Eine Entwicklung, die längst nicht abgeschlossen ist

Am 21. Oktober berichtete der «Höngger» über die Sorgen der Anwohnerschaft bezüglich neuer Mobilfunkantennen-Projekte in Höngg.

Mobilfunkantennen in Höngg und Umgebung: hellblau = GSM, rot = UMTS, blau/rot = GSM/UMTS kombiniert.

Nun liefern die Netzbetreiber Antworten auf einige Fragen, die eine Orientierungshilfe im Dschungel von technischen Hintergründen, involvierten Parteien und rechtlichen Aspekten bieten sollen. Als Erstes wollte der «Höngger» von den Mobilfunkbetreibern wissen, wie die grundsätzliche Situation betreffend UMTS-Antennen (Begriffserklärungen siehe Kasten) in Höngg aussieht, ob der Ausbau fast abgeschlossen ist oder ob in nächster Zeit weitere Baugesuche vom jeweiligen Unternehmen zu erwarten sind. «Die Mobilfunkversorgung in der Region Höngg ist derzeit nicht überall zufriedenstellend», schickt Swisscom in ihrer Antwort voraus. Man werde die Situation in Zukunft zu verbessern versuchen. «Die Anzahl zusätzlich benötigter Standorte steht unter anderem im Zusammenhang mit der Entwicklung und der Nutzung des mobilen Datenverkehrs», so Myriam Ziesack von der Medienstelle des ältesten Mobiltelefonie-Anbieters der Schweiz. Etwas konkreter drückt man sich bei Orange aus: «Orange hat in Höngg zurzeit zwei hängige Bauvorhaben zur UMTS-Optimierung. Weitere Anlagen sind derzeit nicht geplant», heisst es kurz und bündig von der Medienbeauftragten Therese Wenger. Der dritte angefragte Anbieter, Sunrise, erklärt die Situation so: «Im Bereich Zürich-Höngg betreibt Sunrise lediglich drei Mobilfunkstationen. Davon sind zwei reine GSM-Anlagen. Beide Stationen werden zusammen mit Swisscom beziehungsweise mit Orange genutzt.» Um die Abdeckung im Bereich UMTS zu verbessern, sind gemäss Sunrise weitere Anlagen nötig: «Der Ausbau von bestehenden Stationen ist aufgrund der ausgeschöpften strengen Grenzwerte kaum möglich», so Mediensprecher Roger Schaller. In Höngg befinden sich viele Wohnhäuser an Hanglagen, und die Installation von Mobilfunkantennen auf dem Dach von tiefer gelegenen Gebäuden bewirkt in gewissen Fällen eine praktisch waagrechte Einstrahlung in die bergseitigen Liegenschaften, wie auch der Besuch in der Nachbarschaft eines Antennenprojekts eindrücklich gezeigt hat.

Gibt es alternative Standorte?

Mit welchen Massnahmen versucht man bei den Telecom-Unternehmen, die Einwirkungen möglichst gering zu halten? Wäre eventuell die Platzierung auf höheren Masten eine Option? Swisscom rechnet hier offenbar auch mit architektonischen Konfliktpunkten: «Die Position der Antenne gibt nicht abschliessend Hinweise über die Ausbreitung der Strahlung», hält Myriam Ziesack zuerst einmal fest. Wenn immer möglich werde eine waagrechte Einstrahlung in ein Gebäude vermieden. «Die Hanglage mit einem höheren Mast zu egalisieren ist schwierig: Einerseits bewirkt ein sehr hoher Mast Einsprachen infolge des Ortsbildes und andererseits wird die Konstruktion aus statischen Gründen noch massiger», heisst es von der Swisscom-Medienstelle weiter. Ähnlich drückt sich Orange aus: «Die Mobilfunkanlagen werden den Umwelt-, Bau- und Zonenvorschriften sowie den technischen Anforderungen des Mobilfunknetzes entsprechend erstellt. Aufgrund der sich daraus ergebenden Kriterien, die beim Erstellen einer Mobilfunkanlage zu berücksichtigen sind, ist der Handlungsspielraum für anderweitige Platzierungen – zum Beispiel eben höhere Masten – sehr eng und daher grundsätzlich keine Option», erklärt Therese Wenger und weist darauf hin, dass durch das Einhalten der entsprechenden Bundesverordnung sichergestellt werde, dass die Einwirkungen durch Mobilfunkanlagen möglichst gering gehalten werden. Ebenfalls auf die «NISV» genannte Verordnung bezieht sich Sunrise in ihrer Stellungnahme und erklärt, dass «die in der Schweiz angewandten Grenz- und Vorsorgewerte weltweit zu den strengsten gehören». Sie basierten auf den aktuellsten wissenschaftlich anerkannten Forschungsergebnissen. Zudem sei als Vorsorgewert gesetzlich ein so genannter «Anlagegrenzwert» festgelegt worden, der um den Faktor zehn tiefer als die internationalen Empfehlungen liege.

Bestimmt die Nachfrage den Ausbau?

Die neue LTE-Technologie soll in den nächsten Jahren eingeführt werden. Was heisst dies für das heutige Mobilfunkantennen-Netz? Sind zusätzliche Standorte notwendig, oder werden die Sender an bereits vorhandenen Masten angebracht? Swisscom sagt, man könne dazu noch keine Angaben machen, verweist aber auf eine Medienmitteilung, die anlässlich eines Feldversuchs für die neue Technik in Grenchen (SO) herausgegeben wurde. «Bestehende Netze werden bis Ende Jahr massiv aufgerüstet», steht dort unter anderem als Zwischentitel zu lesen. Bei Orange tönt es folgendermassen: «Für den künftigen LTE-Auf- und -Ausbau werden sowohl neue Anlagen benötigt als auch bestehende aufgerüstet werden.» Unabhängig von der Technologie würden immer dort neue oder zusätzliche Anlagen notwendig, wo die bestehenden Mobilfunkanlagen den wachsenden Ansprüchen der Mobilfunkkundinnen und -kunden nicht mehr gerecht werden. In dieselbe Kerbe schlägt Sunrise: «Der Netzausbau ist stark vom Markt und von den Kundenbedürfnissen getrieben», stellt Roger Schaller in seiner Antwort fest. Man gehe im Unternehmen aber davon aus, beim Aufbau eines LTE-Netzes auf bestehende Antennen zurückgreifen zu können, soweit dies aufgrund der bestehenden Bestimmungen, insbesondere der Grenzwerte, möglich sei.

 

GSM = «Global System for Mobile Communications»
UMTS = «Universal Mobile Telecommunications System»
LTE-Technologie = «Long Term Evolution»
NISV = Bundesverordnung über den Schutz vor nichtionisierenden Strahlung, in Kraft seit 1. Februar 2000.