Einen Tag im neunten Jahrhundert erlebt

Der Familienausflug der Pfarrei Heilig Geist führte zum Klosterdorf «Campus Galli» beim deutschen Messkirch. Die Teilnehmer erlebten, wie ein Tag im neunten Jahrhundert aussah: Was hatten die Menschen zu essen, wie wohnten sie, und womit arbeiteten sie?

Die Kinder schauten den Handwerkern gebannt zu.
Allerlei altes Können wurde Kindern und Erwachsenen nähergebracht.
Die Kinder schauten den Handwerkern gebannt zu.
1/3

Die 16 Erwachsenen und 22 Kinder, die sich zum Familienausflug der Pfarrei Heilig Geist angemeldet hatten, kehrten aus Messkirch mit vielen Eindrücken zurück, vor allem aber auch mit Respekt davor, was die Menschen damals mit harter Arbeit unter sehr schweren Bedingungen geleistet haben.

Bei der schweren Arbeit zuschauen

Normalerweise werden Freilichtmuseen mit modernen Methoden gebaut, und erst, wenn alles fertig ist, betreten die ersten Besucher ein solches Museum. In Messkirch ist das ganz anders: Ausschliesslich mit dem Handwerkszeugaus dem neunten Jahrhundert, entsteht nach dem St.-Galler-Klosterplan, der ebenfalls im neunten Jahrhundert auf der 30 Kilometer von Messkirch entfernten Insel Reichenau gezeichnet wurde, ein Kloster mit allem, was damals dazugehörte. Felder und Gärten zur Selbstversorgung, Werkstätten und Häuser der Handwerker und vieles mehr.
Die Besucher sehen nicht viele fertige Gebäude, sondern schauen Menschen bei der Arbeit mit den aus heutiger Sicht eher primitiven Werkzeugen zu. Umso erstaunlicher ist, was damit alles möglich war. Auch wenn die Arbeit viel mühsamer war und sehr viel mehr Zeit brauchte als heute.
Die Idee dazu hatte der Journalist Bert Geurten, den der St.-Galler-Klosterplan schon immer fasziniert. Er ist der einzige, komplett erhaltene Plan aus dieser Zeit und stellt eine für damals idealtypische Klosterstadt dar.
Als Geurten sah, wie erfolgreich die Burg Guédelon in Südfrankreich mit den Mitteln des 13. Jahrhunderts restauriert wird, wollte er das auch machen. Obwohl von Anfang an klar war, dass es wohl 40 Jahre dauern würde, bis das Kloster fertig gebaut sein ist.

Von fadem, wässerigem Getreidebrei ernährt

Vielleicht ist vom Kloster nach drei Jahren Bauzeit mitten im Wald noch zu wenig zu sehen, vielleicht lag es auch am kalten Wetter, dass der Besucherandrang am 30. Mai überschaubar blieb. So bestand jedenfalls für die Gruppe aus Höngg keine Gefahr, dass jemand verlorenging. Kinder wie Erwachsene konnten in getrennten Führungen allen Handwerkern hautnah auf die Finger schauen, Fragen stellen oder manchmal auch selbst ein Ziehmesser führen, zusammen einen langen Balken rollen, Messer schleifen oder Steine bearbeiten.
Lustig war, wie den Männern, die mit Äxten den Wald rodeten und Wurzeln entfernten, immer wieder vorwitzige Hühner in die Quere kamen.
Weniger Begeisterung löste die Bäuerin aus, die erklärte, dass die Menschen damals nicht nur keine Kartoffeln, Tomaten und Mais gekannt hätten, sondern nicht einmal Bohnen, und sich fast nur von kaum gewürztem, wässerigen Getreidebrei ernähren mussten.

Selbst geschmierte Brote schmeckten besser

Zum Glück erwiesen sich die gemeinsam selbst geschmierten Sandwiches als wesentlich schmackhafter. Während der kurzen Andacht mit einem echten dort arbeitenden Mönch war spürbar, wie dieser bedächtige Mensch oder vielleicht auch das langsamere Leben von damals, allmählich auf die Besucher abfärbte.
Auf der Heimreise im Car waren viele müde, aber glückliche Gesichter zu sehen. Die tolle Stimmung und die gute Gemeinschaft lässt bei allen Vorfreude auf den nächsten Familienausflug am 19. September zu den Beatushöhlen aufkommen.

Eingesandt von Matthias Braun, Katholische Kirche Heilig Geist

Legenden:
Bild 1: )
Bild 2: )Mit «High-Tech des neunten Jahrhunderts» wurde alles Runde gedrechselt. (zvg

0 Kommentare


Themen entdecken