Geplanter «Velopark Höngg» stösst nicht nur auf Freude

Am Mittwoch, 26. November, luden Grün Stadt Zürich, die Quartierkoordination Stadt Zürich und der neu gegründete Verein Velopark Höngg zum Informationsabend, der in eine hitzige Diskussion überging.

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Hier soll der Velopark Höngg entstehen. Im Hintergrund Häuser und der Bauspielplatz Rütihütten.

Der Raum im Schulhaus Rütihof war bis auf den letzten Platz besetzt, es schien, als wollten die rund 50 Besucherinnen und Besucher genau wissen, worum es geht. Andrea Rüegg, Quartierkoordinatorin Stadt Zürich, begrüsste die Anwesenden und stellte Janis Willuweit, Produkteverantwortlicher bei Grün Stadt Zürich, vor.

Biketrail verbessert die Sicherheit im Strassenverkehr

Gemäss dem Masterplan Velo des Tiefbauamtes der Stadt Zürich müsse spielerisches und sportliches Velofahren in attraktiven Parcours im Quartier möglich gemacht werden, das Interesse der Bevölkerung daran steige. Die Murmeliwiese im Friesenbergquartier sei dafür ein gelungenes Beispiel. Der Velopark Höngg richte sich wie der Murmelipark an drei- bis zwölfjährige Kinder mit Velos und Like-a-Bikes und solle ihre Bewegung fördern. «Ein solcher Velopark, Biketrail genannt, verbessert die Koordinationsfähigkeit, die Geschicklichkeit, das Gleichgewicht, das Abschätzen von Geschwindigkeiten und das Koordinieren und sich Zurechtfinden mit anderen Nutzenden», erläuterte Janis Willuweit. Dies seien alles Punkte, die später die Sicherheit der Kinder im Strassenverkehr verbessern würden.

Direkt neben Bauspielplatz vor ASIG-Siedlung geplant

Der Velopark Höngg ist auf der Wiese neben dem Bauspielplatz Rütihütten geplant, auf der der Grün Stadt Zürich gehörenden Parzelle HG8198 zwischen dem Lochholzwald und der Riedhofstrasse. Er wird etwas kleiner als der Bauspielplatz werden wellenartige Wege aus Kies werden auf der gemähten Wiese angelegt, der Abstand zum Waldrand beträgt 15 Meter. Der Velopark Höngg sei zonenkonform, da Sport- und Badeanlagen dort in der Freihaltezone bewilligt werden dürften, es brauche aber eine Baubewilligung, die auf jeden Fall eingereicht würde. Da eine Erdgashochdruckleitung unter der Wiese durchführe, seien Abklärungen nötig.

Fläche im Rütihof die einzige Möglichkeit

Grün Stadt Zürich sucht überall auf Stadtgebiet Flächen für Biketrails. In Höngg sei die Parzelle im Rütihof die einzige Möglichkeit. Überschnitten mit der Suche hat sich die Anfrage von Brigitte Moor, Präsidentin des erst kürzlich gegründeten Vereins Velopark Höngg, so Janis Willuweit. Sie hat bei der Stadt das Bedürfnis nach einem solchen Park geäussert und mit Lukas Staub vom Fahrradgeschäft Velo Lukas rund 300 Unterschriften für den Velopark gesammelt, der die Stadt Zürich rund 50 000 Franken kosten wird.
Zurzeit prüft Janis Willuweit Offerten von Trailbauern. Bis zur Eingabe eines Baugesuchs und der Eröffnung im Herbst 2015 ist es aber noch ein weiter und hürdenreicher Weg. Im Januar 2015 werden Infotafeln mit dem Streckenverlauf des Biketrails bei der Wiese aufgestellt. Falls das Projekt zustande kommt, erteilt Grün Stadt Zürich eine auf fünf Jahre begrenzte Betriebsbewilligung mit Option auf Verlängerung. Kleinere Flickarbeiten und der Unterhalt werden vom Verein Velopark Höngg ausgeführt, der auch bei Problemen Ansprechperson sein soll.

