Höngg, der Mittelpunkt Europas

Er startete auf dem Platz vor der alten Kirche und endete im neuen Fasskeller bei Zweifels. Der Neuzuzügeranlass am 26. September, mit Rundgang und anschliessendem Apéro, lockte einige neue Gesichter an, die mehr von Höngg sehen wollten.

Etwas gedrängt, aber interessiert hörten die «neuen Höngger*innen» zu.
Marcel Knörr hat immer eine Anekdote zu Höngg im Sack.
Auf dem Platz vor der Reformierten Kirche trafen sich die «neuen Höngger*innen».
Die Cantata Prima sang als Auftakt «Gfunde».
Frisch aus London nach Höngg gezogen: Dominik und Lara.
Der neue Zweifel Fasskeller empfing die Neuzugezogenen in neuem Glanz.
Beim Ausschenken ging’s lustig zu und her.
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«Dies hier ist sozusagen ein Hauptplatz von Höngg». Mit diesen Worten startete Marcel Knörr, auf dem Platz neben der Reformierten Kirche, seinen Rundgang durch «das schönste Dorf von Zürich». Der Altgemeinderatspräsident und Architekt leitet diesen Abendspaziergang schon seit einigen Jahren und weiss immer spannende Anekdoten aus dem Hut zu zaubern. Die geschichtliche Reise führte die neuen Bewohner*innen von Höngg in die Zeit kurz vor der Reformation, als die ersten Schulen gebaut wurden, zu Heinrich Pestalozzi, der seinen Grossvater, den Höngger Pfarrer, besuchte und in die Zeit, als es noch einige Wirtschaften mehr in diesem Dorf zu zählen gab. Etwa 80 Personen erschienen am Mittwochabend auf dem Platz neben dem Generationen-Haus Sonnegg, um Teil der Führung und des Neuzuzügeranlasses zu sein. Unter ihnen erschienen solche, die Höngg schon seit einigen Jahren ihr Zuhause nannten, es aber zeitlich nie geschafft hatten, am Rundgang teilzunehmen. Auch einige Babies fanden ihren Weg im Kinderwagen zur Veranstaltung, sie zeigten jedoch eindeutig kein Interesse für die geschichtlichen Hintergründe ihrer neuen Umgebung.

Informationen, Informationen und noch mehr Informationen

Viel zu staunen gab es auf der anderen Seite der Kirche, auf dem alten Friedhof, denn dieser Ausblick auf die Stadt kann man nicht von überall bewundern. Neben der visuellen Informationsaufnahme kam auch die akustische Übermittlung nicht zu kurz, und die Besucher*innen erfuhren, warum Zwingli wirklich nach Zürich kam. Aus Liebe. Unter sich konnten alle die Europabrücke erspähen, deren Namensgebung erklärte Knörr mit der geografischen Lage: Sie verbinde im weiten Sinne zwei Enden von Europa, und Höngg sei mittendrin. Der weitere Weg führte die Gruppe an den Meierhofplatz, wo das Infozentrum der Quartierzeitung Höngg die nächste Station darstellte. Verlagsleiter Fredy Haffner erläuterte die geschichtlichen Aspekte der Zeitung und gab Auskunft zu deren heutigem Stand und dem Sinn des Infozentrums, welches nicht nur zur Übermittlung von Wissen und Informationen, sondern zu einem Austausch innerhalb des Quartiers diene. Mit einem herzlichen Applaus verabschiedeten sich die Zuhörer*innen mit Marcel Knörr und machten sich auf den Weg zur nächsten und letzten Etappe des Höngger Rundganges.

