Kultur
Figurentheater: «Das stumme Herz»
Das ScarFuso’s Figurentheater bringt ein lyrisches Drama nach Hugo von Hofmannsthal auf die Bühne. Die kunstvoll gefertigten Marionetten entfalten in zarten Bewegungen eine Erzählung voller Poesie und Gefühl.
23. Oktober 2025 — Daniel Diriwächter
Claudio, ein Edelmann, versinkt in tiefer Resignation. Hat er nicht genug gelebt, nicht genug geliebt? Da lädt ihn der Tod ein, vor seinem letzten Atemzug noch einmal jenen Menschen zu begegnen, die ihn prägten und die längst von ihm gegangen sind. So steht Claudio seiner besorgten Mutter gegenüber, aber auch der einst geliebten Frau, die an seiner Untreue zerbrach, sowie dem Jugendfreund, den er in den Selbstmord trieb.
Das ist die Ausgangslage des lyrischen Dramas «Der Tor und der Tod» von Hugo von Hofmannsthal, ein Text, der nun in Unterengstringen den Weg auf die Bühne findet. Das ScarFuso’s Figurentheater inszeniert Claudios letzte Augenblicke mit Marionetten unter dem Titel «Das stumme Herz».
«Unsere neue Produktion ist ein Stück aus einem Guss», sagt der ehemalige Höngger Werner Isenring, der zusammen mit Hans Jörg Raaflaub das Theater seit 2016 leitet und spielt. Der hauseigene Saal bietet Platz für rund 30 Personen.
Die Figuren erwachen zum Leben
Die beiden Puppenspieler präsentieren jedes Jahr eine neue Produktion. «Unsere Stücke sind immer verschieden, sei es im Stil oder in der Art der Puppen», ergänzt Raaflaub, der sich dem Figurentheater seit fast 40 Jahren widmet. «Das stumme Herz» ist ein leises, melancholisches Werk. Isenring und Raaflaub interagieren nicht mit ihren Figuren, wie es in früheren Produktionen der Fall war.
Stattdessen führen sie die kunstvoll gefertigten Marionetten sanft und anmutig im offenen Spiel über die Bühne. Diese bewegen sich in einem Raum zwischen Leben und Tod. Dazu erklingen Lieder von Strauss, Schubert, Mahler und Saint-Saëns.
Für Erwachsene
«Manchmal wird das Puppentheater verkannt», sagt Raaflaub gegenüber dem «Höngger». So vielfältig die Szene ist, in den Medien werde selten über sie geschrieben. «Viele denken dabei an Kindertheater», meint er. Puppentheater ist aber mehr als «Kasperli»: Das neue Stück spreche nicht zuletzt aufgrund seines Themas ausschliesslich Erwachsene an. Und ist man im Publikum mit den Figuren konfrontiert, wird das rasch deutlich.
Auch wenn der Tod das «stumme Herz» bestimmt, schwebt über der sanftmütigen Darbietung stets die Freude an den Figuren und die Lust am Spiel. Zehn Puppen sind zu erleben, von der kleinsten – dem schlechten Gewissen Claudios – bis hin zum mächtigen Tod. Isenring spielt darin vorwiegend die Hauptrolle des Claudio, während Raaflaub für den Reigen der Verstorbenen verantwortlich ist.
«Jedes Stück hat seine Tücken», sagt er. Beide bereiten sich seit Wochen akribisch vor, proben unermüdlich und sind nun bereit, endlich vor Publikum zu treten. Und trotz aller Herausforderungen weiss Raaflaub: «Unsere Puppen können alles.»
Die Daten
Samstag, 1. November, 19.30 Uhr
Sonntag, 2. November, 15 Uhr
Samstag, 15. November, 19.30 Uhr
Sonntag, 16. November, 15.00 Uhr (ausgebucht)
Samstag, 29. November, 19.30 Uhr
Sonntag, 30. November, 15 Uhr
Karten: 25 Franken
Reservation:
wisenring8103@gmx.ch /
078 791 44 11 oder
hj.raaflaub@gmx.ch /
079 297 21 60
ScarFuso’s Figurentheater,
Obere Hönggerstrasse 9 a,
8103 Unterengstringen




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