Grossbaustelle ETH-Campus Hönggerberg

Am Dienstag, 5. Februar, fand auf dem ETH-Campus eine Informationsveranstaltung zu insgesamt fünf Neubauprojekten statt. Bis ins Jahr 2015 gehören Baustellen nun zum alltäglichen Bild auf dem Gelände.

So wird der dreiteilige Bau mit den Wohnräumen aussehen.
Visualisierung eines Studentenzimmers auf dem Campus Hönggerberg.
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Obwohl die neuen Bauten das Bild des Hönggerbergs erheblich verändern werden, waren nur wenige Zuhörer anwesend. Diejenigen, die es durch das dichte Schneetreiben an den Informationsabend geschafft hatten, wurden jedoch mit viel Wissenswertem eingedeckt. Immer mehr Leute wollen studieren. Dadurch wächst die ETH stetig. Mehr Labor- und Büroarbeitsplätze werden so benötigt, und die Infrastruktur muss ausgebaut werden. «In den Jahren 2013 bis 2015 wird vor allem der Campus Hönggerberg aus- und umgebaut. Ziel ist es, den Masterplan Science City umzusetzen», so Roman Boutellier, ETH-Vizepräsident für Personal und Ressourcen. Der Masterplan sehe vor, dass nebst Gebäuden zum Arbeiten und Forschen auch Wohnraum und Verpflegungsmöglichkeiten entstehen sollen. Gleichzeitig werde so auch der ETH-Standort im Zentrum Zürichs entlastet.

Fast 900 neue Einwohner für Höngg

In Zukunft wird auf dem ETH-Standort Hönggerberg also nicht nur gearbeitet, sondern auch gewohnt. Studierende erhalten insgesamt 897 Zimmer – ein grosser Bevölkerungszuwachs für Höngg. Katja Kalkstein- Eggimann vom ETH-Portfoliomanagement erklärte, dass in einer ersten Etappe das Gebäude HWO mit 492 Zimmern in Sechser- bis Zehner- Wohngemeinschaften erstellt werde. Eigentlich sind es drei Gebäude, die vom Juni 2013 bis September 2015 gebaut werden, doch haben sie nur den einen Namen HWO. In der Mitte der Wohnbauten wird es einen Innenhof geben, in dem sich ein Teil des sozialen Lebens abspielen soll. Auch eine Kinderkrippe ist in Planung. Die insgesamt 15 300 m2 Hauptnutzfläche wird ab September 2015 bezugsbereit sein. Zwei Gebäude werden von der Stiftung für Studentisches Wohnen finanziert, das dritte von der ETH selbst. Das zweite Wohnprojekt ist das Gebäude HWW, in diesem wird es 405 Zimmer in Sechser- bis Achter-WGs sowie Studios geben – der Standard wird hier etwas höher sein als beim ersten Wohnprojekt. Ein Gesamtdienstleister, in diesem Fall die Pensionskasse der Stadt Luzern, finanziert und plant das Gebäude mit 17 000 m2 Hauptnutzfläche. Baubeginn ist November 2013, bezugsbereit soll es ebenfalls im September 2015 sein. Alle 897 Zimmer werden rund 20 m2 gross sein und etwa 550 Franken Miete pro Monat kosten. «Zusammen mit den Neubauten wird ab Herbst 2013 ein neues Leitsystem für Strassen, Wege und Plätze eingeführt. Dieses sieht vor, dass man sich mit Hilfe eines Beschriftungskonzepts leichter auf dem Campus zurechtfindet. Auch neue Strassen wie ein Peter-Debeye- oder ein Leopold-Ruzicka- Weg werden entstehen und bieten neue Zufahrten zu den Gebäuden», so die ETH-Kaderfrau.

