Zivilschutz erleben» reserviert. Hier zeigen zeitgenössische Darstellungen, für was der Zivilschutz alles da ist – und dass es ohne ihn schlicht nicht geht, man denke nur an diverse Katastrophen. «Der Zivilschutz ist wahrscheinlich etwas vom wenigen, für das man gerne Steuern bezahlt», so der Kurator augenzwinkernd, der mit seinem Team dafür sorgt, dass die Führungen spannend Geschichte vermitteln.

Zivilschutz-Museum in Wipkingen
Das Zivilschutz-Museum ist regelmässig geöffnet und es finden Führungen statt, welche kurzweilige zwei Stunden dauern. Zivilschutz-Museum, unter dem Landenberg-Park, Habsburgstrasse, Eingang gegenüber der Hausnummer 17. Bequem ab Bahnhof Wipkingen erreichbar. Weitere Informationen: www.stadt-zuerich.ch/zivilschutzmuseum.

 

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