Frankenbühl: Viele Bäume fallen der Eschenwelke zum Opfer

In der Gemeinde Oberengstringen steht in Kürze ein grosser Holzschlag an. Dieser betrifft die Waldgebiete rund um das Schwimmbad «Zwischen den Hölzern» sowie beim Friedhof Oberengstringen und wird auch in Höngg bemerkbar sein. Grund dafür ist der Befall der Eschen mit der Eschenwelke.

Ein typisches Bild einer von Eschenwelke und Hallimasch befallenen Esche. Die Wurzeln sind kaum noch vorhanden und lassen sich leicht zerbröseln. (Foto: das)

Wer in diesen Tagen unterhalb des Rütihofs Richtung Friedhof und Badi Oberengstringen im Wald spazieren geht, dem bleiben sie nicht verborgen, die roten und pinken Striche, mit denen eine grosse Zahl an Bäumen hier markiert ist. Leider verheissen sie nichts Gutes: Mit der Farbe sind jene Bäume gekennzeichnet, die Anfang des nächsten Jahres gefällt werden müssen.

Bei den Bäumen handelt es sich um Eschen, die fast ausnahmslos von der Eschenwelke oder dem Eschentriebsterben befallen sind. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um einen Befall mit dem aus Ostasien eingeschleppten, parasitären Pilz Hymenoscyphus fraxineus. Seit 2009 ist der Befall in der Schweiz bekannt, laut Angaben des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) sind in der Schweiz mittlerweile rund 90 bis 95 Prozent aller heimischen Eschen davon betroffen.

Die Folge des Befalls sind unter anderem eine Verminderung der Blattmasse, verwelkte Blätter, eine Verlichtung der Krone sowie eine Schwächung des Immunsystems. Die Schwächung wiederum hat zur Folge, dass ein weiterer, parasitär lebender Pilz leichtes Spiel hat: der Hallimasch. Dieser Pilz ist ursprünglich hier heimisch und schon lange vorhanden. Doch erst seit dem Vormarsch der Eschenwelke führt sein Befall zu grösseren Problemen. Er nistet sich in den Wurzeln der Bäume ein und zerstört diese.

Wurzeln werden zersetzt

Wie das konkret aussieht, demonstriert Thomas Hubli, Revierförster von Oberengstringen, bei einer Begehung mit dem «Höngger» vor Ort direkt an einem umgestürzten Baum: Von den Wurzeln des Baumes ist kaum noch etwas zu sehen, das bisschen, das dem Baum noch geblieben ist, lässt sich zwischen den Fingern zerbröseln wie trockener Kuchen. Auch die Rinde des Baumes ist zerfallen und lässt sich ganz einfach abschälen. Das macht den Pilzbefall nicht nur für den Baum selber, sondern auch für die Menschen äusserst gefährlich: Bäume ohne Wurzeln können bei der leichtesten Erschütterung umkippen.

Das Vierfache der Jahresmenge

Deshalb hat sich die Holzkorporation Oberengstringen dafür entschieden, alle betroffenen Eschen im kommenden Jahr zu fällen. Ursprünglich, so Hubli, sei noch geplant gewesen, die Bäume in mehreren Schlägen zu entnehmen, doch die Sicherheitsbedenken seien bei den vielbegangenen Wegen zu gross gewesen. «Bei diesen Fällarbeiten wird nun ungefähr das Vierfache einer normalen Jahresmenge genutzt», erklärt Hubli. Dass das brutal wirkt, ist ihm bewusst: «Auch mir selbst fällt dies schwer», ergänzt er, «die Esche ist eigentlich mein Lieblingsbaum». Doch die Sicherheit gehe vor.

Und der Baumschnitt könne, so Hubli weiter, dem Ökosystem Wald schliesslich auch eine Chance bieten: Durch die Schaffung von Lichtungen und die grössere Lichtmenge, die danach auf den Waldboden treffe, erhalte die Biodiversität neuen Auftrieb. Andere, weniger schattenresistente Baumsorten könnten wachsen, auch Sträucher hätten mehr Platz zur Verfügung. Für Wildtiere wie die Rehe bedeute mehr Licht ebenfalls mehr Nahrung, weil niedere Bäume und Büsche Äsung für die Tiere darstellten. Anstelle der Eschen entstehe so mit den Jahren ein vielfältiger Mischwald.

Hoffnung für die Eschen?

Genutzt werden die gefällten Bäume, wo es noch möglich ist, zur Holzverarbeitung. Sind die Schäden zu gross, werden die Bäume zu Holzschnitzeln verarbeitet. Finanziell lohne sich die Zwangsnutzung der Bäume für die Gemeinde aber kaum: «Mit diesen Arbeiten wird der Waldbesitzer keinen grossen Gewinn einstreichen, anders als es oft unterstellt wird», stellt Hubli klar. Vielmehr würden sich die Kosten für diese Zwangsnutzungen und der Erlös aus dem Holzverkauf in etwa ausgleichen.
Andere Möglichkeiten der Bekämpfung des Eschentriebsterbens gibt es bis anhin nicht. Momentan breitet sich die Krankheit noch ungebremst aus, die Existenz der Eschen als Art ist gefährdet.

Die Hoffnung besteht im Moment einzig darin, dass sich im Eschenbestand Resistenzen gegenüber den Schädlingen bilden. Deswegen werden Bäume, die keine oder nur geringe Krankheitssymptome aufweisen, so lange wie möglich stehen gelassen. Neuanpflanzungen werden jedoch aus den oben genannten Gründen keine vorgenommen.

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