Quartierleben
Feierlicher 1. August auf dem Hönggerberg
Am 1. August luden auch dieses Jahr wieder Quartier-, Turn-, und Verschönerungsverein Höngg gemeinsam zu Festivitäten auf den Hönggerberg ein.
11. August 2015 — Dagmar Schräder
Fast hatte es so ausgesehen, als könnte der Wettergott den Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag einen Strich durch die Rechnung machen – und das ausgerechnet in diesem Bilderbuchsommer! Die für den Abend angesagten Regenschauer hatten nämlich schon frühmorgens eingesetzt und den Tag ziemlich trübe beginnen lassen. Glücklicherweise verzogen sich die Wolken bis zum späten Nachmittag jedoch weitestgehend und sorgten damit für freundliche Rahmenbedingungen, um den Abend in netter Gesellschaft unter freiem Himmel verbringen zu können – der kurze Platzregen störte niemanden ernsthaft und die Tische waren schnell wieder trocken.
Wärst Du doch auf dem Hönggerberg geblieben
Genau diese nette Gesellschaft suchten viele Hönggerinnen und Höngger beim traditionellen Fest auf dem Areal des Turnvereins. Die Festbänke waren schon am frühen Abend voll besetzt, und die Warteschlange vor dem Grill schien nie abzureissen. Musikalisch trug das Duo Ursi & Marco zur guten Stimmung bei: mit Keyboard und Gesang gaben sie bekannte und zum Mitsingen animierende Schlager wie «Griechischer Wein» oder die augenzwinkernde Adaption «Wärst Du doch auf dem Hönggerberg geblieben» zum Besten und vermochten damit das Publikum gut zu unterhalten.
Ein Dank den Veranstaltern
Um 20.30 Uhr ergriff Alexander Jäger, Präsident des Quartiervereins Höngg, das Wort und begrüsste die Gäste herzlich. Er bedankte sich bei den Organisatoren und ihren freiwilligen Helfern, allen voran Martha und Walter Knecht sowie Caroline Hauer, die erstmalig die Leitung der Festwirtschaft übernommen hatten. Ausserdem galt es vor allem Paul Meier und Schaggi Heusser dem Vierten zu danken, die für die Errichtung des Höhenfeuers verantwortlich gewesen waren. Zudem bat er um eine kurze Gedenkminute für den vor kurzem in seinem 96. Lebensjahr verstorbenen Schaggi Heusser dem Dritten, der in den vergangenen Jahren stets für das Höhenfeuer zuständig gewesen war.
Ruedi Noser als Festredner
Schliesslich übergab Alexander Jäger das Wort dem Festredner, Unternehmer und Nationalrat Ruedi Noser (FDP). Er freue sich, die Rede zum 1. August in Höngg halten zu dürfen, erklärte dieser, und begrüsse es vor allem, nicht wie sonst bei seinen politischen Plädoyers zu einem vorgegebenen Thema referieren zu müssen, sondern für einmal seinen Vortrag ganz frei gestalten zu dürfen.
In seiner deutlich vom Wahlkampf geprägten Rede ging er zunächst auf den Umgang mit nationalen Mythen und Geschichten ein. Mythen seien wichtig für das Land und hätten die Funktion «uns und unseren Kindern zu erzählen, wer wir sind und woher wir kommen». Es müsse jedoch durchaus auch gestattet sein, diese zu hinterfragen. «Mythen alleine haben den Wohlstand in unserem Land nicht hervorgebracht», so Noser. «Sie geben Heimat, stehen uns aber auch oft im Weg, wenn wir die Realität richtig zu deuten versuchen.» Den Erfolg der Schweiz machten neben Traditionen vor allem andere Dinge aus, so etwa Innovationen, Mut zur Veränderung und vor allem Einigkeit. «Immer dann, wenn die Eidgenossen sich einig waren, waren sie erfolgreich – wenn sie zerstritten waren, erlitten sie Misserfolge und Niederlagen.»
In diesem Sinne appellierte er an seine Zuhörer, Politiker zu wählen, die den Willen zeigen, mehrheitsfähige Lösungen zu entwickeln und nicht solche, die bereits fertige Rezepte präsentieren. Ausserdem sollten sich die Stimmberechtigten ihre eigene Meinung zu Abstimmungen bilden und nicht den Parolen der Politiker folgen.
Zerstrittene EU und starker Franken
Kritisch äusserte Ruedi Noser sich zur Lage der EU, die von Uneinigkeit und Handlungsunfähigkeit geprägt sei und ihre Probleme nur verwalte, statt sie zu lösen. In einer derart instabilen EU habe die Schweiz nichts verloren, die Probleme der EU beträfen die Schweiz jedoch natürlich direkt. Die Eurokrise sei der Grund für den starken Franken, und solange die EU ihre Probleme nicht löse, bleibe der Franken auch weiterhin auf seinem hohen Niveau.
Die starke Währung sei jedoch auch ein Indikator dafür, dass die Wirtschaft in der Schweiz besser funktioniere als in anderen Ländern Europas. «Wenn wir eine schwächere Währung wollten, müssten wir nur mehr Fehler machen», so Noser. «Gelegenheit dazu gab es in der Vergangenheit genug – da hätten wir nur den verschiedenen wirtschaftsschädlichen Initiativen zustimmen müssen, die in letzter Zeit zur Abstimmung gelangt sind.»
Für die nächste Legislaturperiode wünsche er sich daher eine «Allianz zwischen Bevölkerung und Politik», die Vertrauen und Verantwortung schaffe und die Wirtschaft ermutige, weiterhin im Land zu investieren. Eine derartige Allianz ermögliche es der Schweiz, sich in schwierigen Zeiten auf das Wesentliche zu konzentrieren – auf die Einigkeit, die den Wohlstand im Land erhalte.
Höhenfeuer und Feuerwerk
Nach Nosers abschliessenden Worten und dem gemeinsamen Singen des Schweizerpsalms waren die kleinsten Festbesucher an der Reihe. Feierlich begleitet von Fackelträgern begaben sie sich auf ihren Lampionumzug und erhellten den Wald mit ihren farbenfrohen Lichtern. Ihre Rückkehr gab schliesslich den Startschuss für das grosse Höhenfeuer, das nun von den Feuermeistern des Verschönerungsvereins gezündet wurde. Während die einen verweilten und das wunderschöne, weithin sichtbare Feuer bestaunten, machten sich andere sogleich daran, ihr eigenes kleines Feuerwerk in den Nachthimmel zu jagen. In einem Punkt herrschte aber wohl unter allen Festbesuchern Einigkeit: dieser Abend war gelungen.
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