Quartierleben
Im Tunnel unter der Winzerhalde
Anfang November informierte das Tiefbauamt die Anwohnerschaft der Winzerhalde über den Fortschritt beim Kanalbau. Die aussergewöhnliche Geologie vor Ort führt zu Verzögerungen.
22. November 2024 — Dagmar Schräder
An der Winzerhalde wird gebaut: Während im vergangenen Jahr das Gebiet mit Fernwärmeleitungen erschlossen wurde, sind seit März wieder Bagger und Baumaschinen im Einsatz, um den Abwasserkanal auszubauen. Konkret beinhaltet das Bauprojekt des Tiefbauamts einen Speicherkanal in der Bombachhalde, einen Entlastungskanal in der Winzerhalde sowie ein Drossel- und Entlastungsbauwerk beim Wildenweg. Mit diesen Bauten sollen das bestehende Kanalsystem und die Regenentlastungsbauwerke ergänzt werden. Diese können aktuell bei Starkregenereignissen nicht mehr genug Wasser fassen und leiten daher das in ihnen aufgefangene Mischwasser in die Limmat ab.
Damit dies in Zukunft weniger häufig passiert, sind die umfangreichen Bauarbeiten notwendig, die bis Mai 2025 andauern sollen und Kosten von rund 19,23 Millionen Franken verursachen werden (der «Höngger» berichtete).
Einladung in die Baugrube
Für die Anwohnenden bedeutet das nicht nur Einschränkungen in Bezug auf den Verkehr auf der Winzerhalde, sondern auch eine nicht unerhebliche Lärmbelästigung. Um sie über den Fortschritt der Bauarbeiten zu informieren, lud das Tiefbauamt Interessierte zu einer Besichtigung ein. Anwesend waren Vertreter*innen des Tiefbauamts sowie der Bauunternehmung und der Planung. Diese gaben anhand von Videos, Plänen und Computeranimationen die Gelegenheit, nachzuvollziehen, was unter ihrer Strasse passiert.
In Führungen konnten sie sich zudem die Baugrube aus nächster Nähe anschauen: Mit einer Tunnelbohrmaschine wird das Kanalrohr auf einer Strecke von 530 Metern Länge in den Boden gelegt. Das Besondere am «Pressvortrieb», der Methode, die hier zur Anwendung kommt: Die Kanalarbeiten erfolgen ohne offenen Graben, die Rohre werden vielmehr unterirdisch unter der Strasse verlegt. Dazu gräbt sich die Maschine, die von einer Person direkt im Tunnel bedient wird, von der Startbaugrube aus mittels Vortrieb immer tiefer in den Boden, während mehrere Hydraulikpressen das Kanalrohr in das Loch schieben.
Im Gebiet einer Moräne
Eine grosse Herausforderung bei den Arbeiten, so erklärte Projektleiter Reto Streule, seien die anspruchsvollen geologischen Verhältnisse. Der geplante Kanal befinde sich im Gebiet einer Moräne, weswegen immer wieder Findlinge auftauchten, teilweise mit enormen Ausmassen und das trotz geologischer Gutachten. Diese müssten für die Tunnelarbeiten aus dem Weg geräumt werden. So berichtete die Vertreterin der Bauunternehmung von einem mehrere Meter langen Exemplar. Dies hatte eine kalte Sprengung zur Folge: Dazu werden mehrere kleine Löcher in den Stein gebohrt, in die quellfähiger Zement gegeben wird. Dieser quillt über Nacht auf und verursacht Risse im Stein, wodurch er in kleinere Stücke zerfällt.
«Das ist natürlich ein aufwendiges und zeitraubendes Verfahren», so Streule. «Während wir an guten Tagen, wenn keine Findlinge im Weg sind, mit unserer Tunnelbohrmaschine 15 bis 17 Meter vorankommen, bremst uns ein solcher Findling schon einmal auf einen Meter pro Tag herunter.» Das stelle nicht nur eine zusätzliche Lärmbelastung für die Anwohnenden dar, sondern sorge auch für Verzögerungen: Statt im März wird der Bau so voraussichtlich erst im Mai 2025 fertiggestellt.
Immerhin sei der lauteste Teil der Arbeiten, der Vortrieb des Tunnels, bald abgeschlossen. Bereits sind rund 490 Meter geschafft, fehlen also nur noch ungefähr 40 Meter, bis die Tunnelbohrmaschine die Zielbaugrube unterhalb des Gesundheitszentrums für das Alter Bombach erreicht. Die anschliessenden Arbeiten werden im sogenannten Microtunneling-Verfahren in Richtung Bombachhalde durchgeführt.
0 Kommentare