Ernst Martin jubiliert und Hüni feiert mit

Am 25. und 26. August 1951 wurde der Ernst-Martin-Cup, wie er damals noch mit vollem Namen hiess, zum ersten Mal durchgeführt. Doch das Höngger Dorffussballturnier, das am kommenden ersten Juliwochenende Jubiläum feiert, hat einen Vorläufer und könnte sozusagen bereits auf 75 Jahre zurückblicken.

Die Sieger des ersten Hüni-Cups 1936, die Senioren des FC Höngg. In der Mitte stehend Ernst Martin, nach dem der Cup später benannt wurde.
So sah 1938 die «Festwirtschaft» aus.
1994: Martin Gubler trinkt nach dem dritten Sieg für die Zunft Höngg aus dem Pokal, der damit in Zunftbesitz überging.
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Sie hängen bereits, die Werbeschilder des Martin-Cups, und locken im Jubiläumsjahr hoffentlich wieder viele Fussballbegeisterte und Festfreudige auf den Sportplatz Hönggerberg. Vielleicht ist auch der eine oder andere darunter, der sich noch an die Zeiten erinnert, als nicht auf den Plätzen zwischen Friedhof und Turnvereingelände, sondern im «Rohr» dem runden Leder nachgerannt wurde. Dort, wo bis 1932 die Sendetürme der Radiogenossenschaft Zürich gestanden hatten, die unter dem Höngger Gemeindepräsidenten Hermann Gwalter den ersten Radiosender der Schweiz überhaupt betrieb. Das waren die Zeiten des Hüni-Cups, des Ahnen des heutigen Martin-Cups, der am 26. April 1936 Premiere feierte. Jean Hüni, der damalige «Mühlehalden»-Wirt, hatte den Entschluss gefasst, den Pokal für ein Fussballturnier der Höngger Vereine zu stiften, um so die freundschaftlichen Beziehungen unter ihnen zu fördern. Mit der Durchführung betraut und von einem «Comitee» unterstützt wurde der 1913 gegründete Fussballclub Höngg, aus dem erst später − 1941, nach der Fusion mit dem Sportclub Talchern − der Sportverein Höngg hervorging. Den ersten Cup trugen die Mannschaften der Senioren FCH, des Musikvereins, Turnvereins, Motoclubs und Männerchors untereinander aus – die Aufzählung entspricht der Rangliste. Der «Höngger» vom Freitag, 1. Mai 1936, berichtete über jedes Spiel einzeln und bezeichnete den Hüni-Cup als vollen Erfolg: «. . . hatten sich doch schon am frühen Vormittag Hunderte von Schaulustigen eingefunden, deren Zahl am Nachmittag 600 überstieg.» In der Festschrift des SVH anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums des Martin-Cups 1975 ergänzte Hans Rüthi, dass 1936 die «obligate Festwirtschaft natürlich nicht fehlen durfte. Ein kleiner Tisch bildete das Buffet, an dem das Schweizer Nationalmenü – Servelat mit Brot – sowie Bier und Zweifelmost ausgegeben wurde.» Der Reingewinn betrug 32.50 Franken und «mit den Parkplätzen hatte man noch kein Problem, die wenigen Autobesitzer fürchteten den Gsteigstutz und gingen sicherer zu Fuss auf den ‹Rohr›». 1938 fi el der Hüni-Cup aus unbekannten Gründen aus und wurde während dem Krieg ausgesetzt, lediglich ein vereinsinternes Grümpelturnier wurde ausgetragen. Doch 1947 ging es weiter und bis 1950 gewannen die Arbeiterschützen das Turnier drei Mal – der Cup ging dauernd in ihren Besitz über.

