Gewerbe
Finger weg von unseren Quartierfesten
Die Kolumne von Nicole Barandun-Gross, Präsidentin des Gewerbeverbands der Stadt Zürich.
23. September 2025 — Eingesandter Artikel
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Zürich ist besser im Verbieten als im Festen. Die Stadt will internationale Strahlkraft – und schafft es nicht, ein eigenes Volksfest zu stemmen. Das Zürifäscht 2026 fällt aus, wegen der vielen Auflagen haben sich die bisherigen Organisatoren zurückgezogen.
Die Stadt weiss alles besser
Erst jetzt, über zwei Jahre nach der letzten Durchführung, beauftragt stattdessen die Stadt zwei Agenturen damit, ein Konzept für ein neues Stadtfest mit dezentralen Festplätzen aus dem Boden zu stampfen. Klingt partizipativ, die Stadt macht ja sonst für alles und jedes Echogruppen und Mitwirkungsverfahren. In Wahrheit wird hier aber von oben herab orchestriert, und das in Konkurrenz zu bestehenden Volksfesten wie der Schwamendinger Chilbi, die bestens funktionieren.
Die Stadt torpediert Eigeninitiative
Bleiben wir beispielhaft bei der Schwamendinger Chilbi: Seit über 50 Jahren organisieren lokale Parteien, Vereine, Firmen und Private dieses Volksfest sehr erfolgreich. Aktuell kämpft man dort mit einer Petition gegen neue städtische Auflagen und Gebühren, die Eigeninitiative ersticken. Muss die Stadt wirklich an Freiwilligenarbeit verdienen? Depot für Mehrweggeschirr ist das eine, aber Depot für Pet-Flaschen bei den Weltmeistern im Pet-Sammeln? Konkret standen Pet-Container überall auf dem Festgelände zum Entsorgen herum. Das ist Schikane und unnötiger Mehraufwand für die Veranstalter. Besonders wenn man bedenkt, wie viel Verpackung in der Stadt permanent nur schon bei der Verpflegung über Mittag im Freien anfällt – und von der Stadt im Rahmen ihres Auftrags entsorgt wird.
Die Stadt hat die Wahl
Während die Politik also Verbotskultur pflegt, bleibt die Frage: Warum klappt die Street Parade – eine der grössten Partys der Welt – jedes Jahr, während ein Zürifäscht angeblich an Sicherheitsbedenken scheitert? Offenbar liegt der Unterschied nicht im Können, sondern im Wollen.
Fazit: Wer das Feiern den Agenturen überlässt, bekommt keine Feste, sondern Projekte. Wer Volksnähe will, muss den Leuten auch etwas zutrauen und sie nicht im Regulierungswahn ersticken. Zürich hat die Wahl.
Nicole Barandun-Gross
Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich
gewerbezuerich.ch
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