Grandioses Theater an der «Mitsing-Wienacht»

Die «Mitsing-Wienacht» ist einer der jährlich gesetzten Anlässe in der Agenda der Reformierten Kirchgemeinde Höngg und ebenso in vielen Haushalten im Quartier. Dieses Jahr war sie ein Leckerbissen.

Die traditionelle Geschichte wurde modern und witzig umgesetzt.

Seit 2002 engagieren sich Mitarbeiter der Kirchgemeinde zusammen mit Müttern, Vätern und anderen guten Geistern unermüdlich, um die Weihnachtsgeschichte auf die Bühne zu bringen und einen Chor aus Kinderstimmen hervorzuzaubern, der sich hören lassen darf. Gestartet hatte alles 2002 in der Kirche mit Liedern und einer Bilderbuchgeschichte. 2004, bereits im Kirchgemeindehaus, kam erstmals ein Theater dazu. Jedes Jahr wurden die künstlerischen Ansprüche etwas erhöht und so wurde die Aufführung am letzten Sonntag ein besonderer Leckerbissen. Wie immer war das Foyer des Kirchgemeindehauses bereits eine halbe Stunde vor Beginn gut gefüllt. Im grossen Saal gingen die letzten Proben über die Bühne, dann und wann öffnete sich kurz die Türe und die Spannung, die im Innern herrschte, strömte als Vorfreude den Wartenden entgegen. Dann kamen die kleinen Hauptpersonen in Einerkolonne heraus, begaben sich in ihre «Garderoben» und das Publikum füllte den Saal – wie immer bis in die hintersten Reihen. So weit war alles wie jedes Jahr. Auch als bald die Türe wieder aufging und die Kinder, angeführt vom Weihnachtsstern, durch die Reihen zur Bühne schritten und alsbald ihr erstes Lied erklingen liessen. Die Kinder des «Kiki», aus dem «Unti 2 und 3», dem «Treff 4», «Club 5» und der sechsten Klasse hatten ihre Mundartlieder ab CD und in Proben gut eingeübt. Der Text, an die Rückwand projiziert, war mehr eine Notfallhilfe – speziell für jene, die sich erst im letzten Moment zum Mitsingen entschlossen hatten.

Weihnachten als Störung

Dann begann das Theater der Sechstklässler. Pfarrer Markus Fässler hatte auf der Grundlage von Nicholas Allans «Jesus feiert Weihnachten» das Mundartstück «Es klopft» verfasst. Das Element der Störung spielt darin eine zentrale Rolle. Wie auch die Geburt Jesu damals als «Störung» empfunden wurde, so wird im Stück das Wirtepaar des Hotels «King David», das wegen der anstehenden Volkszählung – auch sie eine Störung im Alltag der Bevölkerung – bis auf den letzten Platz ausgebucht ist, immer wieder in seiner Nachtruhe gestört. Der Titel «King David» lässt die moderne Fassung der altbekannten Geschichte bereits anklingen. Die Personen kamen nicht, wie aus der traditionellen Fassung bekannt, in Jutekleidern auf die Bühne, nein, hier war auch Mode aus der Neuzeit zu sehen und auch das Bühnenbild war mit heutigen Elementen durchsetzt. Deutlich wurde es in der Sprachwahl, die durchgehend modern, ja zum Teil sogar dem Slang der Jugend entnommen und mit deutlichen Anspielungen an aktuelle politische Themen durchsetzt war. Und die junge Schauspieltruppe setzte «Es klopft» fulminant um! Mit Energie, Witz, schauspielerischem Talent und sicherer Stimme brachten sie ihr Publikum eins um andere Mal zum Lachen – nicht gerade das typische Verhalten von Zuschauern einer Weihnachtsgeschichte, aber äusserst wohltuend. Einzelne Patzer – etwa als sich Josef als «Jesus von Nazareth» im Gästebuch des «King David» einschreiben wollte – brachte die Kinder ebenso wenig aus der Fassung wie das eine der vielen Mikrofone, das immer wieder aussetzte. Geduldig, ja gar mit Schalk wurde die entsprechende Textstelle wiederholt, bis sie – dann dafür überlaut – aus den Lautsprechern schallte. Alle Darstellerinnen und Darsteller verdienen grosses Lob. Besonders erwähnt werden dürfen aber sicher Julius Schlapbach und Franziska  Gattlen als Wirt und Wirtin: Sie haben nicht nur das Element der «Störung» vortrefflich vermittelt, sondern gleichzeitig einen Einblick in das Eheleben eines gestressten Paares vermittelt, der gut als Parodie auf viele, sicher auch in Höngg gelebte Ehen gelten darf. Und auch diese wurden mit Szenenapplaus und Gelächter verdankt. Kein Wunder, waren um 18 Uhr alle mit der Leistung zufrieden. Die Live-Band hatte gut gespielt, die Tonund Lichttechniker − auch sie aus den Reihen der Sechstklässler − hatten gute Arbeit geleistet und draussen im Foyer wurde allenthalben gratuliert. Es blieb ein einziger Wermutstropfen: Es gibt keine Wiederholung. Wer «Es klopft» verpasst hat, darf sich die «Mitsing-Wienacht 2011» vormerken wie auch immer dann das Stück heissen wird.

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