«Eine Geschichte muss gut erzählt sein»

Ende Oktober zog es viele Literatur-Fans nach Höngg: Der Zürcher Schriftsteller und Schriftstellerinnen Verband hielt im Rahmen von «Zürich liest» seine jährliche Mammut­lesung ab. Auch das Jahrbuch «Schattengemälde» wurde vorgestellt.

Der Höngger Autor Yves Baer stellt das Jahrbuch «Schattengemälde» vor. (Foto: Laura Hohler)

Von Laura Hohler

Zahlreiche Interessierte besuchten am letzten Samstag im Oktober den Zweifel-Fasskeller, um zu erleben, wie verschiedene Autorinnen ihre Bücher vorstellten: Auf dem Programm stand die «Mammutlesung» im Rahmen von «Zürich liest». Das Literaturfestival ist auch in Höngg äusserst beliebt, so fanden weitere Veranstaltungen in der Buchhandlung Kapitel 10 statt.

Die Lesung im Fasskeller war gleichzeitig der ­Höhepunkt des Jahres für den Zürcher Schriftsteller und Schrift­stellerinnen Verbands (ZSV). Die Werke, die in Höngg präsentiert wurden, hatten teils geschichtliche Hintergründe, wie beispielsweise den Spanischen Bürgerkrieg, oder sie offenbarten auch Themen, die ins Absurde führten. Im Fokus stand aber auch das Jahrbuch «Schattengemälde» des ZSV.

Der Höngger Autor Yves Baer, der durch den Anlass führte, ist seit fünf Jahren dessen Präsident. «Damals starb überraschend mein Vorgänger und ich wurde angefragt, ob ich Interesse an dieser Aufgabe habe. Nach dem Kennenlernen habe ich zugesagt», sagte Yves Baer. Die Anfrage habe ihn aber nicht überrascht, wie er nun gestand. «Ich habe geahnt, dass das Amt irgendwann auf mich zukommt, weil ich eines der wenigen jüngeren Mitglieder im Verband bin.»

In dieser Funktion freut er sich beispielsweise auf die Texte von René Oberholzer. «Viele aus dem Verband schwärmen von ihm. Er wird zu Beginn nächsten Jahres eine Autorenlesung im Verband geben», sagte Yves Baer. Das wichtigste Kriterium für eine gute Geschichte ist für Yves Baer, dass sie einen packen müsse. «Und sie muss gut erzählt sein.»

Kubanischer Gastautor

Dass «gut erzählen» eine anspruchsvolle, aber auch zugängliche Kunst ist, war bei der «Mammutlesung» in Höngg zu erleben. Bereits im Jahr 2021 fand der Anlass dort statt, die jüngste Lesung war daher ein Widersehen mit den Höngger Fans des geschriebenen Wortes. Das Jahrbuch «Schattengemälde» gab den Takt vor, darin sind auch Texte von Yves Baer zu finden.

Insgesamt bietet das Werk 30 Texte von diversen Autorinnen. Ausserdem war erstmals auch der kubanische Autor Manuel Olivera Gomez als Gastautor mit dabei, dessen Werke als deutschsprachige Erstveröffentlichungen erscheinen. Übersetzt wurden diese von der ZSV-Autorin Dill McLain.

Ein Buch über den Aufklärungsgeist in Zürich

Yves Baer liess es sich nicht nehmen, auch auf sein jüngstes Werk hinzuweisen: Gemeinsam mit seinem Vater François Baer schrieb er das Buch «Weltgeist in Zürich». Es sei der Folgeband ihres gemeinsamen Buches über die Zürcher Altstadtkirchen. «Wir hatten noch viel Material übrig, also erarbeiteten wir ein Konzept über die Aufklärung in Zürich», erklärte Yves Baer.

«Weltgeist in Zürich» widmet sich vielen bekannten und relevanten Gestalten der Aufklärungszeit. «Darin stellen wir für Zürich bedeutende Personen vor, die an einer Kirche gewirkt haben, dazu deren wichtige Anliegen und Themen. Beim Grossmünster ist das natürlich Zwingli und die Reformation, bei St. Peter ist es Johann Caspar Lavater und die Aufklärung.»

Yves Baer ist fasziniert davon, dass Zürich schon zu diesen Zeiten ein Ort gewesen sei, den man besuchen musste. «Das hängt mit Johann Jakob Bodmer und später mit Lavater zusammen», so der Höngger Autor. «Es war eine Zeit des Um- und des Aufbruchs, wie es heute auch wieder ist.»

0 Kommentare


Themen entdecken