Ein «Höngger» in England

In der englischen Stadt Swindon wird in einem Deutschkurs die «Höngger Zeitung» gelesen. Wie es dazu kam und weshalb das Wort «Miststück» für Furore sorgte, erklären wir hier.

Grüsse aus England: Die Klasse von Ken Kimber lernt Deutsch mit dem «Höngger». (Foto: zvg)

Die englische Grafschaft Wiltshire ist besonders für den Steinkreis Stonehenge in der Nähe vom südlich gelegenen Salisbury bekannt. Im Norden der Grafschaft befindet sich die Grossstadt Swindon. Laut Wikipedia ist sie eine der am schnellsten wachsenden Städte im Vereinigten Königreich. Logisch wird dort auch Sprachunterricht aller Art angeboten, etwa im Gorse Hill Community Centre, einem Gemeinschaftszentrum.

Jeweils am Mittwochmorgen unterrichtet Ken Kimber dort Deutsch für Senior*innen und seit einiger Zeit kommt neben Wörterbuch und Sprach-App ein weiteres «Lehrmittel» zum Einsatz: die «Höngger Zeitung». Dass die Lernenden aus Swindon jetzt über Höngg Bescheid wissen, ist Jenni Lowthian zu verdanken. Sie wohnt seit zehn Jahren hier, stammt aber ursprünglich aus Wiltshire. «Mein Mann und ich wollten damals nur drei Jahre bleiben, aber die Schweiz nahm uns gefangen und wir sind immer noch da», sagt sie.

Die Verbundenheit zur Heimat ist dennoch gross: Lowthians Mutter lebt in der Nähe von Swindon, daher sind Reisen nach England für die Familie keine Seltenheit. «Meine Mutter möchte auch Deutsch lernen und besucht den Deutschunterricht bei Ken Kimber», sagt Lowthian.

Sie selbst begleite die Mutter hin und wieder zum Unterricht und nimmt auch teil. Bei den gemeinsamen Besuchen im Community Centre brachte sie schliesslich einige Exemplare der «Höngger Zeitung» mit. So auch die jüngste Ausgabe und diese wurde mit grossem Interesse sofort übersetzt und gelesen.

Im Hühnerstall

Lowthian selbst ist ein Fan der Sprachkultur, besonders jene der Schweiz und engagiert sich als Leseanimatorin, unter anderem im GZ Höngg. «Es macht mir Freude, Leute zusammenzubringen und die Vielfalt der Sprachen zu feiern.»
In Kimbers Klasse sind die Motive für das Erlernen der deutschen Sprache unterschiedlich, wie Lowthian erzählt.

So sei ein Mann einst als Soldat in Deutschland stationiert gewesen und wolle die Sprachkenntnisse wieder auffrischen. Ein Paar, das früher in Deutschland lebte, lässt seine gemeinsamen Erinnerungen aufleben. Andere wollen Deutsch für ihre Ferien benutzen oder für Gespräche, so wie Lowthians Mutter. «Sie alle mögen das Lernen in der Klasse, denn zum einen hält es das Gehirn lebendig, zum anderen ist es der soziale Aspekt, der zählt.»

Auch die Musik findet im Unterricht Einzug: Gesungen wurde neulich das Lied «Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad». Da kam die jüngste Kolumne von Dagmar Schräder im «Höngger» gerade recht. Die Redaktorin schrieb darin über den furchtlosen Angriff eines alten Hahns im eigenen Hühnerstall.

Ohne Umschweife bezeichnete sie diesen als «Miststück». «Es war unglaublich amüsant, als wir im Unterricht auf dieses Wort gestossen sind, zumal die Kolumne gut zum Lied passte», sagt Lowthian lachend. Zum besseren Verständnis: «Miststück» lautet in englischer Sprache «piece of crap».

Auch die fremde Kultur zählt

Mit dem «Höngger» haben die Lernenden in Swindon auch einen kleinen Einblick in das Leben von Zürich, so Lowthian. Am Ende ist dieses gar nicht so anders als in England. Aber hiesige Bräuche und Traditionen, etwa der Räbeliechtli-Umzug oder das Sechseläuten mit seinen Zünften, faszinieren auf der Insel. Lehrer Kimber habe zudem angedeutet, er werde den «Höngger» wohl auch in einer weiteren Klasse einsetzen.

Vielleicht wird auch diese Ausgabe der «Höngger Zeitung» den Weg nach Swindon finden. Wir, die Redaktion, freuen uns, dass der «Höngger» dort im Community Centre gelesen wird und dass er beim Erlernen einer Sprache etwas beisteuern kann. Wir wünschen der Klasse viel Erfolg und viel Spass mit unserer Zeitung – alles Gute euch allen!

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