Kinder & Jugend
Einsprache gegen Container für Jugendliche im Rütihof
Noch im Mai dieses Jahres waren Fabio Campa und Philipp Tettamanti aufgrund von Reaktionen aus der Bevölkerung überzeugt, dass ihr Projekt eines befristeten Jugendtreffs im Rütihof bald realisiert würde. Sie hofften, dass dagegen keine Einsprache erhoben würde – nun ist genau dies zur Enttäuschung vieler geschehen.
1. Oktober 2009 — Fredy Haffner
Seit Beginn der Überbauungsphase im Rütihof vor rund 30 Jahren wurde die Wichtigkeit einer Infrastruktur für Jugendliche immer wieder betont und durch verschiedene Studien bekräftigt. Bisher scheiterte jedoch jeder Umsetzungsversuch. Die Jugendlichen fühlen sich – wohl zu Recht – unerwünscht. Fabio Campa und Philipp Tettamanti, zwei Junge aus dem Quartier, wollten dem abhelfen. Gemäss ihrer Idee, welche sie zusammen mit Vertretern des Quartiertreffs und des Sozialzentrums Hönggerstrasse ausgearbeitet hatten, sollte in drei Containern direkt hinter dem Kindergarten an der Geeringstrasse endlich der ersehnte Treffpunkt entstehen – befristet, bis die Bauarbeiten auf diesem letzten freien Areal beginnen.
Vom Konzept zum Baugesuch . . .
Das Betriebskonzept und die Hausregeln des Containertreffs sehen eine offene Gruppennutzung unter klaren Bedingungen und zu beschränkten Zeiten vor: Wer gegen die Betriebsordnung verstösst oder zu Klagen aus der Nachbarschaft Anlass gibt, verliert das Nutzungsrecht. Ein offener Jugendtreff sind die Container also klar nicht und gerade aus Rücksicht auf die Anwohner wurden Ideen wie die ursprünglich vorgesehene «Töffliwerkstatt» aus dem Angebot gestrichen. Nach der Präsentation des Betriebskonzepts und der Hausregeln an der Informationsveranstaltung vom 26. Mai lobten die anwesenden, von allfälligen Lärmimmissionen direkt betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner das Engagement der jungen Initianten. Auf dieser Basis wurde das Baugesuch eingereicht.
. . . und zum Rekurs
Nun ging trotzdem bei der Baurekurskommission I des Kantons Zürich ein Rekurs gegen den Bauentscheid ein, wie Roman Dellsperger vom Sozialzentrum Hönggerstrasse informierte. «Es werden vor allem betriebliche Themen beanstandet», erzählt er. Dies wird auf Nachfrage des «Hönggers» von der rekurrierenden Partei bestätigt: «Die Einsprachen sind technischer Natur, betreffen jedoch auch Fragen zu den genauen Verantwortlichkeiten», heisst es in einem Schreiben an die Redaktion, und weiter: «Es ist nicht unsere Absicht, das Projekt zu verhindern, es geht vorab darum, unsere Mieter so gut wie möglich vor Lärmbelästigungen zu schützen. Dazu wurden nun vom zuständigen Bauamt einige Erklärungen verlangt.» Auf die Frage des «Hönggers», warum nun mit diesem Vorgehen ein ohnehin befristetes Projekt verzögert, wenn nicht gar verhindert wird, lautete die Antwort: «Drei Jahre unter Lärmbelästigung schlafen zu müssen, ist durchaus eine lange Zeit, wenn man direkt davon betroffen ist – ferner wäre dies nicht das erste Provisorium, das später zum Dauerzustand wird.» Nun will man die Antwort der Baurekurskommission abwarten und dann weitersehen. Dies dauere vier bis sieben Monate, wie von amtlicher Stelle zu erfahren ist.
Enttäuschte Reaktionen
Als Christine Stokar, Gemeinderätin der SP und Mitglied des mit namhaften Vertretern aus dem Quartier – unter anderem dem Quartierverein – besetzten Patronatskomitees für den Treff, vom Rekurs hörte, dachte sie als Erstes: «Das kann doch nicht sein! Sorgfältiger und umsichtiger kann ein Projekt wie der Jugendcontainer nicht aufgegleist werden.» Auch sie erinnert sich an die Informationsveranstaltung und daran, wie viele befürwortende und wohlwollende Voten zu hören waren. «Als Politikerin weiss ich aber auch, dass das Rekursrecht ein wichtiger und schützenswerter Pfeiler unserer Demokratie ist», betont Stokar, «diesmal hoffe ich ganz einfach auf eine einvernehmliche und vor allem rasche Lösung.» Auch Fabio Campa und Philipp Tettamanti wurden völlig überrascht, wie sie sagen: «Wir waren stets darauf bedacht, eine Basis der gegenseitigen Kommunikation aufzubauen – und nun diese Einsprache gleich auf der rechtlichen Ebene, das verstehen wir nicht.» Auch wenn es sie menschlich enttäuscht, ans Aufgeben denken beide nicht, die Verzögerung sehen sie vielmehr als eine weitere Herausforderung an ihr Durchhaltevermögen. Und sie glauben an ihr Projekt: «Dass es zum Scheitern verurteilt ist, können wir uns nicht vorstellen. Die grösstenteils positiven Rückmeldungen bestätigen unser Bestreben, etwas für die Zukunft zu schaffen, auch wenn es nur befristet ist.»
Aufruf zum erneuten Dialog
Wenn Jugendliche und junge Erwachsene ins Blickfeld des öffentlichen Interesses geraten, dann oft im Zusammenhang mit Problemen oder problematischem Verhalten. Campa und Tettamanti zeigen, dass es auch anders geht. Im Rütihof seien zudem seit Jahren Einzelpersonen und Fachstellen mit dem einvernehmlichen Zusammenleben mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen beschäftigt, wie Christine Stokar berichtet, und sie fordert ein Umdenken: «Jugendliche haben ein Anrecht auf Freiräume, um ihr grosses kreatives Potential umsetzen zu können. Fehlen diese, kommt es zu den bekannten Konflikten. Aber jede Konfliktlösung ist aufwändiger und letztlich auch teurer als ein sinnvolles Angebot.» Und engagiert ruft sie alle Beteiligten auf: «Jugendliche haben, wie alle Menschen dieser Stadt, Anspruch auf Lebensqualität. Dazu müssen wir Erwachsenen Hand bieten.» Bleibt zu hoffen, dass dies geschieht.
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