Fit für weitere 30 Jahre

Nach nur 17 Monaten Bau- und Umbauzeit wurde das Alterswohnheim Riedhof wieder eröffnet. Doch es heisst nun gar nicht mehr Alterswohnheim, sondern schlicht «Riedhof – Leben und Wohnen im Alter». Der «Höngger» war beim kleinen Festakt dabei.

Ulrich Bernhard schneidet mit dem Messer, das er zum Aufrichtefest am 30. Juni 2015 erhalten hat, das Band durch.

Das garstige Wetter mit Schneetreiben, das am Samstag, 20. Februar, herrschte, hätte es gar nicht gebraucht, um die neue Wohnlichkeit des «Riedhofs» zu unterstreichen, der nach der Totalsanierung viele Elemente einer Hotellerie aufweist, die ja per se gastlich ist.
Geht man heute die Treppen zum «Riedhof» hinauf, steht man in einem zur Riedhofstrasse hin offenen Hof: rechts und vor sich das alte Hauptgebäude mit dem Eingang, links der Neubau mit dem Speisesaal. Von hier aus nicht sichtbar auf der Rückseite liegt der neue Nordtrakt mit 20 Zimmern. So hat der «Riedhof» nun total 83 Ein- und fünf Zweizimmerwohnungen und bietet 93 Bewohnerinnen und Bewohnern Platz. Der dritte, ebenfalls kaum wahrnehmbare Neubau ist der Bettenlift, der die zwei bestehenden Aufzüge entlastet. Pfarrer Markus Fässler, der oft im Riedhof war und ist, merkte bei der Begehung schmunzelnd an, dass wer im Haus jemanden gesucht habe, diesen oft wartend vor dem Lift gefunden habe. Diese Suche dürfte nun entfallen – und wer anhand der Fassade zu erkennen versucht, was alt und was neu ist, sucht ebenfalls vergeblich: verbaut wurde derselbe Travertin wie bereits 1982.

Nur dank den Jungen entstand 1982 das Altersheim

Mit diesem Ersteindruck betraten die zum Eröffnungsakt geladenen Gäste am Samstag, 20. Februar, den sanierten «Riedhof», wo sie im lichten Foyer von Ulrich Bernhard, Präsident des Vereins Alterswohnheim Riedhof Höngg, begrüsst wurden. In seiner Festrede erinnerte er an die Ersteröffnung im September 1982. Dass Höngg überhaupt ein zweites Altersheim bekam, war der von Pfarrer Studer gegründeten «Zwingligruppe» zu verdanken, die zusammen mit anderen Höngger Jugendgruppen ab 1965 bei vielen Gelegenheiten Geld für die «Aktion Altersheim Höngg» gesammelt hatte. Treibende Kraft war damals auch der letztes Jahr verstorbene Pfarrer Karl Stokar, der das Ziel des «Riedhofs» als «den betagten Menschen, die sich in einem Leben voll Mühe und Arbeit müde gerungen haben, einen Lebensabend in schöner, würdiger und behaglicher Umgebung zu verschaffen» umschrieb, wie ihn Ulrich Bernhard zitierte und anfügte, dass dies heute noch zutreffe.
1982 aber hiess es noch «Alterswohnheim Riedhof», mit Betonung auf «Wohnen», denn wer pflegebedürftig wurde, musste ins Pflegeheim umziehen – obwohl auf Drängen der damaligen Stadträtin Emilie Lieberherr, die den Bau grosszügig unterstützt hatte, in jedem Zimmer eine Nasszelle eingebaut worden war. Trotzdem musste bald im ersten Stock eine Pflegeabteilung eingerichtet werden: Man blieb zwar im Haus, musste aber «in den ersten Stock» wechseln, was oft einen schalen Beigeschmack gehabt habe. Tempi passati: Heute darf, wer in den «Riedhof» kommt, bis ans Lebensende in seiner Wohnung bleiben. Dies sei, so Bernhard, vor allem der Pflegedienstleitung und Heimleiter Christian Weber zu verdanken, die sich für dieses Konzept stark gemacht hätten.
So sind auch alle 88 Wohneinheiten mit einem Pflegebett und einer rollstuhlgängigen Nasszelle pflegegerecht ausgerüstet. Wer Unterstützung benötigt, und das seien bei einem Eintrittsalter 85 plus − vor 34 Jahren lag dieses noch bei gegen 75 Jahren – fast alle, erhält diese, als würde er oder sie noch zuhause wohnen: Das Pflegepersonal gelangt von den Stationszimmern im zweiten und vierten Stock aus zu allen. «Das ist ähnlich wie bei der Spitex», so Christian Weber, «das Personal geht zu den Bewohnerinnen und Bewohnern, nicht umgekehrt.»
Letzteren ist der mit dem Umbau verbundene Umzug nicht leicht gefallen, erinnerte Ulrich Bernhard in seiner Rede: «Jene, die ins Provisorium nach Kloten zogen, befürchteten den Fluglärm und jene, die nach Hottingen zügelten, die ungewohnte Umgebung – doch dann hat es allen gefallen.» Hottingen sei ein schönes Quartier, habe man ihm erzählt und gleich noch erklärt, wie weit man mit einem VBZ-Kurzstreckenbillett kommt. Und in Kloten seien einem die Flugzeuge schon über die Köpfe geflogen – aber es sei auch spannend gewesen, abends die nahenden Scheinwerfer zu beobachten, gab Bernhard ein paar Müsterchen zum Besten. So dankte er denn auch im Namen aller der Stadt Kloten und dem Alterszentrum Hottingen, bei welchen man 17 Monate Gast in schönen Räumen habe sein dürfen.

