Es brodelt am Fluss, jetzt wird informiert

Wenn am 1. Dezember im Kirchgemeindehaus Wipkingen die Informationsveranstaltung zum Verkehr in der Breitensteinstrasse/Am Wasser stattfindet, so betrifft dies auch Höngg.

Nadelöhr Am Wasser 108: Der Gehsteig rechts endet hier, links existiert nur eine schmale Markierung für Fussgänger, kreuzende Autos müssen darauf ausweichen – und tun es auch sonst.

Die Breitensteinstrasse, die ab der Quartiergrenze zu Höngg «Am Wasser» heisst, ist schon lange stark verkehrsbelastet. Dramatisch zugenommen hat die Situation, seit die Hardbrücke saniert wird und der Meierhofplatz zu einem Nadelöhr geworden ist, durch welches das «Kamel Verkehr» längst nicht mehr durch passt. Am Wasser brodelt es deshalb seit längerer Zeit – nicht nur wegen der Limmat, sondern eben auch wegen dem übermässigen Verkehrsfluss. Im Juni 2009 nahm Verena Tobler, Bewohnerin im Hardgüetli, mit dem Tiefbauamt der Stadt Zürich Kontakt auf und begann, die Anwohnerschaft zu mobilisieren. An der Breitensteinstrasse existierte bereits eine Gruppe, die sich um die Verkehrsbelange kümmert, und bald beschloss man die Zusammenarbeit in einer Kerngruppe. Am 3. August traf sich Verena Tobler mit Ueli Stahel und Andreas Egli vom Quartierverein Höngg, QVH, und informierte sie über ihre Absicht, mit dem Tiefbauamt eine Infoveranstaltung durchzuführen.

Gesamtheitliche Betrachtung wird angestrebt

«Der QVH war durchaus offen für unsere Anliegen», erzählt Verena Tobler. Dennoch werde die Situation von vielen Anwohnern besagter Strasse so wahrgenommen, dass Höngg in erster Linie mit dem Verkehrsstau am Meierhofplatz beschäftigt sei. Für viele Menschen an der Limmat sei deshalb klar: Wenn sie das Verkehrsdesaster erfolgreich angehen wollen, so müssen sie sich quartierübergreifend organisieren. Das sieht auch Andreas Egli, beim QVH zuständig für das Ressort Verkehr, so: «Es ist die erklärte Absicht des QVH, die verschiedenen Verkehrsproblematiken im Kreis 10 endlich einmal gesamtheitlich zu betrachten.» Deshalb empfahl der QVH auch, jemanden von der Dienstabteilung Verkehr an die Veranstaltung einzuladen. Der QVH signalisierte Bereitschaft zur Unterstützung, grenzte sich aber klar von einer Führungsrolle ab, da an der Veranstaltung, so sah es damals aus, ausschliesslich die Interessen der Anwohner Breitensteinstrasse/Am Wasser thematisiert werden sollten. «Wir sind als QV immer bereit, interessierte Gruppierungen zu unterstützen. Es ist aber nicht unsere primäre Aufgabe, an vorderster Front und ohne Auftrag der Generalversammlung individuelle Quartierinteressen – allenfalls zulasten anderer Quartiere – zu vertreten», begründete Andreas Egli den Entscheid. Seit Mitte Oktober trifft sich nun regelmässig eine 12-köpfige Kerngruppe aus Anwohnern der Breitensteinstrasse/Am Wasser. Bereits beim ersten Treffen im Quartiertreff Wipkingen war mit Martin Resch ein Vertreter des QV Wipkingen dabei. «Die unsägliche Situation an der Rosengartenstrasse und rund um die Hardbrücke bewirkt, dass die Verkehrsprobleme in Wipkingen noch drastischer sind als in Höngg, macht aber auch die Interessenlagen homogener», sagt Albin Ebneter, ein Anwohner der Breitensteinstrasse. Er betont, dass es von Anfang an ausgemacht war, beide Quartiervereine, Wipkingen und Höngg, in die Verkehrsarbeit mit einzubeziehen.

Umfangreicher Fragenkatalog

An den Treffen wurde – in Kooperation mit Strassenanwohnern, die auf Verena Toblers Anfrage hin zum Teilausführliche, schriftliche Antworten gesandt hatten – ein Problem- und Fragenkatalog zuhanden der Stadt erstellt und Forderungen nach Notstandsmassnahmen für die Strecke Europabrücke bis Wipkingerplatz formuliert. So etwa ein generelles Schwerverkehrsverbot, Tempo 30 von 22 bis 7 Uhr, um die Nachtruhe zu gewährleisten, ein generelles Tempo 30 für die Strecke Am Wasser Nr. 101 bis Nr. 113 und für alle Strecken, auf denen Kinder regelmässig die Strasse queren. Auch Tempomessautomaten und temporäre Verkehrsumleitungen werden gefordert. Andreas Egli hat da so seine Bedenken: «Die Forderungen sind verständlich, aber nicht wirklich realistisch, denn solange keine leistungsfähige Alternative besteht, werden diese Strassen vom Kanton Zürich nicht wie Quartierstrassen behandelt. Damit dürfte generelles Tempo 30 vom Tisch sein. Und auch das Schwerverkehrsverbot ist wohl eher illusorisch, ein Transitverbot für Lastwagen, wie dies Kantonsrätin Carmen Walker Späh bereits gefordert hat, wäre sinnvoller.» Unterdessen stehen Datum und Inhalt der Veranstaltung fest und die Anwohner der Verkehrsachse am rechten Limmatufer erhoffen sich, von den Behörden umfassend über Verkehrsplanung und -vorhaben informiert zu werden – mit Fokus auf den erarbeiteten Fragenkatalog. Stadträtin Ruth Genner habe auf ihre Anfrage rasch und offen reagiert, berichtet Verena Tobler. Deshalb hofft die Kerngruppe auf ein konstruktives Gespräch. Und Albin Ebneter fügt an: «Über alle weiteren Schritte entscheiden wir nachher.» Auch darüber, welche Rechtsform die Kerngruppe annehmen wird. Beide schliessen hoffnungsvoll: «Wir verstehen uns als ‹lernende Organisation›, die zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Stadt und beiden Quartiervereinen bereit ist.»

 

0 Kommentare


Themen entdecken