Platz für grossformatige Forschungsarbeiten

Gearbeitet und geforscht wird ab diesem März in der sich seit Oktober 2011 im Bau befindenden HIA-Halle. «Sie ist ein Neubau für das VAW-Gebäude und eine HIF-Hallenverlängerung – ich bin sicher, diese Abkürzungen sagen Ihnen nichts, aber für uns von der ETH sind solche Abkürzungen am einfachsten», so Katja Kalkstein-Eggimann. Die neue Halle hat eine Nutzfläche von 3300 m2 und wird für Versuche im Bereich Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie eingesetzt. 65 Arbeitsplätze werden hier geschaffen. In der HIF-Bauhalle, die verlängert wird, führen Architekte und Bauingenieure Versuche durch. Auf der heutigen Tiefgarage wird das Gebäude HIB erstellt – eine Versuchshalle für «grossmassstäbliche Modelle und Robotik», so Kalkstein- Eggimann. Baustart der Null-Emissions- Halle, «Arch-Tech-Lab» genannt, ist Juni 2013, die Inbetriebnahme ist auf August 2015 geplant. Auf der Nutzfläche von 4900 m2 werden 240 Arbeitsplätze geschaffen, 60 Parkplätze gehen verloren. Da die Halle die Form einer gewellten Holzskulptur haben wird und auf zwölf Stelzen steht, ist sie eine Herausforderung an die Statik. Während der Bauzeit werden deshalb einige hundert Parkplätze der Tiefgarage gesperrt sein.

Beeinträchtigungen durch Bauarbeiten

Vom Projekt HCP hat der «Höngger» in der Ausgabe vom 17. Januar 2013 bereits berichtet, es wird vor dem markanten Fünf-Finger-Gebäude HCI zu stehen kommen und Studierendenarbeitsplätze sowie kleine Seminarräume beinhalten. «Der treppenförmig angelegte Neubau führt die im HCI dringend benötigte Laborfläche, die derzeit als Büro genutzt wird, wieder ihrem ursprünglichen Zweck zu», so Roman Boutellier. Baustart des 4400 m2 grossen Gebäudes ist im März 2013, die 250 Arbeitsplätze sollen im Sommer 2014 angetreten werden. Dass es durch die Um- und Neubauten zu Beeinträchtigungen kommt, ist klar. «Insbesondere das Setzen der Grundpfähle verursacht Erschütterungen, die empfindliche Experimente beeinträchtigen können. Alle Betroffenen werden im Vorfeld konsultiert und die Labore direkt informiert.» Wo so viel gearbeitet und gewohnt wird, ist der Hunger gross. Deshalb setzt die ETH auf ein umfangreiches Gastronomiekonzept. Die Physikmensa wird saniert, zudem wird es einen «Foodmarket» geben. Die Chemiemensa wird stark ausgebaut, damit das lange Warten auf der Wendeltreppe über Mittag ein Ende hat. An der Wolfgang-Pauli-Strasse wird es einen Restaurantpavillon geben, der wie alle ETH-Gastro-Angebote öffentlich sein wird – ab 2015 sollte man dort essen können. Die Übergangsmensa auf dem Hönggerberg hat eine Kapazität für 700 Personen und ist ab dem 18. Februar geöffnet.

Innovatives Erdsondensystem

Dass viel Energie gebraucht wird, ist ebenfalls kein Geheimnis. «Die Heiz- und Kühlenergie bezieht der Standort Hönggerberg in Zukunft über ein Erdspeichersystem, wovon ein erster Teil seit vergangenem Jahr bereits in Betrieb genommen wurde.» Mit Hilfe dieser Erdspeicher wird im Sommer Abwärme aus der Kühlung in 200 Meter Tiefe gespeichert. Im Winter wird die Abwärme zum Heizen wieder genutzt. Dank diesem Konzept sollen das Heizen und Kühlen der Gebäude auf dem Hönggerberg bis 2025 praktisch kein CO2 mehr verursachen. Bereits zwei Erdspeicherfelder wurden gebaut, das dritte wird für die neuen Studierendenwohnungen HWO realisiert. Neu geregelt wird auch die Stromzufuhr: «Aufgrund einer gesetzlichen Vorlage muss bis 2018 die Strommittelspannung auf dem Hönggerberg von 11 auf 22 Kilovolt angehoben werden», so Katja Kalkstein-Eggimann.

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