Eine «mutige Hommage» an die Stadt

François G. Baer und Yves Baer vollendeten mit dem Buch «Zwischen Wissenschaft und Kunst» ihre Zürich Trilogie. Die Höngger Autoren präsentieren darin Zürcher Bilder aus 500 Jahren, die einst der Wissenschaft zugeschrieben wurden, aber auch als Kunstwerke gelten.

Yves Baer und François G. Baer im Naturhistorischen Museum der Universität Zürich. (Foto: dad)

Yves Baer hatte einiges versprochen: Die nächste Buchvernissage werde in Anwesenheit von Dinosauriern stattfinden. Und so kam es auch, als er und sein Vater François G. Baer Ende August in das Naturhistorische Museum der Universität Zürich einluden, um ihr neues Buch «Zwischen Wissenschaft und Kunst» vorzustellen. Dort, zwischen den präparierten Objekten, fanden sich die Gäste ein, angetan vom Museum und dessen Ambiente.

Das neue Buch der Höngger Autoren widmet sich Zürcher Werken aus 500 Jahren, deren Urheber sowohl die freie Kunst in Malereien, Tapetenbildern wie auch die angewandte Kunst für wissenschaftliche, gewerbliche oder private Auftraggeber bedienten, wie es in der Medienmitteilung des Verlags NZZ Libro heisst.

Die Verbindung zum Ort der Vernissage ist in zweierlei Hinsicht gegeben: zum einen als eine Stätte der Wissenschaft, zum anderen ist es Dennis Hansen, Projektleiter des Museums, der zusammen mit Urs Leu, Leiter Abteilung Alte Drucke und Rara der Zentralbibliothek Zürich, das Nachwort schrieb. Hansen begrüsste die Gäste mit lobenden Worten. Es sei «ein wunderbarer Band» geworden und mache deutlich, dass Bilder im Gedächtnis bleiben.

Im Anschluss folgte das Grusswort von Susanne Franzkeit, Verlagsleiterin NZZ Libro. Sie erwähnte, dass «Zwischen Wissenschaft und Kunst» der dritte Teil der «Züri-Bücher» von François G. Baer und Yves Baer sei. Bereits veröffentlicht wurden «Die Zürcher Altstadtkirchen» (2019), das die Stadtgeschichte entlang der Sakralbauten nacherzählt, und «Weltgeist in Zürich» (2022), dessen Inhalt die Ereignisse, Schauplätze und Lichtgestalten zur Zeit der Aufklärung beschreibt. Die Arbeit von Vater und Sohn bezeichnete sie weiter als «mutige Hommage» an die Stadt Zürich.

Unter Männern

Schliesslich folgte die eigentliche Buchpräsentation, bei der sich François G. Baer und Yves Baer am Pult abwechselten. Sie erläuterten, wie der Buchdruck bekanntermassen die Welt sowie die Kultur revolutionierte. Wie dadurch neue Berufe entstanden, wie Schriftsetzer oder Illustrator.

In Zürich fanden sich überdies «präzise Beobachter» und die Zwinglistadt gelte in der angewandten Kunst bis heute als ein «gesundes Biotop». Im Hintergrund erschienen ausgewählte Seiten aus «Zwischen Wissenschaft und Kunst» auf grosser Leinwand. Eine wohldosierte und zugleich spannende Wucht an Informationen und Bildern.

So erschien das «Porträt en face» von Johann Wolfgang von Goethe; ein Kupferstich aus dem Jahr 1971 von Johann Heinrich Lips. Es zeigt den Schriftsteller im Alter von ungefähr 32 Jahren. Zu erfahren war, dass Lips durch die Begegnungen mit Goethe, aber auch mit Johann Caspar Lavater, wahrscheinlich zutiefst geprägt wurde. Am Ende seines Lebens galt Lips, der sein Handwerk weitgehend autodidaktisch erlernte, als einer der wichtigsten Kupferstecher Europas. «Lips Leben könnte eine Geschichte von Max Frisch sein», so François G. Baer in seiner Rede.

Es sind Werke und Geschichten wie diese, die auf 192 Seiten neue Aufmerksamkeit erlangen. In der Liste der Kunstschaffenden, darunter Conrad Gessner, Johann Jakob Scheuchzer, Hans Rudolf Schellenberg, Karl Bodmer und Jean Jacques Wild, findet sich schliesslich eine Frau, die quasi in die Zukunft führt: Sonja Burger.

Die selbstständige Illustratorin und wissenschaftliche Zeichnerin aus Zürich wohnte der Buchvernissage bei, ihre Zeichnung «Eine Studie im Garten» ist Teil des neuen Bands. Die Bandbreite ihrer Motive ist gross, ebenso ihre künstlerischen Werkzeuge: Burger arbeitet sowohl mit Pinsel als auch mit Computer.

«Rock» und «Roll»

Die Präsentation der Höngger Autoren erhielt viel Applaus und ebnete den Weg für ein abschliessendes kurzes Referat von Urs Leu. Er erwähnte unter anderem die Malerin Anna Waser (1678–1714), von der oft vergessen gehe, dass sie für ihren Cousin, den Naturforscher Johann Jakob Scheuchzer, Illustrationen schuf, etwa Fossilienzeichnungen.

Es folgte der gesellschaftliche Teil der Buchvernissage, der den Abend mit einem Apéro abrundete. Bei den Dinosauriern, von denen Yves Baer zwei «Rock» und «Roll» nennt, klangen die Ausführungen der Präsentation noch lange nach.

Zwischen Wissenschaft und Kunst

François G. Baer, Yves Baer
Bilder aus über 500 Jahren
192 Seiten, mit 300 Abbildungen in Farbe, gebunden, NZZ Libro,
Schwabe Verlagsgruppe AG, Basel
ISBN 978-3-907396-51-3

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