Vorsicht: Lustmolche sind unterwegs

Um es gleich vorweg zu nehmen: Niemand braucht sich davor zu fürchten, auf dem nächtlichen Spaziergang im Hönggerwald von einem dieser «Lustmolche» belästigt zu werden. Ganz im Gegenteil: Wir sind eine Gefahr für die nachtwandelnden Lüstlinge – darum Vorsicht!

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Der fadenförmige Schwanzfortsatz, von dem der Fadenmolch seinen Namen hat, und die in der Paarungszeit schwarzen Schwimmhäute der Hinterfüsse sind nur beim Männchen vorhanden.
Dieses Bergmolchweibchen wandert auf der Kappeliholzstrasse.
Der fadenförmige Schwanzfortsatz, von dem der Fadenmolch seinen Namen hat, und die in der Paarungszeit schwarzen Schwimmhäute der Hinterfüsse sind nur beim Männchen vorhanden.
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Letzten Donnerstag lief es mir vor dem Haus über den Weg, ganz langsam – ein Fadenmolch-Männchen. Wie alle Amphibien ist auch dieses wechselwarm, es kann also seine Körpertemperatur nicht unabhängig von der Umgebungstemperatur konstant halten. In kalter Nacht mit darum tiefer Körpertemperatur bewegte es sich nur im Zeitlupentempo. Trotzdem ging es – getrieben von der Lust, sich zu paaren – zielstrebig zum nahen Weiher. Die Begegnung mit dieser hier eher seltenen und, mit etwa sieben Zentimeter Länge, kleinsten einheimischen Molch-Art zeigte mir, dass die Amphibienwanderung jetzt begonnen hatte. Am nächsten Abend traf ich dann im Wald auch Erdkröten und Bergmolche. Diese zweite Höngger Molch-Art erkennt man an ihrem leuchtend orangen Bauch. Die Männchen beider Arten haben ein «Hochzeitskleid». Während sich das Fadenmolchmännchen mit schwarzgefärbten Schwimmhäuten an den Hinterfüssen begnügt, kleidet sich das Bergmolchmännchen rundum festlich. Es bekommt zur Paarungszeit einen gelblichen Rückenkamm mit schwarzen Punkten, blau marmorierte Körperseiten, auf die nach unten ein Band schwarzer Punkte auf hellem Grund und ein hellblaues Band gegen den orangen Bauch hin folgen. Beim «Hochzeitstanz» im Paarungsgewässer werben die Männchen beider Arten ganz ähnlich. Zuerst stupst das Männchen mit seiner Schnauze seine Angebetete in die Flanke. Dann stellt er sich rasch schräg vor sie hin, wendet den Schwanz nach vorn und fächelt ihr Wasser zu. Schenkt sie ihm schliesslich Beachtung, dreht er sich um und schreitet voraus. Sobald sie mit ihrer Schnauze seinen Schwanz stupst, legt er auf dem Gewässergrund ein Samenpaket (Spermatophore) ab. Dieses nimmt das Weibchen in seine Kloake auf. Hat ein Molchmännchen Glück, nimmt ein Weibchen über eine bestimmte Zeit mehrere seiner Samenpakete auf. Doch kann es auch verschiedene Männchen berücksichtigen. So oder so wird es schlussendlich über Wochen hinweg rund 300 befruchtete Eier einzeln in die Blätter von Wasserpflanzen einwickeln und dort festkleben.

Doch bis es soweit ist, dauert es noch eine Weile. Momentan findet die Wanderung zu den Laichgewässern statt. Darum gilt für Spazierende und Bikende: Vorsicht! Wer bis etwa Ende April nachts im Wald unterwegs ist, sollte den Weg vor sich gut mit Taschen- oder Velolampe ausleuchten. Nur so kann man verhindern, dass man Amphibien zerdrückt und tötet. Dafür wird man mit vielen faszinierenden Begegnungen belohnt: Wandernde Molche, Kröten, Frösche und mit viel Glück entdeckt man sogar einen Feuersalamander.

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