Ein neuer Weg für den Rütiwald

Am Donnerstag, 22. Mai, informierte Grün Stadt Zürich im GZ Höngg/Rütihof in der Schüür über den frisch sanierten Weg im Rütiwald und die Pläne, den Trampelpfad am Waldrand aufzuheben. Aus dem Quartier regte sich Protest.

Der Pfad entlang des Rütiwaldes, welcher laut Grün Stadt Zürich nicht mehr benutzt werden soll.

 Jeder im Rütihof-Quartier kennt den Trampelpfad, der vom Oberen Boden am Waldrand entlang und quer durch ein landwirtschaftlich genutztes Feld führt. Vor allem an sonnigen Tagen wird der idyllische Pfad von Spaziergängern, Fahrradfahrern und Reitern gerne und intensiv genutzt. Der parallel dazu verlaufende «offizielle» Spazierweg durch den Wald erfreut sich dagegen weniger Beliebtheit.

Waldweg ist frisch saniert

Das soll sich nun ändern. Grün Stadt Zürich plant, den Trampelpfad aufzuheben und hat stattdessen den Spazierweg durch den Wald saniert und aufgewertet. Bis anhin war dieser vor allem nach längeren Regenfällen kaum passierbar. Wurzeln und Äste lagen quer über dem Weg und das Wasser in den Pfützen floss nur sehr langsam ab. Nun präsentiert er sich als chaussierter Spazierweg, der in allen Wetterlagen bequem begehbar sein sollte. Auf dem Trampelpfad hingegen sind Schilder aufgestellt, welche die Spaziergänger auffordern, in Zukunft die Strecke entlang des Waldrands zu meiden.

Waldrand soll aufgewertet werden

Der Grund für die Massnahme ist die geplante Aufwertung des Waldrands als ökologisch wertvolle Fläche. In der Informationsveranstaltung in der Quartierschüür des GZ Höngg/Rütihof informierte Regina Wollenmann, Verantwortliche für den Stadtwald bei Grün Stadt Zürich, die Anwesenden darüber, welche Bedeutung ein ungestörter Waldrand für die im Wald lebenden Tierarten hat und wie wenige dieser ungestörten Waldränder in der Stadt noch vorhanden sind. Die fast 500 Spaziergänger, Reiter und Fahrradfahrer, die den Waldrand im Rütihof nach einer Zählung von Grün Stadt Zürich an sonnigen Tagen passieren, behindern beispielsweise Rehe beim Übertritt vom Wald auf das Feld. Daneben leben zahlreiche Schmetterlings- und Käferarten genau in dieser Übergangszone und benötigen Rückzugsmöglichkeiten vor den Menschen. Zudem wird, so führte Wollenmann weiter aus, durch den Trampelpfad, der quer durch das bewirtschaftete Feld führt, auch die Landwirtschaft beeinträchtigt. Der Pfad wird bei schlechten Witterungsverhältnissen immer breiter, was die Bewirtschaftung des Feldes erschwert. Durch die Verdichtung des Bodens infolge der intensiven Beanspruchung sinkt aus­ser­dem die Bodenqualität und sorgt für geringeren Ertrag.

Aus Trampelpfad soll «Krautsaum» werden

Aus all diesen Gründen soll der Trampelpfad nun durch einen fünf bis sechs Meter breiten, extensiven Streifen ersetzt werden. Dieser sogenannte «Krautsaum» wird nur einmal jährlich gestuft gemäht und ansonsten sich selbst überlassen. Von diesen Massnahmen würden, so Regina Wollenmann, Fauna und Flora des Rütiwaldes ebenso wie die Landwirtschaft profitieren. Die Interessen der Spaziergänger seien hingegen durch den neuen Spazierweg abgedeckt, so dass es zu einer Win-win-Situation für alle Beteiligten kommen könnte.

Waldweg dunkel und gefährlich ?

Nicht alle Anwesenden der Veranstaltung waren jedoch mit der Argumentation von Grün Stadt Zürich einverstanden. Dora und Eugen Hardegger von der Tierschutzorganisation «Animal Life» argumentierten, dass landwirtschaftlich genutzte Fläche als ökologische Fläche kaum brauchbar sei und zur Biodiversität ohnehin keinen Beitrag leisten könne. Der neu geschaffene Waldweg sei als «Strasse» konzipiert worden und diene lediglich den Interessen der Land- und Forstwirtschaft. Für die Spaziergänger sei der Weg am Waldrand ohnehin viel schöner als derjenige im dunklen Wald. Vor allem, so Dora Hardegger, sei ein Spaziergang durch den Wald gerade für Frauen und Kinder gefährlicher als am Waldrand. Sie sei selbst in den vergangenen drei Jahren wiederholt von Exhibitionisten belästigt worden, habe diese Fälle allerdings bis anhin noch nicht der Polizei gemeldet. Sie werde dies nun aber sofort nachholen.

Aufwertung trotzdem sinnvoll

Einen solchen Fall kann die Waldwegeplanung nicht verhindern. Fraglich ist auch, ob die Aufhebung eines kurzen Wegstücks von einigen hundert Metern Länge für derartige Probleme überhaupt eine Relevanz hat. Wenn aber tatsächlich wiederholt Frauen im Höngger Wald von Exhibitionisten angesprochen werden, muss das Problem von anderer Seite angegangen werden. Für das Ökosystem Wald scheint die Aufwertung dennoch eine sinnvolle Angelegenheit zu sein.

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