Einhundert Mal in hundertvier Wochen

Dies ist die 100. Ausgabe des «Hönggers» unter Fredy Haffner als Redaktionsleiter. Bei Bundesräten wird bereits nach 100 Tagen eine erste Bilanz gezogen – im Dorf Höngg muss man sich etwas länger bewähren. Nach 104 Wochen sprach der «Höngger» mit Fredy Haffner über seine Arbeit. Oder versuchte es zumindest.

Haffner und der «Höngger», nicht immer gleicher Meinung.

«Höngger»: Herr Haffner, haben Sie einen Moment Zeit für den «Höngger»?

Haffner: Nein, tut mir leid, Sie sehen doch, dass ich gerade einen «Höngger» produziere. Können Sie morgen nochmals vorbeikommen?

«Höngger»: Bedaure, dann geht es mir nicht, morgen ist Dienstag und da habe ich um 10 Uhr Redaktionsschluss, da kann ich nicht mehr in Ruhe mit Ihnen plaudern.

Haffner: Verstehe, Dienstag ist bei mir auch immer hektisch, auch bei der besten Planung. Aber im letzten Moment ist trotzdem volle Konzentration angesagt.

«Höngger»: Wem sagen Sie das.

Haffner (mit leichter Entrüstung): Na, Ihnen natürlich! Offenbar haben Sie keine Ahnung davon, was ich hier mache . . .

«Höngger»: (unterbricht) . . . das weiss ich besser, als Sie ahnen.

Haffner: Lassen Sie meine Ahnen bitte aus dem Spiel. Das waren zwar auch Höngger, aber Zeitung haben die höchstens gelesen, nicht gemacht.

«Höngger»: (sichtlich bemüht, ruhig bis zehn zu zählen) Gut, versuchen wir eine andere Frage: Herr Haffner, dies ist Ihr 100ster «Höngger». Ist das nun viel oder 

Haffner: Wie man’s nimmt. Andere vor mir haben diese Zeitung länger gemacht, andere kürzer. Die einen habe ich bereits überholt, andere hole ich vielleicht vor der Pensionierung noch ein.

«Höngger»: Pensionierung? Na, das dauert aber noch ’ne Weile . . .

Haffner: Es hat schon mal länger gedauert. Aber sagen Sie, Sie klingen, als hätten Sie persönlich etwas dagegen, wenn ich noch so lange den «Höngger» mache?

«Höngger»: Keineswegs. Ich dachte bloss, in der heutigen Zeit ist es nicht einfach, solche Prognosen zu machen.

Haffner: Da haben Sie natürlich Recht. Aber war es das je zu einer Zeit? Konnte der Mensch überhaupt jemals sagen, was in 20 Jahren sein würde? Vor etwas mehr als 20 Jahren glaubte man, Bäume würden bald aussterben und jetzt halten wir noch immer Zeitungen aus Papier in der Hand. Um die Existenz des Internets wussten damals nur Insider und unterdessen sagt man dessen Omnipräsenz voraus – sehen Sie, worauf ich hinaus will?

«Höngger»: Offen gesagt: Nein.

Haffner: Was sagten Sie, sind Sie von Beruf?

«Höngger»: Sagte ich das?

Haffner: Ach, vergessen Sie’s. Versuchen wir eine andere Frage: Was ist Ihnen wichtig am «Höngger»?

«Höngger»: Moment mal, wer von uns beiden macht jetzt das Interview?

Haffner: Na, ich natürlich. Schliesslich wollte ich Sie zu Ihrer 100sten Ausgabe des «Hönggers» befragen.

«Höngger»: Nein, nein, das war ich. Ich war zuerst.

Haffner: Also jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr.

«Höngger»: Sehen Sie, das geht der Leserschaft bestimmt schon lange so und deshalb jetzt ganz ernsthaft: Was macht es für Sie auch nach 100 Ausgaben noch attraktiv, diese Zeitung zu machen?

Haffner: (Endlich eine klare Frage!) Na, dass ich sie eben «machen» kann. Dass ich die Themen weitgehend selbst bestimmen kann: Dass ich den Puls der Menschen hier spüren und in ihrer Quartierzeitung schlagen lassen darf.

«Höngger»: . . . und dass Höngg und seine Bewohner so vielseitig sind – kaum zu glauben, was hier so alles los ist.

Haffner: Genau. Grosses und Kleines, und alles ist oder kann wichtig sein, es kommt bloss auf die Optik an.

«Höngger»: Sie sagen es. Es ist auch immer wieder schön zu hören, dass diese primäre Ausrichtung auf Höngger Themen geschätzt wird.

Haffner: Das erzählt man Ihnen? Freut mich, das zu hören. Selbst lobt man sich ja ungern.

«Höngger»: Gern geschehen. Aber sagen Sie mal, was, wenn Ihnen die Themen doch mal ausgehen? Haffner: Dann mache ich ein Interview mit Ihnen.

«Höngger»: Das wär doch mal was. Was würden Sie denn so fragen?

Haffner: Na zum Beispiel, warum Ihnen Höngg so am Herzen liegt?

(Intervention der Redaktionsleitung: An dieser Stelle haben sich die beiden gegenseitig in eine Euphorie hochgesteigert, die wir unserer Leserschaft nicht mehr weiter zumuten möchten. Selbst wenn sie begründet erscheint. Wir entschuldigen uns für den etwas unverhofften Ausgang dieses Interviews und freuen uns, weiterhin Woche für Woche für und über Höngg berichten zu dürfen.)

Haffner: Was mischt der sich jetzt da ein?

«Höngger»: keine Ahnung. 

0 Kommentare


Themen entdecken