Ein unvergessliches Rechenmahl der Zunft Höngg

Das Rechenmahl vom 10. November wird allen Anwesenden wegen seiner Einzigartigkeit, seines Programms und insbesondere auch deswegen in unvergesslicher Erinnerung bleiben, weil dieses Mal zu diesem sonst immer so traditionalistischen Anlass auch die Gattinnen und Partnerinnen der Zünfter und Gäste eingeladen waren – und weil der Wechsel im Zunftmeisteramt von Daniel Fontolliet zu Walter Zweifel gefeiert wurde.

(v.l.n.r.): Barbara und Dr. Jürg Stüssi-Lauterburg (Constaffelherr); Prof. Sarah M. Springman (Rektorin ETH Zürich) und Dr. Rosie Mayglothling; Zunftmeister Walter Zweifel mit Annemarie Diehl, Thomas Rodemeyer und Nicole Meier (Musicalprojekt Zürich 10); Dr. Andreas und Clarissa Zehnder (Constaffelschreiber); Prof. Detlef Günther (ETH Zürich, Vizepräsident Forschung & Wirtschaftsbeziehungen).
Der "alte" und der neue Zunftmeister: Daniel Fontolliet und Walter Zweifel
Mit viel Spass und Vergnügen und grosser Freude an irrwitzigen und surrealen Ideen zeigten über 25 Höngger Jungzünfter und Zunftjugendliche beiderlei Geschlechts wie sich die Zunft Höngg künftig weiterentwickeln könnte oder sollte.
Mit viel Spass und Vergnügen und grosser Freude an irrwitzigen und surrealen Ideen zeigten über 25 Höngger Jungzünfter und Zunftjugendliche beiderlei Geschlechts wie sich die Zunft Höngg künftig weiterentwickeln könnte oder sollte.
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In Erwartung zahlreicher Teilnehmenden war ausnahmsweise ins reformierte Kirchgemeindehaus geladen worden. 216 Personen, davon 90 Damen, trafen sich dort im Foyer am Samstag, 10. Oktober, um 16.30 Uhr zum Apéro. So gross war die Gesellschaft seit 2009 nicht mehr, als sie mit einer festlichen Eröffnungsfeier in der ETH Science City auf dem Hönggerberg ihr 75-Jahrjubiläum eingeläutet hatte.

Zunftmeister-Wechsel

Im Festsaal durfte Daniel Fontolliet, nach acht Jahren nun Alt-Zunftmeister, seinen Nachfolger Walter Zweifel mit der Überreichung der Zunftmeisterkette in sein neues Amt einführen. Dieser überreicht seinem Vorgänger ein prachtvolles «Gelerettli», also eine «quelle heure est-il?», sprich eine Taschenuhr mit Kette, die ihn künftig immer daran erinnern soll, was es geschlagen hat oder schlagen wird. Interview zum Zunftmeisterwechsel.

