«Heissi Marroni» aus Zürich

Überall in der Stadt sind sie nun wieder zu finden: die charakteristischen grünen Marronihäuschen, aus denen es so verführerisch duftet. Die meisten hier erhältlichen Nüsse stammen aus Italien oder dem Tessin. Doch auch in Zürich gibt es Kastanienbäume.

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Stachlige Angelegenheit – so sehen die Früchte der Edelkastanie aus, wenn sie noch am Baum hängen.

Marroni gehören zum Herbst wie Kerzen zur Adventszeit. Und als Snack sind sie nicht nur lecker, sondern obendrein noch gesund. Deshalb waren die Edelkastanien in früheren Zeiten, bevor die Kartoffeln aus Südamerika Einzug in die einheimischen Küchen hielten, auch in der Schweiz, vor allem im Tessin und in Graubünden, eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Auch das Holz des Baumes fand vielseitige Verwendung.
Ursprünglich aus Asien und dem Balkan stammend, wächst der Baum vornehmlich in südlichen Gefilden mit mildem Klima, vor allem im Tessin und in Italien ist er zu Hause. Doch auch in Zürich sind einige Marronibäume zu finden. 48 Edelkastanien verzeichnet der Verein «Sirkku – Stadtfruchtbäume» auf seiner Online-Karte für die Stadt Zürich. Er will sich nun dafür einsetzen, dass es noch mehr werden.

Mehr Kastanien für die Stadt

Das erklärte Ziel des Vereins ist es, «dass Marroni als Stadtbäume zur Kultur und Ernährung von Zürich beitragen – heute und in Zukunft». Das Projekt gehört zu den Siegern des «Für Züri»-Wettbewerbs, bei dem ein Teil der ZKB-Jubiläumsdividende an Projekte aus Zürich mit den Themenschwerpunkten Kinder und Jugendliche sowie Umwelt und Klima verteilt wurde. Bis zum kommenden Jahr möchten die Initianten nun 50 zusätzliche Kastanienbäume in der Stadt pflanzen.

Für die Kastanienbäume spricht dabei nicht nur, dass sie neben der Produktion von Sauerstoff und der Verbesserung des innerstädtischen Klimas nachhaltige Lebensmittel produzieren, welche einfach zu sammeln und zu verarbeiten sind. Im Gegensatz zu vielen hier ursprünglich heimischen Bäumen kommen sie auch mit den infolge des Klimawandels steigenden Temperaturen und der zunehmenden Trockenheit gut zurecht. In Zusammenhang mit dem Klimawandel wird die Esskastanie daher in Zukunft auch in den hiesigen Wäldern von wachsender Bedeutung sein.

Neun Bäume in Höngg – bis jetzt

In Höngg sind nach Angaben des Vereins bis anhin neun Bäume zu finden. Davon sind allerdings, wie Luca Bronzini, Gründungsmitglied von «Sirkku», dem «Höngger» schriftlich mitteilt, momentan zwei nicht nutzbar – weil sie sich entweder auf Privatgrundstücken befinden, krank oder nicht bestäubt sind. Auf dem Areal der Schulhäuser Riedhof und Pünten, im Frankental sowie auf dem Hönggerberg befinden sich jedoch Kastanienbäume, deren Früchte von der Bevölkerung geerntet werden dürfen.
An den Stämmen aller städtischen Kastanienbäume hat der Verein einen QR-Code mit dem Link zu einem Fragebogen aufgehängt, um zu eruieren, ob und von wem die Bäume und ihre Früchte genutzt werden. Auf der Basis der so gewonnenen Erkenntnisse soll dann der Bestand an Bäumen erweitert werden.

Wer hat Platz für einen Marronibaum?

Dazu sucht der Verein nach Grundstücken im Privatbesitz, die sich für die Pflanzung eines oder mehrerer Marronibäume eignen. In punkto Bodenbeschaffenheit sollten diese Flächen möglichst wenig Kalk im Boden sowie eine gute Phosphorverfügbarkeit aufweisen. Ausserdem mögen die Pflanzen es möglichst warm. «So ist beispielsweise eine gewisse Nähe zu Gebäudefassaden und die Ausrichtung gen Süden hilfreich», erklärt Bronzini. Zudem sei es für das Projekt wichtig, dass die Bäume öffentlich zugänglich seien und sich möglichst nahe zu bereits bestehenden Kastanienbäumen befänden. Dies sei hilfreich für eine erfolgreiche Bestäubung. Baumgruppen würden demnach auch gegenüber Einzelbäumen bevorzugt.

Zusammenarbeit mit Grün Stadt Zürich und dem Waldlabor

Auch in Kooperation mit Grün Stadt Zürich soll der Bestand an Bäumen erweitert werden. Zudem steht der Verein mit dem Waldlabor auf dem Hönggerberg in Kontakt. Hier hat «Sirkku» einen Projektantrag für das Erstellen eines kleinen Kastanienhains, einer sogenannten «Selve» eingereicht. Wie Martin Brüllhardt, der Leiter des Waldlabors, erklärt, sei der Hönggerberg für eine grössere Selve zwar nicht geeignet, weil der Boden an den meisten Stellen zu kalkhaltig sei. Allerdings habe diesen Sommer am Sonderiweg ein Fichtenbestand aufgrund von Borkenkäferbefall vorzeitig geräumt werden müssen. «Daraufhin wurden auf der Fläche Bodenproben genommen, um die Eignung für die Pflanzung von Kastanien zu eruieren. Es hat sich dabei gezeigt, dass die Kalkgrenze tief genug liegt, um einige wenige Kastanien erfolgsversprechend anpflanzen zu können. Konkret wird dies aber frühestens im Frühjahr 2023», so Brüllhardt.

Rosskastanien fressen nicht mal die Pferde

Nicht zu verwechseln ist die Edelkastanie übrigens mit der hier viel weiter verbreiteten Rosskastanie: Trotz ähnlich aussehender Früchte sind die beiden Bäume nicht miteinander verwandt. Während die Edelkastanie ein Buchengewächs ist, stammt die Rosskastanie aus der Familie der Seifenbaumgewächse. Der Verzehr ihrer Früchte ist nicht ratsam: Sie sind nicht nur wenig schmackhaft, sondern können auch unerwünschte Nebenwirkungen wie Magenschmerzen und Durchfall hervorrufen. Doch mit Zahnstochern versehen und zu lustigen Holzfiguren verarbeitet sind sie eine dekorative Ergänzung zu jeder herbstlichen Marroni-Mahlzeit.

1 Kommentare


Luca Bronzini

27. Oktober 2022  —  12:12 Uhr

Hier gehts zur Webseite:
http://www.stadtzuerchermaroni.ch/

Und hier direkt zur interaktiven Maroni-Map:
http://www.stadtzuerchermaroni.ch/maronimap

Und hier zum Beschrieb der Ausstellung «Stadtzürcher Maroni» in der Vermicelleria ab dem 4. November:
http://www.stadtzuerchermaroni.ch/aktuelles

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