Gaggi-Ferien

Tri-tra-trallala, tri-tra-tralla, jetz sind wieder alli da, jetzt sind’s wieder da. Oder spätestens nächste Woche. Ausser jenen Glücklichen, die weder schulpflichtige Bälger noch einen Job in einer Schule haben.
Wie war’s in den Ferien? Auch ich stelle diese Frage reflexartig immer wieder. Mit Bedauern, keine zwei Sekunden später. Denn natürlich war alles unübertrefflich: Wetter (schön), Strände (einsam), Meer (seichwarm), Bergnächte (angenehm), Essen (köstlich), Bedienung (so freundlich), Menschen (arm, aber glücklich), die Familie (nöd eimal gstritte!). Kein Dichtestress beim Check-In, in der Autokolonne, auf dem Zeltplatz oder dem Ausflugsboot, weder am Strand noch in der Gondelbahn. Keine Magenverstimmungen, Sonnenbrände oder Mückenplagen. Kein Ärger mit Mietwagen, Roaminggebühren und verlorenen Koffern. Keine quengelnden Kinder, keine nervenden Schwiegereltern oder nörgelnde Lebenspartner*innen. Niemand scheint miese Ferien gehabt zu haben. Selbst wer hierblieb auf Balkonien nicht.
Nur eine Bekannte beantwortete die «Wie-waren-die-Ferien»-Frage kurz und bündig mit «Gaggi». Das hat mich in seiner Prägnanz dermassen umgehauen, dass ich – obwohl ich reflexartig bereits dafür Luft geholt hatte – nicht fragte, warum. Ich hoffe, sie sieht es mir nach, denn es geschah nicht aus Desinteresse, sondern nur, weil «Gaggi» so viele wunderbare Interpretationen zuliess. Von Zelten, die so dicht standen, dass man durch alle hindurch zum Strand robben musste, vom Ausflugsboot, das nicht als solches erkannt und von einer NGO in den nächsten Hafen geschleppt worden war, vom versifften Mietwagen, den man sich mit einer anderen Familie teilen musste, dem falschen Koffer, den man vom Gepäckband geschnappt hatte und dessen Inhalt man nun am Leib trug und den Schwiegereltern, die man – ich schwöre aus Versehen – an einer Autobahnraststätte vergessen hatte (der Gatte und die Kinder waren ja leider im Auto geblieben). So wuchsen aus der «Gaggi»-Antwort meiner Kollegin vor meinem inneren Auge wie Kürbisse aus dem Kompost so viele herrliche Feriengeschichten empor, dass sie selbst längst still weitergegangen war, als ich endlich wieder im Hier und Jetzt eingecheckt hatte. Ich wollte ihr noch nachrufen, dass ich nächstes Jahr auch dorthin fahren wolle, wo sie eben war. «Gaggi», dachte ich, «verpasst».

Die Ferien spülend, Frank Frei

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