Frank*in Frei*in

Diese Zeitung hat unlängst damit begonnen, das Gendersternchen (*) zu verwenden. Sie schreibt also nicht mehr «Bäcker» wie noch im letzten Jahrhundert, auch nicht mehr «Bäckerinnen und Bäcker» wie lange Zeit, sondern eben Bäcker*innen, damit nebst Frauen und Männern auch Geschlechtslose und solche, die noch nicht herausgefunden haben oder sich noch nicht entschliessen konnten, was sie sind oder sein werden, mitgemeint sind. Das ist nett und politisch sicher ultrakorrekt. Mir als geschlechtsloses Pseudonym wird es jedenfalls warm ums Herz. Aber es hat auch seine Tück*innen.
Es «verhebet» in der Mehrzahl nur bei Grundformen, die auf «er» enden wie eben «Bäcker», da lassen sich die «*innen» anstandslos (Anstand, los!) anhängen. Bei «der Erbe» aber geht es nicht «Erb*in»? «Erbe*in?». Also müssten sie hier weiterhin von «der Erbe und die Erbin» schreiben oder den Begriff umgehen. Zum Beispiel mit «die, welche danach den ganzen Mist aufräumen müssen». Was im Kombi mit den vielen Gendersternchenbegriffen einen schönen Schreibsalat gäbe.
Und noch was, ihr Lieb*innen: Beim Lesen oder Vorlesen wird der Mann schlichtweg diskriminiert. Ok, wurde auch Zeit, die wurden lange genug textlich und generell überbewertet. Doch nein, im Frank-Freien Ernst: Wer liest bei «Bäcker*in» nicht automatisch «Bäckerin» und unterdrückt, missachtet, klammert aus und kastriert ihren männlichen Berufskollegen, den hundskommunen «Bäcker», den armen Mehlsack? Na bitte.
Ich plädiere deshalb für eine geschlechtsneutrale Formulierung: Ab sofort sollen die Macker*innen dieser Zeitung nur noch von «Menschen» schreiben. Da ist alles mitgemeint an Geschlecht, Nationalität, Hautfarbe, Glaubensrichtung, Konsumverhalten und was das eine Mensch sonst noch so von das andere Mensch unterscheiden könnte. Menschenskind, wie genial bin ich denn?!
Naja, ein Problem gibt es bei den Berufsbezeichnungen. Nicht mehr «Bäcker» (oder «Bäcker*in»), sondern nun heisst es «der Mensch, der Backwaren bäckt». Oder «der Mensch, der Brücken und andere grosse Bauwerke konstruiert (Ingenieur*in). Noch komplizierter wird es bei dem Menschen, der dem Menschen, der Menschen heilt, in einer Praxis assistiert. Da war die Medizinische Praxisassistentin (bzw. Praxisassistent) dann glaub doch einfacher.
Mist, elender. Ich bin doch nicht so genial. Ja sorry, aber was haben Sie denn von mir erwartet? Ich bin ja nur ein dämlicher Kolumnist, eine Kolumnistin, ein(e) Kolumnist*in («der Mensch, der für andere Menschen seine Gedanken aufschreibt, welche diese Menschen hoffentlich lesen, darüber nachdenken, schmunzeln oder sich ärgern wollen»). Gute Nacht, ich gehe schlafen und träum vom letzten Jahrhundert.

Menschliche Grüsse
Frank Frei

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