Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Es ist verlockend: In Inseraten und auf Flyern versprechen Käufer viel Geld für Pelze, Gold und Antiquitäten. Doch wenn es zu gut scheint, um wahr zu sein, sollte man vorsichtig sein.

Frau Beller* hat ein schlechtes Gefühl. Vor etwa einer Stunde hatte sie auf ein Inserat reagiert, auf dem der Ankauf von Pelz ausgeschrieben wurde. Als sie dem Mann am Telefon mitteilte, dass sie ein entsprechendes Kleidungsstück zu verkaufen hätte, hatte er sie umgehend nach Antiquitäten gefragt. Als sie etwas irritiert erwiderte, sie besässe keine Antiquitäten, versprach man ihr, sie bezüglich des Pelzes zurückzurufen. Seither hat sie nichts mehr vom potenziellen Käufer gehört. Als sie es noch einmal telefonisch versucht, wiederholt sich der Dialog und schliesslich bietet man ihr ein Treffen an. Der Rückruf, mit welchem der genaue Treffpunkt bestimmt werden sollte, trifft nie ein. Vielleicht zum Glück, denkt sich Frau Beller heute.
Albert Zirn, seit über 50 Jahren Küschnermeister in Höngg, kennt solche Angebote. Regelmässig berichten seine Kund*innen über ähnliche Erfahrungen. Allerdings ginge es dabei immer um Gold, nicht um Antiquitäten. Man gehe wohl davon aus, dass jemand, der oder die einen Pelz besitze, auch oft wertvollen Schmuck habe. «Pelz, vor allem wenn er zwanzig Jahre alt ist und nicht richtig gelagert wurde, hat heute keinen Wert mehr», meint der Fachmann. Alleine die Reinigung und allfällige Reparaturen überstiegen den Betrag, den man allenfalls noch dafür erhalten könne. «Am besten gibt man die Stücke in die Textilsammlung», meint Zirn. Früher seien edle Textilien, Teppiche und Möbel noch als Kapitalanlage betrachtet worden, doch heute kann man damit kein Geld mehr verdienen. «Für einen Nerz zahlt heute niemand mehr einen vierstelligen Betrag», sagt er und warnt: Lieber Hände weg von solchen vermeintlich lukrativen Geschäften.

Fantasiepreise für Gold

Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es wahrscheinlich auch nicht wahr. Dasselbe gilt auch für den Goldankauf. Auf Inseraten locken die potenziellen Käufer*innen mit Preisen bis zu 59 Franken pro Gramm Feingold. Doch ausbezahlt werden diese nie, im Gegenteil, meist erhalten die unwissenden Verkäufer*innen weniger, als ihr Schmuck eigentlich Wert wäre.
Suzanne Brian von Brian Uhren und Goldschmiede hört solche Geschichten oft. «Wenn Goldpreise von 59 Franken pro Gramm angepriesen werden, sollte man skeptisch werden», meint die gelernte Goldschmiedin, denn der aktuelle Marktpreis liege bei etwa 52 Franken für ein Gramm Feingold. Brian rät Personen, die gerne ihren Schmuck verkaufen möchten, die Stücke in einem Fachgeschäft schätzen zu lassen. Dies werde meist gratis gemacht. Wenn die Schmuckstücke eigentlich zu schön seien, um sie einschmelzen zu lassen, könne es sich lohnen, sie auf den bekannten Internetbörsen zum Verkauf anzubieten. Auch die Stadtpolizei Zürich rät dazu, sich in einem Fachgeschäft zu informieren. An- und Verkauf von Gold sei nicht verboten und solange dieser auf privatem Grund stattfände, brauche es dafür auch keine Bewilligung. Wenn sich jemand aber betrogen fühle, solle er oder sie dies bei der Polizei zur Anzeige bringen, es liege aber schliesslich im Ermessen der Untersuchungsbehörde, ob jemand rechtlich belangt werden könne. Bei der Stadtpolizei sind solche Betrugsfälle zurzeit aber kein brennendes Thema. Wie hoch die Dunkelziffer ist, könne allerdings nicht gesagt werden.
Spricht man mit Menschen, die das Gefühl haben, schon einmal hinters Licht geführt worden zu sein, erhält man den Eindruck, die Dunkelziffer könnte tatsächlich hoch sein. Denn die Betroffenen schämen sich für ihre Naivität und geben sich selber die Schuld, nicht besser aufgepasst oder sich besser informiert zu haben. Das muss nicht sein. Die Expert*innen geben gerne und oft unverbindlich Auskunft über den effektiven Wert der Ware, die verkauft werden möchte.

*Name der Redaktion bekannt

0 Kommentare


Themen entdecken