Ein Holzbau der besonderen Art

Das «House of Natural Resources» auf dem ETH-Campus Hönggerberg ist nicht nur wegen der darin beheimateten Forschungsabteilung interessant. Auch die Architektur des Gebäudes ist etwas ganz Besonderes.

Die oberen beiden Stockwerke des «House of Natural Resources» werden von einer Rahmenstruktur aus Holz getragen. (Foto: Marco Carocari/ETH Zürich)

Das «House of Natural Resources (HoNR)» steht am nördlichen Rand des Hochschulgeländes auf dem Hönggerberg. Es gehört zur Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie und beherbergt Forschungsabteilungen und Büroräumlichkeiten. Doch geforscht wird nicht nur im Inneren des Gebäudes, vielmehr ist das Haus selbst ein ganz eigenes Forschungsprojekt – allerdings nicht hydrologischer, sondern eher ingenieurstechnischer Natur. Der Holzbau stellt ein Pilotprojekt dar, mit dem das Ziel verfolgt werden soll, «innovative und effiziente Holzkonstruktionen aus Laubhölzern» zu entwickeln, wie es auf der Website des Gebäudes heisst. Sechs verschiedene Institute der Departemente Bau und Umwelt sowie Architektur waren am Bau beteiligt und konnten ihre Forschungsergebnisse direkt anwenden.

Tragekonstruktion aus Holz

Das 2015 erbaute Bauwerk besteht aus drei Stockwerken. Der Sockel des Hauses, das unterste Stockwerk, ist aus Beton gefertigt, die beiden darüberliegenden aus Holz. Damit ist das «House of Natural Resources» das erste Bürogebäude der ETH mit einer rein aus Holz bestehenden Trägerstruktur.
Das «Skelett» des Hauses bildet eine neuartige Rahmenkonstruktion, welche in der Forschung der ETH entwickelt wurde. Diese besteht aus einem System von vorgefertigten Holzträgern und -stützen, welche vor Ort zusammengesteckt wurden. Stabilisiert und zentriert wird das Ganze durch Stahlseile, die sich in einem innen liegenden Loch des Trägers befinden und aussen am Gebäude verankert wurden. In den Rahmen wurden anschliessend die Decken der Stockwerke eingelassen. Materialmässig von der Konstruktion gänzlich unabhängig ist die Fassade des Gebäudes, welche überwiegend aus Glas besteht.

Nachhaltige Materialien und Bauweise

Für den Bau wurden verschiedene Holzarten verwendet: Während die Pfeiler der Tragekonstruktion vorwiegend aus Eschenholz bestehen, sind die Träger als Hybrid aus Fichten- und Eschenholz gefertigt. Die Decken des Gebäudes und der einzelnen Stockwerke wiederum bestehen aus einer Holz-Betonverbunddecke unter Verwendung von Buchen-Furnierschichtholz. Für die Wände wurden Fichten- und Eschenholz verwendet.
Die Holzbauweise ist nicht nur optisch attraktiv, sondern habe auch weitere Vorteile, wie der am Projekt beteiligte Bauingenieur Michael Klippel erklärt: «Holz ist lokal vorhanden und wächst nach. Damit ist es bei richtigem Einsatz ein sehr nachhaltiges Material. Mit diesem lässt sich eine hohe Qualität erzielen.» Ausserdem könne man vergleichsweise schnell bauen, da sich vieles vorfabrizieren lasse. «Holz ist aus meiner Sicht ganz klar der Baustoff des 21. Jahrhunderts. In der Schweiz haben wir ausreichend Holz, das wir zum Bau von Gebäuden verwenden können. Damit leisten wir einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Wenn man Holz mit anderen Materialien kombiniert, die wie Lehm und nachwachsende Isolationsmaterialien in der Produktion sehr CO2-arm sind, könnte man heute in der Schweiz bis zu 30 Meter hohe Gebäude realisieren», so Klippel weiter.

Ganzes Haus wird vermessen

Um zu untersuchen, wie sich das Holz bei verschiedenen Belastungen über die Lebensdauer verhält, sind im ganzen Haus Sensoren angebracht. So kann etwa festgestellt werden, wie das Material auf Temperaturschwankungen reagiert, wie sich die Kräfte innerhalb des Holzskeletts verteilen, wie die Spannseile funktionieren oder wie sich eine Änderung der Feuchtigkeit auf die Konstruktion auswirkt.  
Durch die kontinuierlichen Messungen erhalte man wichtige Daten zur Optimierung der angewendeten Bemessungsmodelle. Zum anderen könne man auch reagieren, falls die Messungen unerwartete Werte anzeigten, sagt Klippel.  

Einladung zu einer exklusiven Führung

Wer mehr zu diesem Gebäude erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, an der von der ETH Zürich und dem «Höngger» gemeinsam organisierten Führung am 7. April teilzunehmen. Der in Höngg wohnende Bauingenieur Michael Klippel wird an diesem Abend vor Ort  Interessierten Einblicke in die Entstehungsgeschichte, Konstruktion und Forschung am Bauwerk gewähren und allen Fragen Rede und Antwort stehen.

Exklusive Führung «House of Natural Ressources» für “Höngger”-Leser*innen

Organisiert von der ETH Zürich und der Höngger Zeitung
Donnerstag, 7. April
18.00 Uhr
Führung ca. 1 Stunde, anschliessend Apéro
Anmeldung per Email an redaktion@hoengger.ch bis spätestens 1. April. Die Anzahl Plätze ist begrenzt.

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