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«Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld»
In «Musik und Wort zum Gründonnerstag» erklangen in der Reformierten Kirche Auszüge der Passionskantate von Gottfried August Homilius.
3. Mai 2022 — Eingesandter Artikel
Es ist ein ergreifendes Werk: die Passionskantate von Gottfried August Homilius (1714 bis 1785). Unter der Leitung von Kantor Peter Aregger wurde diese mit dem Reformierten Kirchenchor Höngg, dem Kammerorchester Aceras, der Sopranistin Franziska Wigger, dem Organisten Robert Schmid sowie Pfarrer Matthias Reuter am Gründonnerstag dargeboten. Die spätbarocke Passionskantate ist ganz im Sinne der Aufklärung gehalten. Der Fokus liegt auf dem, was die gläubige Christin oder der gläubige Christ fühlt, und nicht auf der Handlung der Leidensgeschichte.
Homilius schuf eine Komposition, welche die Zuhörenden gleichermassen ergreift und berührt. Oft wechselt die Dynamik im gleichen Takt von Forte zu Piano und gleich wieder auf Forte, um die Gemütsstimmung der Betrachtenden zu beschreiben. Etwa am Schluss des ersten Chores «Siehe das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt». Weiter wechselt im Chor «Unsere Sünden und Missetaten liegen auf uns, dass wir darunter vergehen, wie können wir den leben?» die Lautstärke nicht nur von einem Takt zum andern, sondern teilweise sogar im gleichen Wort: Er beginnt mit einem starken Forte und wird in einem Diminuendo immer leiser. Diese und andere «Klippen» meisterte der Reformierte Kirchenchor mit voller Konzentration.
Eine glasklare Stimme
Franziska Wigger sang mit ihrer Sopranstimme die Arie «Nun sterb ich Sünder nicht (…). Mein ganzes Herz freut sich, ich soll den Tod nicht sehn!» auch in den höchsten Tönen glasklar. Ebenso trug sie die Tenorarie «Bewaffne dich, Mächtiger, mit Schrecken und Grimme, gebiete den Donner mit tötender Stimme, der Erdkreis bedecke dein ernstes Gericht!» gekonnt vor. Ihre Sopranstimme erklingt wie selbstverständlich auch in der Tenorlage.
Zwischen den einzelnen Chören und Arien rezitierte Pfarrer Matthias Reuter einen überarbeiteten «Monolog des Judas – in der Nacht seines Todes». Die Vorlage stammt vermutlich von den Pfarrern Carl Boetschi und Andreas Wüthrich. In diesem Selbstgespräch geschieht Erstaunliches: Statt der klassischen Rolle des Sündenbocks, der Jesus verraten haben soll, wird immer mehr jene Judas-Rolle erkennbar, ohne die das Kreuz Christi, die Auferstehung und das Christentum eigentlich nicht denkbar sind. Der ganze Abend war ein eindrückliches Erlebnis – eine schöne, besinnliche Einstimmung auf Karfreitag und Ostern.
In diesem Selbstgespräch geschieht Erstaunliches: Statt der klassischen Rolle des Sündenbocks, der Jesus verraten haben soll, wird immer mehr jene Judas-Rolle erkennbar, ohne die das Kreuz Christi, die Auferstehung und das Christentum eigentlich nicht denkbar sind. Der ganze Abend war ein eindrückliches Erlebnis – eine schöne, besinnliche Einstimmung auf Karfreitag und Ostern.
«Heiterer Mozart» zum Mitsingen
Der Reformierte Kirchenchor lädt Gastsängerinnen und -sänger ein, in diesem Konzert mit der grossen «Credo-Messe» und kleineren Werken Mozarts mitzuwirken. Proben ab Donnerstag, 9. Mai, 20 Uhr im reformierten Kirchgemeindehaus.
Konzert mit Orchester und Soli am Samstag, 10. September, Reformierte Kirche, Teilwiederholung am Sonntag, 11. September, im Gottesdienst.
Detaildaten: kk10.ch, Eingabe im Suchfeld: Projektchor 2022.
Auskünfte: Ursula Holtbecker, ref_chor_hoengg@gmx.ch, 077 443 24 85
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