Im Label-Dschungel

Bio, Demeter, IP-Suisse: Bei den Gross- und Detailhändlern herrscht eine wahre Zertifizierungswut. Doch welches Label hält wirklich, was es verspricht?

Die Umsatzzahlen im Biosegment der Detailhändler haben in den letzten Jahren sichtbar zugelegt. Es scheint, dass ein stetig wachsender Teil der Bevölkerung nach ökologisch verträglich und sozial gerecht hergestellten Produkten verlangt. Pestizideinsatz, nicht artgerechte Tierhaltung, Futtermittelimporte in die Schweiz, die Vernichtung von Tropenwald oder die Ausbeutung von Arbeitskräften in südlichen Ländern führen bei der Herstellung von Nahrungsmitteln zu Herausforderungen und Problemen. Die Thematik ist komplex, kaum jemand kann oder will sich die Zeit nehmen, jedem Produkt auf den Zahn zu fühlen, stattdessen orientiert man sich beim Einkauf an den Lebensmittellabels, die auf dem Markt zu finden sind. Mittlerweile gibt es über 65 solcher Zertifikate, und bereits wird es wieder etwas undurchsichtig. Wie gut halten diese Produkte eigentlich, was ihre Labels versprechen? Im Jahr 2015 haben die Stiftung Praktischer Umweltschutz (Pusch), WWF Schweiz, Helvetas und die Stiftung für Konsumentenschutz SKS die 31 wichtigsten Labels bezüglich ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit analysiert. Das Rating zeigt: Die Hälfte der bewerteten Labels verdient das Prädikat «ausgezeichnet» oder «sehr empfehlenswert». Nachholbedarf besteht durchgehend im Bereich «Klima und Energie»: Dort wurde nur ein Drittel der möglichen Punktezahl erreicht.

EU-Bio-Verordnung deutlich weniger streng

Unter den Labels mit den Bestnoten rangieren unter anderen das Weinlabel Delinat, Natura-Beef Bio, Knospe Bio Suisse, Migros Bio, Demeter, sowie die Fair Trade Labels Claro und Max Havelaar. Naturafarm und das Label für Fische und Meeresfrüchte aus verantwortungsvoller Zucht ASC (Aquaculture Stewardship Council) erzielten zwar in einzelnen Bereichen sehr hohe Werte, in anderen aber nur durchschnittliche bis keine Punkte, weil ihre Richtlinien diese gar nicht abdecken. Dennoch erreichten sie immerhin das Prädikat «empfehlenswert». Labels, die sich nur an die EU-Bio-Verordnung halten, erhielten durchgehend die Bewertung «bedingt empfehlenswert». Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Europäische Verordnung ─ und auch die Schweizer Bio Verordnung ─ deutlich weniger streng ist als die Anforderungen von privaten Bio-Verbandslabeln wie etwas Bio Suisse oder gar Demeter. Aus der untenstehenden Auflistung ist ersichtlich, wie welches Label abgeschnitten hat.

Hier finden Sie eine detailliertere Auflistung der bewerteten Labels.

 

Die verschiedenen Richtlinien für Bauern in der Schweiz
Ökologischer Leistungsnachweis (ÖLN): Mindestanforderung an Bauern, die Direktzahlungen (Subventionen) erhalten wollen. Anforderungen entsprechen denen der Integrierten Produktion von 1996 und umfassen unter anderem Tiergerechte Haltung von Nutztieren, ausgeglichene Düngerbilanz und eine geregelte Fruchtfolge.

IP-Suisse: Als Grundanforderung gilt der Ökologische Leistungsnachweis. Für die einzelnen Produktionszweige sind aber strengere Auflagen zu erfüllen, welche immer den gesamten Betrieb umfassen. Sie haben unter anderem strenge Bestimmungen zur Fruchtfolge im Ackerbau und führen die Unkrautregulierung in der Regel mechanisch durch. Das IP-Suisse Label hat in Sachen Biodiversität die Nase vorn.

Bio Suisse Knospe: Die Knospe erlaubt weniger Zusatzstoffe und Verarbeitungshilfsstoffe als die EU- oder die Schweizer Bio-Verordnung. Vorschriften für Verfahren (schonende Verarbeitung), für Verpackungsmaterial und für Schädlingsbekämpfungsmassnahmen gibt es bei der Knospe, bei CH-Bio nicht.

Demeter: Demeter hat noch strengere Vorschriften als die Knospe im Anbau wie in der Verarbeitung. Milch darf beispielsweise nicht homogenisiert werden, und bei der Herstellung von Fleischwaren ist kein Nitrit erlaubt.

Quelle: www.bio-suisse.ch

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