Der Hüni-Cup ist tot, es lebe der Martin-Cup

Die Höngger allerdings wollten ihr Dorffussballturnier nicht mehr missen. So stellte Ernst Martin, von 1935 bis 1941 FCH-Präsident, eine neue Trophäe zur Verfügung und öffnete das Turnier auch für Firmen-, Jugend- und andere Quartiermannschaften. Der Ernst-Martin-Cup war geboren und feierte Ende August 1951 Premiere. Als Sieger vom Platz gingen die Standschützen und ins goldene Buch des SVH wurde notiert: «Die Taufe ist gelungen – das Kind lebt!» Und wie es lebte, denn erstmals war auch ein «Belebungspreis» ausgesetzt worden, für jene Mannschaft, die dem Spiel den tierischen Ernst nahm und wesentlich zur Unterhaltung beitrug. «Hier schoss der Bergclub Höngg den Vogel ab», berichtet Hans Rüthis Festschrift, «unter dem Motto ‹Paris1951› trat er mit fast echt wirkenden Folies-Bergère-Girls samt den dazugehörenden Stutzern auf.» 1957 beteiligten sich dann erstmals zwei echte Damenteams, allerdings ausser Konkurrenz, und verliehen dem Turnier die richtige Ambiance. «Einzig dem Wunsche der Männer, die Duschen- und Umkleidekabinen noch getrennt benützen zu dürfen, wurde Nachahmung verschafft», hält Rüthi fest und ergänzt: «Ansonsten wurden die Damen voll in das Turnier integriert, sie durften auch in der Wirtschaft, im Service und in der Bar mitarbeiten!» 1971 musste oder durfte, wie Rüthi berichtet, der «von vielen geliebte, von anderen als Geröllhalde, Kiesgrube, Rübenacker und mit weiteren Attributen titulierte Sportplatz auf dem ‹Rohr› mit der prächtigen Anlage beim Friedhof vertauscht werden.» Die Zahl der Mitwirkenden aber hatte sich seit 1951 Jahr für Jahr bis zum Rekord von 53 Mannschaften 1974 gesteigert. Das war auch die Zeit, als manche Kostümierung zwar der Freude der Zuschauer, aber nicht unbedingt dem Spiel gut bekamen, so üppig waren die Kreationen. 1994 gewann die Mannschaft der Zunft Höngg den Ernst-Martin-Cup zum dritten Mal und durfte ihn behalten. Die Zünfter erwiesen sich als würdige Sieger und stifteten einen neuen Pokal mit dem alten Namen – der bis heute auf einen dreifachen Sieger wartet.

Tradition verpflichtet

Wenn vom 1. bis 3. Juli auf dem Sportplatz Hönggerberg nun also 60 Jahre Martin-Cup gefeiert werden, so geschieht dies auch mit einem Blick zurück auf 75 Jahre und unter dem Geleitspruch Baron Coubertins «Mitmachen ist wichtiger als gewinnen». Der Sportverein Höngg verdankt diese lange Tradition dem unermüdlichen Einsatz aller Vereinsmitglieder, den teilnehmenden Mannschaften sowie den treuen Fans und Besuchern. OK-Präsident «Pinggi» Renner hofft denn auch auf zahlreiche Besucher, unter ihnen vielleicht gar solche, die 1951 beim ersten Martin-Cup mitgespielt haben: «Das wäre ein Grund, sich mit alten Kollegen im Festzelt zu treffen.» Nebst viel Fussball spielt am Freitagabend live das Trio Wolkenbruch im Festzelt, die bewährte «Muni-Bar» «muht» um Festfreudige, am Samstagabend steigt die grosse Lollipop-Party, die Muni-Bar lockt erneut und so geht es unter Umständen direkt an den Frühschoppen am Sonntag ab 11 Uhr mit der Old Stampers Blues Band. Und klar: Die «obligate Festwirtschaft» fehlt auch 2011 nicht, allerdings bietet sie nicht wie 1936 nur Servelat mit Brot, sondern von Braten bis Vegetarisch für jede Vorliebe etwas.

Quelle:
«25 Jahre Jean-Hüni- bzw. Ernst-Martin-Cup», Festschrift des SVH 1975.