Feierlichkeiten zum 1. August auf dem Hönggerberg

Am 1. August luden Quartier-, Turn- und Verschönerungsverein Höngg wie jedes Jahr zum gemeinsamen Feiern auf den Hönggerberg ein. Der diesjährige Gastredner war Daniel Leupi.

Gemeinsam wird die Schweizer Nationalhymne angestimmt.
Daniel Leupi hielt ein Plädoyer für die Vielfalt.
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Zwischenzeitlich sah es an diesem 1. August ja so aus, als sei den Organisatorinnen und Organisatoren und ihren Gästen eine gemütliche Feier auf dem Areal des Turnvereins auf dem Hönggerberg nicht vergönnt. Nach einem überaus heissen und sommerlichen Tag hatte sich gegen Abend ein starkes Gewitter über Höngg entladen und jäh alle Freiluftaktivitäten beendet, bereits gezündete Grills gelöscht sowie schon gebratene Würste in Windeseile erkalten lassen. Doch pünktlich zum offiziellen Teil der Feierlichkeiten auf dem Hönggerberg verzogen sich die düsteren Wolken wieder und hinterliessen angenehm abgekühlte Temperaturen.

Festredner Daniel Leupi

Das Gewitter hatte jedoch dafür gesorgt, dass sich nicht ganz so viele Hönggerinnen und Höngger wie in anderen Jahren auf dem Festgelände eingefunden hatten, um gemeinsam den Abend zu geniessen. Gut gefüllt, aber nicht überfüllt, waren daher die Festbänke, so dass auch Spätankömmlinge noch ein Plätzchen an den Tischen ergattern und die von den Freiwilligen des Turnvereins zubereiteten Köstlichkeiten vom Grill geniessen konnten. Musikalisch bestens unterhalten wurden die Gäste derweil von Alleinunterhalterin Melanie Serschön, der ehemaligen Kreischefin der Quartierwache 10, die so manchen Hit auf Lager hatte und unter anderem zu Ehren des kürzlich verstorbenen Polo Hofers einige seiner beliebtesten Songs zum Besten gab. Um 20.30 Uhr schliesslich ergriff Alexander Jäger, der Präsident des Quartiervereins Höngg, das Wort und begrüsste die Gäste auf dem Hönggerberg. Sein Dank galt zunächst den Freiwilligen des Turn-, Verschönerungs- und Quartiervereins Höngg, die für die Organisation des Anlasses verantwortlich zeichneten und an diesem Abend mit grossem Einsatz für einen reibungslosen und gelungenen Ablauf der Feierlichkeiten sorgten. Dann übergab er das Wort an Stadtrat und Gastreferent Daniel Leupi, der sich seinerseits dafür bedankte, zu den Feierlichkeiten auf den Hönggerberg eingeladen worden zu sein. Es sei dies, erklärte der Stadtrat und Vorsteher des Finanzdepartements, anders als manch ein Zuhörer vielleicht erwarten möge, erst seine dritte Festansprache zum 1. August – und zudem die erste Ansprache, die er ausserhalb von Wollishofen halte. In Höngg, so habe er festgestellt, sei die Sicht tatsächlich weiter als in Wollishofen, der Anlass bedeute für ihn also eine echte Horizonterweiterung und gebe ihm zudem im wahrsten Sinne des Wortes die Gelegenheit, auf die Stadt Zürich herunterzuschauen, so Leupi augenzwinkernd.