Lob mit Nebensätzen

Bernhards Lob galt natürlich auch allen anderen am Umbau Beteiligten, den Architekten und Arbeitern sowie speziell dem Vorstand des Vereins Alterswohnheim Riedhof Höngg, der unzählige zusätzliche und natürlich ehrenamtliche Stunden geleistet habe. Und an dieser Stelle konnte er sich ein paar Bemerkungen an die Adresse der Stadt Zürich nicht verkneifen: «Die Interessengemeinschaft der Trägerschaften der Privatgemeinnützigen Altersheime der Stadt Zürich, kurz ITP, zu der auch die beiden Höngger Altersheime Riedhof und Hauserstiftung gehören, umfasst 29 Betriebe mit 2285 Betten – was ungefähr dem Angebot der Stadt selbst entspricht», holte er aus. Mit anderen Worten: Mit der Leistung dieser privaten, oft ehrenamtlich geführten Institutionen erhält die Stadt Zürich ein grosses Angebot an Altersheimplätzen. Doch eine Anfrage um Unterstützung werde mit dem Schlusssatz beantwortet, dass man bedaure, den «Riedhof» nicht besser honorieren zu können, und man dem Verein für den geleisteten Einsatz danke, wie Bernhard zitierte. Das zeige sich auch bei den Kosten: Rund 22 privat finanzierte Millionen Franken habe man nun im «Riedhof» verbaut – für das städtische Altersheim Trotte, ungefähr von gleicher Grösse, haben in einer Volksabstimmung 60 Millionen bewilligt werden müssen.
Damit der «Riedhof» saniert werden konnte, haben die katholische und die reformierte Kirche Darlehen gesprochen. Nun ist man mit einer Bank in Verhandlung, um die Hypothek längerfristig zu regeln. «Die Finanzierung ist sichergestellt, auch durch erhaltene Legate», schloss Bernhard.
Später, im persönlichen Gespräch abseits der Festgemeinde, erklärte er noch etwas genauer, wie die privaten Altersheime vom Gesundheits- und Umweltdepartement der Stadt Zürich «geflissentlich nicht beachtet» würden, wie er dies nennt. Die Sozialdienste würden Bewohnerinnen und Bewohner praktisch ausschliesslich an städtische Heime zuweisen. Man sei von der Stadt auch bei der Suche nach einer Ersatzliegenschaft praktisch nicht unterstützt worden. Bernhard betont, dass bei den 29 ITP-Institutionen Vorstände, Stiftungsräte und viele mehr eben ehrenamtlich arbeiten. Und trotzdem: «Der ‹Riedhof› ist nun für die nächsten 30 Jahre gut gerüstet, wir dürfen Stolz sein», so seine Schlussbemerkung.

Wohnen wie im Hotel

Davon konnten sich auf dem Rundgang auch die Gäste überzeugen: Vom Foyer im Erdgeschoss, mit einladender Cafeteria, Cheminée-Ecke und Sitzgelegenheiten, geht es ebenerdig weiter zu Speisesaal, Mehrzweckraum, Aktivierungsräumen, Bibliotheksecke und Coiffeursalon.
Die Bewohnerzimmer in der ersten bis fünften Etage sind alle hell: Ein Bett, Vorhänge, ein Schrank mit Tresor und wahlweise zusätzlich einem Kühlschrank gehören zur Grundausstattung − der Rest kann individuell eingerichtet werden. Der Aufenthaltsraum mit Balkon auf jedem Stock lädt ebenso zum Beisammensein wie die Terrasse in der sechsten Etage, wo auch das Pflegebad, das Ärztezimmer und der Ruheraum für Mitarbeitende untergebracht sind.
Diesen Montag zogen die Bewohnerinnen und Bewohner wieder in ihren neuen «alten Riedhof» zurück  (siehe Bericht auf Seite XY) und mit ihnen werden auch alle Tiere zurückkehren. Hühner und Geissen draussen, Fische und Katzen drinnen, denn: «Wir setzen auf Tiere», wie Christian Weber sagte, «bei uns darf man auch mit seinem Haustier eintreten.»

Riedhof – Leben und Wohnen im Alter
www.riedhof.ch
Riedhofweg 4
8049 Zürich
Telefon 044 344 66 66
info@riedhof.ch

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