Grillstellen statt Familiengärten?

Die SP und die Grünen wollen einen Teil der Familiengärten in der Stadt Zürich anders nutzen: Spielplätze und Grillstellen würden den Bedürfnissen heute besser entsprechen. Widerspruch gibt es aus Höngg.

Der Höngger Martin Zahnd setzt sich für Familiengärten ein. (Foto: zvg Martin Zahnd)

Das Postulat wurde Anfang Oktober im Gemeinderat eingereicht: Severin Meier (SP) und Roland Hohmann (Grüne) forderten den Stadtrat darin auf, zu prüfen, wie ein Teil der Familiengärten in der Stadt umgenutzt werden könne. Die Idee des Familiengartens, so Meier und Hohmann, stamme aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und müsse überdacht werden.

Gefragt seien heutzutage «alternative Nutzungen», die Rede ist von «urban gardening/farming», Spiel- und Grillplätzen. Laut dem Postulat soll für die Neuausrichtung ein Konzept erarbeitet werden; bestehende Konzepte sollen ergänzt werden. Bereits heute würden Familiengärten zu Gemeinschafts- oder Siedlungsgärten umgewandelt, wie es in dem Postulat heisst.

Es seien Orte des Austauschs, die auch den sozialen Zusammenhalt fördern. Meier und Hohmann betonen aber auch: Heutige Nutzer*innen sollen nicht verdrängt werden. Trotz der öffentlichen Nutzung der Familiengärten soll das Gärtnern, Pflanzen, Jäten und Ernten weiterhin im Vordergrund stehen.

Es geht nicht um wenig Land: Laut einem Artikel im «Blick» zählt Zürich rund 5500 Gartenparzellen, welche von diversen Vereinen verpachtet werden und der Stadt gehören. Parzellen, die äusserst begehrt sind: Manche der Vereine sollen Wartelisten mit hunderten Bewerber*innen haben.

Familiengärten sind wertvolle Naturoasen

Dem Postulat kritisch gegenüber steht der Höngger Martin Zahnd, der einen eigenen Familiengarten in Höngg unterhält. Der Unterschied zwischen einem herkömmlichen Garten und einer «alternativen Nutzung» sei beim Park am Wasser in Höngg ersichtlich – ein Grundstück, auf dem früher Familiengärten zu finden waren.

«Mein Garten ist voll von Blumen und Bienen. In den Gartenparzellen des Parks am Wasser hat es gerade mal einen Blumenstrauch», teilt Martin Zahnd in einem Schreiben an die Redaktion mit. Die Familiengärten, so Zahnd, würden der Natur viel mehr nutzen als öffentliche Spiel- und Grillplätze.  

«Ich verstehe das Anliegen, die Gärten den Menschen zugänglich zu machen, aber der Lösungsansatz mit Umwandeln in Grillplätze ist falsch», so Martin Zahnd. Aus seiner Sicht würde beispielsweise ein «Tag der offenen Gärten» mehr Sinn machen, ebenfalls führt er eine Art Buchungssystem ins Feld, um die Gärten gemeinsam zu nutzen.

Am Ende des Tages sei der Garten auch ein Kraftort, so Zahnd. Ein solcher erfordere viel Arbeit. «Über den Daumen gerechnet braucht es in der Gartensaison rund eine Stunde Arbeit pro Tag, das heisst, wenn ich einen Tag nicht dort bin, sind es am nächsten Tag zwei Stunden.» Für Ferien sei eine Stellvertretung unerlässlich.

Zahnd appelliert an die Naturschützer*innen, die Gärten nicht in Grillplätze umzuwandeln, das sei aus ökologischer Sicht völlig falsch. 

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