Dunkel war’s, der Mond schien helle

Die Dunkelheit verlieh dem Zug den Anschein, eine Gruppe auf Nachtwanderung zu sein, als schliesslich eine weitere Besonderheit von Höngg vorgestellt wurde. Der Präsident des Ortsmuseums, Beat Zürcher, stand vor dem altehrwürdigen Haus zum Chranz und verwies als erstes auf die Internetseite des Ortsmuseums, dort werde man in allen Belangen fündig werden. Zudem ermutigte er die Umstehenden, alte Gegenstände, die einen Bezug zu Höngg haben, einfach vorbeizubringen, sie nähmen solche Stücke nur zu gerne in ihre Sammlung auf. Mit einigen Lachern entliess er die Gesellschaft.
Nach einem weiteren Fussmarsch empfingen die Klänge des Jazz Circle Höngg die Besucher*innen auf dem Vorplatz des neuen Fasskellers der Firma Zweifel 1898. Man blieb stehen und lauschte gerne dem Jazz, bevor man sich im Inneren umschaute und all die umstehenden Stände begutachtete, hinter denen Mitglieder von Vereinen standen. Nach einer Weile, in denen die Besucher Gelegenheit hatten, sich mit einem Glas Wein oder Orangensaft, offeriert von der Firma Zweifel 1898, einzudecken, hiess Jonas Gantenbein, Leiter Gastronomie und Events der Firma Zweifel 1898 alle Anwesenden willkommen. Nach ihm ergriff Tiziana Werlen das Wort. Im Vorstand des Quartiervereins und zuständig für den Neuzuzügeranlass, forderte sie die Neuzugezogenen dazu auf, sich an den Ständen umzusehen und zu informieren, was Höngg an Vereinen und Aktivitäten alles zu bieten hat.

Vereine, Weine und Musik

Als musikalische Darbietungen waren die Cantata Prima mit dem Lied «Gfunde» und der Jazz Circle mit einigen Stücken zu hören. Sie begleiteten hintergründig das Treiben an und um die Stände. An einem Stehtisch stand ein junges Paar, frisch hergezogen aus London. Auf die Frage hin, was ihnen an Höngg denn gefalle, nannten Dominik und Lara unter anderem die ländliche Stimmung, das Dorfleben. Dasselbe kam von Anita, die schon vor acht Jahren aus Seebach hergezogen ist. Schon immer habe sie nach Höngg ziehen wollen und sie schätze es, dass jeder jeden kenne, dass man sich nicht bloss in einer anonymen Umgebung aufhalte und aneinander vorbeilebe. Sie sei auch schon in Kontakt mit dem Verschönerungsverein gekommen, sie und ihr Freund hätten sich über eine Bank im Wald geärgert, die immer im Schatten gestanden hätte, während nebenan die Sonne schien. «Da habe ich mal beim Verschönerungsverein angefragt, ob man dies nicht ändern könne». So haben die beiden Höngg zu einer neuen Bank verholfen. Ausserdem lobt sie den Neuzuzügeranlass für die «herzige Musik» und das reichhaltige Angebot an Ständen mit Vereinen. Diese waren tatsächlich zahlreich vertreten, mit Ausnahme von denen, welche am Mittwochabend Proben oder sonstige Verpflichtungen hatten.

Fehlende Angebote für die junge Generation

Ein junger Mann, hergezogen für seine Stelle an der ETH, bemängelte einzig das Angebot für Jüngere. Auf dem Rundgang durch Höngg hätte er gerne mehr als nur geschichtliche Fakten gehört und gesehen. Das Angebot für junge Höngger*innen und aktuelle Informationen seien leider etwas zu kurz gekommen. Ansonsten fände er den Anlass eine wirklich gute Sache, um sich zu informieren. Auch Robert Werlen am Stand des Männerchors gefällt der «Neuzuzüger». Der neue Fasskeller sei sehr ansprechend gestaltet und es entstünden jedes Jahr spannende Gespräche. Im Gegensatz zu früher sei dieser Neuzuzügeranlass jedoch schneller zu Ende gewesen, was an den fehlenden Sitzgelegenheiten liegen könnte. Dies sei aber auch völlig in Ordnung. Wer weiss, vielleicht sind die frischgebackenen Höngger*innen heimgeeilt, um sich gleich via Internet bei einem Verein ihrer Wahl anzumelden.

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