Eine politische Anekdote als Sinnbild

Mit einer kleinen politischen Anekdote begann er seine Festrede. Hierbei ging es um die Bundesfeier im aargauischen Leimbach, die jüngst Schlagzeilen machte, weil der Pächter des Landes, auf dem die Feier üblicherweise stattfindet, das Land erstmalig nicht mehr einfach gratis zur Verfügung stellen wollte. Pächter und Organisatoren gerieten darüber derart in Streit, dass die Bundesfeier in Leimbach tatsächlich – und in diesem Fall nicht wegen des Wetters – ins Wasser zu fallen drohte. Die kleine Geschichte verursachte in Zeiten des medialen Sommerlochs landesweiten Wirbel und sorgte für einige Aufregung, bis der Streit schliesslich gütlich beigelegt werden konnte. Im Grunde, so erklärte Leupi, war es dem Landwirt nur darum gegangen, ein kleines Dankeschön in Form eines Gratisbiers und etwas Anerkennung für seinen geleisteten Einsatz zu erhalten. Aus diesem Beispiel, so Leupi, lasse sich so einiges ablesen und Lehren daraus ziehen, die weit über den lokalen Bezug der Geschichte hinausgingen. Zum einen beweise die Geschichte wieder einmal, dass es schlichtweg unabdingbar sei, miteinander zu reden und eine gute Kommunikationskultur zu pflegen. Betroffene zu Beteiligten zu machen und an der Erarbeitung der Lösung eines Problems zu beteiligen, das seien wichtige Rezepte für eine gelungene Problembewältigung. Auf gesamtschweizerischer Ebene sei das im Prinzip der Konkordanz festgelegt, in dem alle relevanten Parteien gemeinsam an der Erarbeitung gesamtgesellschaftlich tragbarer Lösungsansätze beteiligt seien, so Leupi weiter.

Plädoyer für die Vielfalt

Es gebe darüber hinaus aber noch weitere Aspekte, die sich anhand des Beispiels darlegen liessen. So sei nicht nur die Erkenntnis wichtig, dass ehrenamtliches Engagement und freiwillige Arbeit geschätzt und anerkannt werden sollten, sondern auch und vor allem diejenige, «dass alle Menschen in ihren Bedürfnissen und ihrer Wahrnehmung unterschiedlich sind», wie Leupi ausführte. Auf die Schweiz übertragen bedeute dies, die Verschiedenheiten der Bewohnerinnen und Bewohner zu akzeptieren und Gemeinsamkeiten zu betonen. «La suisse n´existe pas», der provokative Slogan des Schweizer Pavillons der Weltausstellung von 1992, habe genau dies aussagen wollen: Es gäbe nicht nur «die eine Schweiz», sondern es existierten mindestens so viele verschiedene Vorstellungen und Ideen des Landes, wie die Schweiz Einwohner habe. Diese Vielfalt sei ein Ausdruck von Freiheit, führte Leupi weiter aus und schlug damit den Bogen zur Zuwanderungsdebatte. Er plädierte dafür, Vielfalt auch in Bezug auf die Zuwanderung als Bereicherung zu verstehen. Und auch wenn die Zuwanderung und die daraus entstehende zunehmende Vielfalt zu Problemen führen könnten, seien diese doch hierzulande klein im Vergleich zu denjenigen, die andere Staaten und Menschen in anderen Regionen zu bewältigen hätten. Interessensausgleich und Kommunikation unter den Betroffenen würden auch in diesen Situationen besser zum Ziel führen als Monolog und Verweigerungshaltung, so schlussfolgerte Leupi und beendete seine engagierte Festrede mit einem Zitat Arthur Schopenhauers: «Der Mensch für sich allein vermag gar wenig und ist ein verlassener Robinson: nur in der Gemeinschaft mit den anderen ist und vermag er viel».

Vielfalt auch beim Feuerwerk

In diesem Sinne machten sich die Gäste im Anschluss an die Rede gemeinschaftlich daran, die Nationalhymne zu singen, bevor sich die jüngsten Gäste, begleitet von Fackelträgern, mit ihren zahlreichen Lampions und Lichtern auf ihren feierlichen kleinen Umzug durch den Wald machen durften. Kaum war der Lichterzug wieder zurückgekehrt, gaben die Organisatoren den Startschuss für den krönenden Abschluss der Feierlichkeiten: das Entfachen des Höhenfeuers. Angesichts der vorhergegangenen starken Regenfälle war es keine ganz leichte Aufgabe, den gewaltigen Holzstoss in Brand zu setzen, doch bald loderte das Höhenfeuer meterhoch und war weitherum sichtbar. Und fast ebenso vielfältig, wie die Menschen, die die Feier besucht hatten, war das Feuerwerk, das nun rund um das Höhenfeuer den Himmel erleuchtete.

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