«Teichhäkchen»

Im Frühling waren sie alle miteinander im Teich: Erdkröten, Grasfrösche und Bergmolche. Aus Laichklumpen und Laichschnüren schlüpften Kaulquappen, dann kam der «Froschregen» und jetzt sind sie alle weg – oder doch nicht?

Das aufgetauchte Bergmolchmännchen Ichthyosaura alpestris, anfangs April in seinem Hochzeitskleid, hat eben die verbrauchte Luft ausgestossen. Nun legt es im Mund-Rachenraum durch schnelle Zungenbewegungen ein Luftreservoir an, das es schliesslich in die Lungen «schluckt».
Diese rund vier Zentimeter lange Bergmolchlarve, erkennbar an ihrem dunkel pigmentierten Schwanz, atmet mit ihren gut sichtbaren Kiemenbüscheln.
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Wer genau hinschaut, entdeckt auch jetzt noch Molchlarven, die munter Wasserlebewesen jagen. Dazu gehören etwa Insektenlarven, Wasserflöhe und Würmer, einfach alles, was die wenige Zentimeter langen Larven irgendwie überwältigen können. Als wären sie bereits ausgewachsene Bergmolche, verfolgen sie mit blitzschnellen Bewegungen ihres Ruderschwanzes und mit schlängelndem Körper ihre Beute. Arme und Beine halten sie dicht am Körper und strecken diese erst zum Bremsen von sich. Wie die Kaulquappen haben auch die Molchlarven einen fischähnlichen Blutkreislauf und atmen mit Kiemen. Diese sind allerdings gut sichtbar, äusserlich und in Büscheln angeordnet.
Doch warum sind sie im Herbst immer noch als Larven im Teich, während die Kaulquappen schon längst zu Fröschen und Kröten geworden und an Land gegangen sind? Die Antwort findet sich in der unterschiedlichen Fortpflanzung. Die bei uns häufigen Froschlurche, Erdkröte und Grasfrosch, besammeln sich im Frühling in ihren Laichgewässern, wo sie sich innert einer kurzen Zeitspanne paaren und laichen, um danach in ihre Landlebensräume zurückzukehren. Alle ihre Kaulquappen entwickeln sich fast gleichzeitig und gehen auch synchron und in Massen zum Landleben über, weshalb man vielerorts von «Froschregen» spricht. Zwar treffen sich auch die Bergmolche ab März in ihren Laichgewässern. Doch legt das Weibchen seine bis zu 200 Eier nicht wie die Froschlurchweibchen meist innert Tagesfrist in Klumpen oder Schnüren, sondern Ei für Ei einzeln über mehrere Wochen verteilt. Dabei wickelt es jedes Ei sorgfältig in das Blatt einer Unterwasserpflanze. So erstreckt sich dann auch der Schlupf und die Entwicklung der Molchlarven über einen längeren Zeitraum. Die ersten gehen im Juni als kleine Molche an Land, während die letzten erst im September soweit sind. Bald suchen sie sich – wie auch die erwachsenen Molche, welche bereits im Sommer den Teich verlassen haben – ein geeignetes Winterquartier, etwa unter Steinen oder Totholz, wo sie als wechselwarme Tiere den Winter in Kältestarre überdauern. Nur einzelne «Spätzünder» überwintern als Larve im Teich.
Herbstzeit ist also Molch-Wanderzeit, auch in den Höngger Gärten. Und damit auf der Suche nach Winterquartieren keine Molche in Kellerschächte fallen, wo sie elendiglich sterben, deckt man diese mit feinmaschigem Gitter, etwa Fliegengitter, ab.

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