Hönggerberg, (m)ein Waldparadies, zweiter Teil

Im ersten Teil dieses Artikels besprachen Emil Aeberli und Max Ruckstuhl, Leiter der Fachstelle Naturschutz bei Grün Stadt Zürich, auf ihrem Spaziergang die Bedeutung des Waldes als Energielieferant und Lebensraum und auch der Abfall im Wald wurde thematisiert. Im abschliessenden Teil führt sie ihr Weg nun weiter zu Rehen und «gutem Bauholz».

Auf dem Kappeliholzweg: Links von Emil Aeberli Mischwald, rechts von Max Ruckstuhl eine Monokultur.

Der erste Teil dieses Artikels, erschienen am 25. November, endete beim Weiher am Kappeliholzweg und dem Schwarzwild, das in jener Gegend schon gesichtet wurde. Weiterführend in Richtung Waldhaus nahe dem Holderbach bietet das Gebiet beidseits des Kappeliholzweges ein anschauliches Beispiel für den Wechsel von den Monokulturen mit Rottannen zu den gemischten Laubwäldern. Links des Weges eine leblos wirkende Fläche mit Rottannen – zwischen deren Stämmen der Schreibende als Kind noch auf allen Vieren durchkriechen musste, so niedrig waren sie – und rechts des Weges ein Mischwald, durch den wie gerufen ein Eichelhäher fliegt. Viele Waldflächen auf Stadtgebiet sind in Privatbesitz. Die Stadt kann nur geringen Einfluss nehmen, wie diese zu bewirtschaften sind. Doch Borkenkäferbefall oder Stürme wie Lothar offenbarten die Anfälligkeit von Monokulturen. So werden sie heute kaum mehr angepflanzt. Und schon stand man neben der Waldhütte beim Rastplatz, der dieses Frühjahr vom Verschönerungsverein Höngg (VVH) neu angelegt worden war. Für den VVH ist Aeberli voll des Lobes: «Der Verein trägt sehr viel dazu bei, dass es einem hier oben wohl ist, die vielen Bänke am Waldrand zum Beispiel werden gerade von uns Älteren sehr geschätzt.» Doch eine Bank brauchte der rüstige Mann gerade nicht. Kurz entschlossen verliess er den Weg und ging quer zwischen den Bäumen hinunter zur Holzbrücke über den Holderbach. Wenig Wasser führt dieser derzeit. Mit ein Grund, warum hier oben keine Fische leben – im Katzenbach aber, in den er in Affoltern mündet, leben sehr wohl Forellen, berichtet Ruckstuhl. Vorbei am Waldrand mit Blick auf die ETH ging es den schmalen Weg zurück Richtung Turnplatz, quer durch die Mittelwald-Versuchsfläche von Grün Stadt Zürich. Hier wird seit vielen Jahren eine Waldbewirtschaftungsform wiederbelebt, die seit dem 13. Jahrhundert bekannt ist. Dabei werden ausgewählte Bäume stehen gelassen um, früher zumindest, zu Bauholz heranzuwachsen. 200-jährige Eichen stehen hier. «Das gibt so schöne Barriques» gab Aeberli schmunzelnd seine Vorstellung von «gutem Bauholz» preis. Der Jungwuchs dazwischen, die sogenannte «Hauschicht», wird alle paar Jahre geschlagen und früher zu «Bürdeli» gebunden – hier geschehen zuletzt vor zwei Jahren. Zu sehen ist vom Eingriff bereits nichts mehr, alles ist wieder zugewachsen.

Guter Schutz für Rehe

Diese Waldform bietet auch Niederwild wie Rehen guten Schutz. Der Wald ist überall mit Brombeerranken bedeckt und so werden Menschen und streunende Hunde – immer wieder ein Thema im Wald − fern gehalten. «Biologischer Stacheldraht», schmunzelte Max Ruckstuhl. Um die jungen Bäume aber vor den rund 20 Rehen auf dem Hönggerberg zu schützen, sieht man da und dort Zaungevierte. «In diesen Gehegen», erklärte der Fachmann, «sind junge Eichen und Weisstannen vor Verbiss geschützt.» Sind diese wenigen Rehe tatsächlich eine Gefahr? «Da gehen die Meinungen zwischen Förstern und Wildhütern naturgemäss auseinander: Der erste sagt tendenziell, es seien zu viele, der zweite, der Wald vertrage sie.» Ist die kritische Höhe von anderthalb Metern geschafft, ist der Schutz unnötig, denn Hirsche sind bislang noch keine zugewandert. Dafür «wanderte» die kleine Gruppe nach zwei Stunden nun dem Fussballfeld entlang wieder dem Ausgangspunkt entgegen. Emil Aeberli zeigte sich mit dem Spaziergang sehr zufrieden. Mehr Fragen, als hier wiedergegeben werden konnten, waren dabei diskutiert worden. Doch nun drängte die Zeit: Max Ruckstuhl hatte andere Verpflichtungen und Emil Aeberli wollte rechtzeitig zum Mittagessen zurück im Restaurant Am Brühlbach sein. Ein Vormittag war vorbei, der – obwohl aus dem 1.-April-Wettbewerb entstanden – durch diese Berichterstattung auch für andere zum Gewinn werden kann.

0 Kommentare


Themen entdecken