Stadt
Gut für Höngg, gut genug für Zürich
Was im Gebiet Segantinistrasse seit letztem Sommer getestet wurde, wird nun auf die ganze Stadt Zürich ausgedehnt: Der «Schilderwald» wird ausgelichtet, die Verkehrssignalisationen und die Wegweiser werden auf das notwendige Minimum beschränkt.
19. Januar 2012 — Fredy Haffner
Über viele Jahre wurden in der Stadt Zürich immer mehr Verkehrsschilder aufgestellt – und kaum eine Tafel entfernt. Inzwischen richten sich rund 55 000 Schilder an die Verkehrsteilnehmer. Zu viele, findet die Dienstabteilung Verkehr (DAV) des Polizeidepartements. Nun soll mit dem Projekt «Weniger ist mehr – Strassensignalisation in der Stadt Zürich» eine sichtbare Reduktion der Signaltafeln auf Stadtgebiet erreicht werden. Ein Pilotversuch in Höngg zeigte eine positive Wirkung.
Zonenstatt Einzelsignalisationen
Im Einzugsgebiet der Segantini- und der Michelstrasse wurden im Zuge der allgemeinen Sanierungsmassnahmen Ende April letzten Jahres 51 Prozent aller Verkehrstafeln, unglaubliche 153 Stück, abmontiert. Seither weisen fast nur noch die Zonensignalisationen an den Zufahrten zum Gebiet auf die Verkehrsregeln hin. Nun zog die DAV in ihrer Auswertung ein positives Fazit, wie Martin Guggi, Direktor ad interim der DAV, an einer Medienkonferenz sagte. Wobei die Auswertung passiv geschah: Es wurden keine Befragungen oder andere Erhebungen durchgeführt, was in einer Zeit, da jedes noch so kleine Projekt möglichst von einer universitären Begleitstudie ausgewertet wird, geradezu wohltuend erscheint. «Im Zusammenhang mit Signalisations- oder anderen Verkehrsführungsmassnahmen kommen jeweils sehr schnell Reaktionen aus der Bevölkerung, wenn jemand damit nicht einverstanden ist», sagte Guggi aus Erfahrung. Aus Höngg kamen diesmal keine. Nun werden im Laufe des Jahres in der Innenstadt und in weiteren Quartieren die Signalisationen und Markierungen reduziert.
Entschlackter «Schilderwald»
Nicht nur bei der Signalisation der Verkehrsregeln wird reduziert, sondern auch im Bereich der Richtungs- und Wegweiser. Im Zentrum des Projekts steht nebst der Verkehrssicherheit vor allem der Nutzen für die Verkehrsteilnehmer. «So erfolgt beispielsweise die schnellstmögliche Zuführung des Fernverkehrs auf den nächstliegenden Autobahnanschluss mittels Autobahnsymbol ohne Angabe von einzelnen Zielen», erklärte Martin Guggi. Die neue Strategie wurde am Central und entlang der Uraniastrasse bereits umgesetzt. Dass Ortskundige trotzdem weiterhin den gewohnten, oft kürzeren Weg einschlagen werden, ist man sich bei der DAV bewusst. All diese Änderungen dienen nicht nur der Vereinfachung der Verkehrsführung und der Entrümpelung des Stadtbildes, sondern auch der Erhöhung der Sicherheit – weiss man doch, dass Ablenkung einer der Hauptgründe für Verkehrsunfälle ist. Und diese geschieht durchaus nicht nur durch Telefonieren am Steuer, sondern eben auch durch zu viele Verkehrssignale, die alle beachtet werden wollen – selbst wenn sie überflüssig sind.
Priorität bei Neubauprojekten
Bei der Umsetzung geht die Stadt, auch im Hinblick auf die Finanzlage, pragmatisch vor. So werden die Signalisationen vorab im Zuge von Neubauten oder Sanierungen überprüft. Und nicht alle plötzlich leeren oder überdimensionierten Kandelaber werden gleich demontiert, denn man weiss ja nie: Vielleicht erweist sich das eine oder andere entfernte Schild doch plötzlich als notwendig.
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