«Ewige Summer, das wünsch ich dir»

Während die meisten von uns aus hoffentlich sonnigen Sommerferien zurückgekehrt sind, beginnen diese für die Mauersegler gerade eben erst. Nach einer anstrengenden Brutsaison sind sie jetzt unterwegs Richtung Süden.

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Seit über 40 Jahren treffen im späten April «unsere» Mauersegler ein. Zuerst erkennt man nur einzelne schwarze Punkte am Himmel. Gerne mit Schwalben verwechselt, sind Segler jedoch näher verwandt mit den Kolibris. Plötzlich schiesst einer zielgenau auf das Haus zu und verschwindet blitzschnell in einem der 26 Kästen. In den ersten Tagen ist das Wehklagen der Spatzen, die von den schwarzen Geschossen kurzerhand aus ihren Brutnischen geworfen werden, herzzerreissend. Bald sind dann Balzflüge zu beobachten, bei denen ein Vogel seine Flügel in V-Stellung hält, um einen andern in Paarungsstimmung zu bringen. Langjährige Partner paaren sich allerdings seltener im Flug, sondern finden – nach anfänglichen Drohgebärden und Abwehrschreien des Erstankömmlings – in den Brutkästen zusammen. Während danach die bis zu 20 Jahre alten Männchen und Weibchen mit Brüten beschäftigt sind, treffen als «zweite Staffel» die «Vorbrüter» ein. Diese sind meist zwei- bis dreijährig und auf der Suche nach künftigen Partnern und Brutplätzen. Sie prallen absichtlich mit lautem Knall gegen einzelne Kästen und wenn daraus kein Protestschrei ertönt, klettern sie hinein. Doch oft fliegen gleichzeitig mehrere Kasteninteressierte an und es kommt zu heftigen Auseinandersetzungen, wobei durchaus der eine oder die andere unten in der Wiese landet. Mit ihren kurzen Beinchen und allen vier nach vorne gerichteten, scharf bekrallten Zehen sind Mauersegler spezialisiert auf das sichere Festkrallen an Felswänden, aber schlecht zu Fuss. Trotzdem schaffen sie es nach ein paar Hüpfern vom Boden aufzufliegen, wenn keine Hindernisse im Weg sind. Mit der «dritten Staffel», der Ankunft der letztjährigen Jungvögel, die noch keinen Anspruch auf Nisthöhlen erheben, ist die Seglerschar dann vollständig und bereit für ihr typisches Sommerspektakel. Dabei bilden sich am Himmel spontan Gruppen von rund 50 Seglern, die sich mit Geschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern und durchdringend schreiend unserem Haus nähern und dieses im wilden Karussellflug umkreisen. Eben diese «Screaming parties», zu denen sich auch die diesjährigen flüggen Jungen gesellen, machen einen Sommer für mich erst richtig zum Sommer. Doch jetzt ist es wieder still ums Haus. Die «Spyren» fliegen innert etwa drei Monaten ins südliche Afrika, von wo sie nach drei Monaten wieder drei Monate lang nordwärts ziehen, um von Mai bis August hier ihre Jungen aufzuziehen. Sie leben also ganzjährig im Sommer, auch wenn der diesjährige bei uns auch für sie gefühlt keiner gewesen sein dürfte.

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