Drei spannende Ehrengäste

Dem neuen Zunftmeister Walter Zweifel war in den letzten 39 Jahren stets die Jugendarbeit sehr wichtig. Zuerst zehn Jahre als Cevi-Leiter und später dann 22 Jahre im Rahmen des Vereins Musicalprojekts Zürich 10. Dort mittlerweile Ehrenpräsident lud er daher die Co-Präsidentin Nicole Meier und Co-Präsident Thomas Rodemeyer – beide seit frühen Jahren im Musicalprojekt aktiv – als Ehrengäste ein, zusammen mit dem aktuellen Musicalprojekt-Darstellerteam. Nach einem eingehenden Interview der beiden Co-Präsidenten durch Statthalter Thomas Schönbächler konnte sich die Festgemeinde vom herausragenden tänzerischen, gesanglichen und choreografischen Talent der Truppe überzeugen.
Im Verlauf des Abends stellte Zunftmeister Walter Zweifel der Rechenmahlgesellschaft seine weiteren Ehrengäste vor: Zuerst widmete er sich jenen aus dem zünftigen Zürich. Die Gesellschaft zur Constaffel umfasste seit 1336 stets die Ritter, Edelleute, Kaufleute, Rentner, aber auch die Scharfrichter, und man neigt daher dazu, sie als eher gestrig zu titulieren. Der aktuelle Constaffelherr, Dr. Jürg Stüssi-Lauterburg, ist aber lebendiger Beweis, dass dem nicht so sein muss. Er ist Historiker und hat sich in seiner Lizenziatsarbeit mit der Geschichte der PLO zwischen 1964 bis 1973 aufgrund palästinensischer Quellen im Originaltext beschäftigt. Dass er jetzt, angesprochen auf seine Arabischkenntnisse und seine Arbeit über die PLO, die Rechenmahl-Gemeinde in fliessendem Arabisch begrüsste, war also nicht verwunderlich. Seine Ausführungen über die Geschichte Hönggs vom Mittelalter über die Helvetik und die Eingemeindung 1933-1934 bis heute zeigten deutlich, auf wie vielen historischen Spielplätzen der Constaffelherr mit Wissen und Eloquenz zu spielen weiss.
Ebenfalls ein spannender Gast war die in London geborene Prof. Dr. Sarah M. Springman, seit 2015 Rektorin der ETH Zürich. 1997 wurde sie als erste Professorin für Geotechnik in Europa an die ETH Zürich als Leiterin des «Netzwerks Naturgefahren» mit Forschungs-Fokus «Folgen der Klimaerwärmung für die Alpen» berufen. Königin Elizabeth II. ernannte sie 2012 für ihre Verdienste zur «Dame Commander of the Most Excellent Order of the British Empire». Die Ausgezeichnete kann aber auch auf einen beeindruckenden Palmarès im Triathlon zurückblicken: Zweimal Europameisterin in der Langdistanz, fünf Teilnahmen am Ironman in Hawaii, davon zweimal Abschluss im fünften Rang. Heute ist sie immer noch sportlich engagiert und rudert im Professorinnen-Achter der ETH Zürich.
In ihrer Dankesrede zeigte sie sich stolz und erfreut über die freundliche, wenn auch hin und wieder kritisch beäugte Nachbarschaft der ETH Science City zu Höngg. Selbstsicher, humorvoll, freundlich, aber auch direkt – für das Publikum kein Zweifel: Mit Prof. Springman hat die ETH Zürich eine Rektorin, die fordern und führen kann.
Als dritten Gast begrüsste Zunftmeister Walter Zweifel den in Köthen in der damaligen DDR aufgewachsenen Prof. Dr. Detlef Günther. Er wurde 1998 als Assistenzprofessor an die ETH Zürich berufen und lebt seither in Höngg. 2008 wurde er zum Professor für Spurenelemente und Mikroanalytik ernannt und ist seit 2015 Vizepräsident der ETH für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen. Mit seinem Team hat er einen tragbaren Laser, einen sogenannten Koffer-Laser, entwickelt, mit dem im Gelände Spurenelement-Proben mit höchster Genauigkeit erhoben werden, welche dann im Labor untersucht werden können.

Abschied und Neuaufnahmen

Im Verlauf dieses Jahres musste die Zunft Höngg leider Abschied nehmen von Hansueli Frei, Willy Bohli, Boris Vassella und Edi Hugentobler. Mit einer Schweigeminute gedachte ihrer die Zunftgesellschaft. Anschliessend leitete das Höngger Zunftspiel, der Musikverein Zürich-Höngg, unter der Leitung von Bernhard Meier mit gekonnt vorgetragenen Stücken zur Aufnahme von drei neuen Zünftern über: Mit Handschlag und dem traditionellen Schluck aus dem Zunftmeisterbecher wurden die Zünftersöhne Dominik Schmid und René Brander sowie Andreas Kneubühler als neue Zünfter in die Zunft Höngg aufgenommen.

Jungzünfter und Zunftjugend

Danach zeigten, mit viel Spass, Vergnügen und grosser Freude an irrwitzigen und surrealen Ideen, über 25 Höngger Jungzünfter und Zunftjugendliche beiderlei Geschlechts, wie sich die Zunft Höngg künftig weiterentwickeln könnte oder sollte. Ihr Auftritt wurde immer wieder mit Gelächter und spontanem Applaus bedacht. Mit dem herzlichen Dank des Zunftmeisters an die Gandrian Catering AG, welche mit ihrem hervorragend präsentierten Festmahl das Rechenmahl zum vollen Erfolg hatte werden lassen, und dem persönlichen Dank an das Organisationskomitee fand das Rechenmahl um Mitternacht herum nach einem tollen und erlebnisreichen Abend sein gelungenes Ende.

Eingesandt von Ueli Friedländer

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