Treffpunkt für Kinder, Geschenk der Stadt Zürich

Brigitte Moor, seit fünf Jahren mit ihrer Familie im Rütihof wohnhaft, freute sich über «das Zeichen, mit dem die Stadt Zürich in Kinder investiert». Alle Eltern seien total begeistert von der Idee und Planung des Veloparks Höngg, Lukas Staub habe auch in seinem Geschäft Unterschriften gesammelt, und man erhoffe sich mit dem Bauspielplatz Rütihütten eine «lässige Freundschaft und Zusammenarbeit». Sie hoffe, dass mit dem Biketrail «wunderbare, sportliche Aktivitäten in der Natur, Projektwochen in Schulen und Testtage für Velos» möglich würden.

Grosse Uneinigkeit im Publikum

Im Anschluss an die Infoveranstaltung konnten Fragen gestellt werden, was rege in Anspruch genommen wurde. Es zeigte sich, dass nicht nur Befürworter des Biketrails, sondern auch viele Gegner gekommen waren. In der Folge liessen manche Anwesende einander kaum ausreden und fielen dem gerade Sprechenden nicht selten ins Wort. Auf die Fragen, wie der Biketrail genau aussehen solle, man wolle genaue Infos, hiess es von städtischer Seite, die Informationstafeln würden erst im Januar aufgestellt, vorher gäbe es keine Informationen.
Die Siedlungen, so etwa die ASIG-Siedlung gleich an der geplanten Stelle, seien nicht um ihre Meinung angefragt worden, wurde beklagt. Mehrere Besucher fanden das Vorgehen der Stadt Zürich falsch: Man informiere erst, wenn schon alles in die Wege geleitet sei, so dass man als Bewohner des Rütihofs kaum mehr eine Möglichkeit zum Reagieren habe. Ein Bewohner der ASIG-Siedlung erzählte, er und auch Nachbarn könnten wegen dem Lärm des Bauspielplatzes und des Siedlungsspielplatzes nie draussen sitzen, auch abends sei es bis spät «verdammt laut». Man müsse sogar im geschlossenen Wohnzimmer den Fernseher lauter stellen, um den Kinderlärm zu übertönen. Man werde alle rechtlichen Schritte ausschöpfen, damit der Velopark Höngg nicht gebaut werde. Er habe Kinder gern, «aber nicht alle sollen hier bei uns spielen». Jemand anderes fand, dann solle er doch aus dem Rütihof wegziehen, dies sei hier ein Familienquartier.

Beide Seiten verstehen

Es gab auch Stimmen, die beide Seiten verstanden: Es brauche Treffpunkte für Kinder, doch hier im Rütihof, wo die Natur direkt vor der Haustür sei, brauche es keinen Biketrail: «Wir haben auch ohne Biketrail Velofahren gelernt!» In der Innenstadt, wo es keine Grünflächen und keinen Wald gebe, dort seien Biketrails eine gute Sache, aber nicht hier im Rütihof, und schon gar nicht alles konzentriert bei der ASIG-Siedlung. «Sogar meine zwölfjährige Tochter hat gesagt, sie wolle hier wohnen, weil es anders sei als in der Stadt – das soll auch so bleiben», so eine Anwohnerin. Jemand anderes erzählte, auf der genannten Wiese würden oft Rehe grasen, Hase und Fuchs seien ebenfalls zu sehen – der Biketrail würde ihren Lebensraum sicher einschneiden.
Quartierkoordinatorin Andrea Rüegg versuchte die Emotionen der Besucherinnen und Besucher etwas zu besänftigen und beruhigte, es würden ausschliesslich Kinder des Quartiers den Velopark Höngg benutzen, Werbung dafür werde auch nirgends gemacht. Es entstand die ironische Gegenfrage, ob man zur Kontrolle einen Polizisten aufstellen wolle, der vor Eintritt in den kostenlosen Park den Wohnort kontrolliert. Es wohnen etwa 3500 Menschen im Rütihof. Man weiss nicht, wie viele der 300 Unterschriften für den Velopark von ihnen stammen – sicher ist aber, dass der Velopark die Emotionen hochgehen lässt.

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