Engagement für die Berufswahl

Das Engagement von Elternrat und Gewerbetreibenden für die vierte Berufsmesse im Schulhaus Lachenzelg hat sich erneut gelohnt: Schüler und Lehrer schätzen den lokalen Beitrag zur Orientierung in der Berufswahl.

Informationen weit und breit, im Vordergrund vom Fachzahnarzt für Kieferorthopädie Dr. Christoph Schweizer.
Zimmermann Urs Kropf in der traditionellen Bekleidung der Walz.
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Die Berufswahl ist und bleibt eine wichtige Etappe im Leben eines jungen Menschen: zum ersten Mal heisst es, sich konkret und mit Folgen Gedanken darüber zu machen, wie man später seinen Lebensunterhalt verdienen und sich in der Berufswelt der Erwachsenen integrieren will. Nebst den Angeboten des städtischen Berufsinformationszentrums (BIZ) und Grossveranstaltungen wie der Berufsmesse in Oerlikon ist der direkte Kontakt mit lokalen Lehrbetrieben für die Jungen besonders informativ. Deshalb organisierte der Elternrat des Oberstufenschulhauses Lachenzelg bereits zum vierten Mal mit viel Herzblut in der Aula eine kleine, aber feine Berufsmesse. Am Dienstag, 5. März, war es wieder so weit: Die vier Sekundarklassen im zweiten Jahr kamen mit Lehrmeistern, Geschäftsinhabern und Lehrlingen von 17 Firmen direkt in Kontakt und lernten so an die 30 Berufe näher kennen. Klassenweise durchliefen sie die Stände in der Aula, verschafften sich einen Überblick und hatten die Aufgabe, zu mindestens vier Berufen mehr über deren Tätigkeit, die Dauer der Lehre, die Berufsschulfächer und die Aussichten auf Weiterbildungen zu notieren und sich bewusst zu werden, was sie am Beruf anspricht oder eben auch nicht.

Berufswahl hat begonnen

Auch die Sek.-A-Schülerinnen und -Schüler von Lehrer Rolf Berner waren dabei. Alle seien bereits schon fleissig mitten in der Berufswahl: «Viele machen das in Eigenregie bestens und waren auch schon in Schnupperlehren», berichtet Berner über seine Erfahrung in der Betreuung der Suchenden, «andere brauchen mehr Unterstützung.» Auch, weil die Berufsbilder vielseitiger geworden seien – die «Qual der Wahl» habe aber schon immer bestanden, betont er: «Es ist ja längst nicht mehr so, dass man einfach einen Beruf lernt, der in der Familie schon ausgeübt wird.»

Gute Kontakte sind hier einfach herzustellen

Doch die Eltern sind nach wie vor wichtige Bezugspersonen, wie eine der Schülerinnen erzählte: «Daneben ist das BIZ natürlich wichtig und eben Veranstaltungen wie diese. Spätestens nach den Sommerferien geht das Bewerben los, aber es setzt mich nicht unter Druck.» Zwei andere hingegen spüren schon einen gewissen Druck: «Die Berufswahl schafft schon eine gewisse Anspannung, doch hier kann man gute Kontakte knüpfen.» Zum Beispiel bei Ferdi Keller von der Centrum Drogerie, wo derzeit drei Lehrtöchter beschäftigt sind. «Ich habe gerade keine freie Lehrstelle, doch hier wollte ich trotzdem mitmachen, weil solche lokalen Anlässe für ein Quartier wichtig sind», meinte der Drogist. Bei der Wahl eines neuen Auszubildenden schaut er auf schulische Kriterien, hört auf die Rückmeldung seiner Mitarbeiterinnen nach den Schnuppertagen und stellt sich selbst die Frage, ob er sich vorstellen kann, mit dieser Person vier Jahre zusammenzuarbeiten. «Fällt eine dieser Fragen negativ aus, so nimmt man lieber Abstand, denn vier Jahre sind eine lange Zeit», weiss er aus Erfahrung. Urs Kropf hat bislang gar keine Lehrlinge ausgebildet – will es für die Zukunft aber nicht ausschliessen – und ist trotzdem vor Ort: «Ich bin hier für Höngg und die Jugendlichen, um ihnen die Chance zu geben, mehr über unseren Beruf zu erfahren.» Vom Interesse der Jugendlichen ist er angenehm überrascht, auch wenn viele gar nicht wüssten, was ein Zimmermann genau macht. Er werde auch nicht auf seine Kleidung angesprochen, erzählt Urs Kropf, der in der typischen Zimmermannskleidung der Walz an seinem Stand steht – dieser alte Brauch sei ihnen offenbar völlig unbekannt. Auch Marcel Wäspe von der Agosti AG sagt, dass es nicht einfach sei, die richtige Person auszuwählen. In letzter Konsequenz ist es für ihn oft ein Bauchentscheid. Am Stand mit Jungen im Gespräch gibt der Malermeister Tipps für Bewerbungen ab, denn ob ein ernsthaftes Interesse vorhanden ist, sehe man schon beim Erstkontakt mit der Firma: «Wer nur anruft, hat keine Chance – ausser es sei denn, man wolle fragen, ob überhaupt eine Lehrstelle frei ist», sagt er. Und danach müsse natürlich alles schriftlich ablaufen. Ebenfalls wichtig ist ihm, hinter den Bewerbungen auch ein Interesse der Eltern zu spüren, denn sie seien während der Lehre wichtige Ansprechpartner, sollten sich doch mal Probleme abzeichnen. Für Ute Bodmer vom Elternrat, die den Anlass mit organisiert hat, beginnt dieses Engagement eben bereits damit, mit der lokalen Berufsmesse auf einfachem Weg Junge und Berufsleute direkt zusammenzuführen. Auch sie zeigt sich über den erneuten Erfolg zufrieden und freut sich, dass einige der Aussteller bereits mehrmals dabei waren und immer gerne wieder kommen.

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