Kultur
Ein Haus voller Kunst
Manù Hophan ist Künstlerin in Höngg. In ihrer jüngsten Ausstellung stehen die Freundschaft und kreative Verbundenheit zu anderen Frauen im Vordergrund. Sie lebt und arbeitet in einem Haus, das schon mehrere Generationen von Kunstschaffenden beherbergt hat.
18. Juli 2025 — Dagmar Schräder
Man könnte die Höngger Künstlerin Manù Hophan als Malerin bezeichnen. Schliesslich besteht der Schwerpunkt ihrer kreativen Arbeiten aus Öl- und Pastellbildern sowie digital gefertigten Gemälden. Doch das würde ihrer Arbeit und ihrem Werdegang nicht gerecht werden.
Denn das Malen ist längst nicht die einzige künstlerische Tätigkeit, zu der die 1956 geborene Hophan eine Affinität hat: Nach der obligatorischen Schulbildung in Winterthur zog es sie zunächst ins Ruhrgebiet, genauer nach Bochum, wo sie Ende der 70er- Jahre am deutschen Institut für Puppenspiel und Maskentheater studierte.
Im Anschluss daran wechselte sie für eine Bühnenbildausbildung bei Achim Freyer an die Hochschule der Künste nach Berlin, nach der Rückkehr in die Schweiz besuchte sie in Zürich die F + F Schule für Kunst und Design und widmete sich hier der freien Kunst.
Seit 1990 reist sie mit dem Projekt «Atelier im Koffer» nach Asien, Afrika und den USA. 1997 gründete sie das Manùseum als virtuelles Museum im Internet, an dem auch andere Künstlerinnen und Künstler beteiligt sind.
Freundschaft und Verbindung zu anderen Künstlerinnen
Die jüngste ihrer Ausstellungen in der Galerie am Platz in Eglisau lautet «Artist Friends» und ist Ende Juni gerade zu Ende gegangen. «Artist Friends» ist eine Hommage an die Freundschaft, an die kreative Verbindung zu anderen künstlerisch tätigen Frauen – und eine Auseinandersetzung mit der Rolle der Frauen in der Kunstgeschichte.
Zu ihren Freundinnen gehört etwa die ukrainische Künstlerin Oleksandra Tsapko, die nach der Flucht aus der Ukraine einige Zeit bei ihr unterkommen konnte und mit der sie einen intensiven künstlerischen Austausch pflegt. Oder Artemis Tsakiri, mit der sie sich regelmässig trifft, um gegenseitige Portraits anzufertigen.
Auch die Arbeit mit Anissa Nussbaumer hat ihre ganz eigene Bedeutung für Hophan. Mit ihr trifft sie sich nicht nur zu Gesprächen und Diskussionen über Kunst und alles, was sie bewegt, Anissa steht ihr auch als Modell für ihre Bilder zur Verfügung.
Ein Atelier, das Geschichte atmet
Oft findet der künstlerische Austausch in ihrem Atelier in Höngg statt – an einem geschichtsträchtigen Ort. Denn in dem Haus an der Limmattalstrasse, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Marco Morgenthaler bewohnt, waren bereits die Grosseltern ihres Mannes, Ernst und Sasha Morgenthaler zuhause. Sasha Morgenthaler ist eine Puppenmacherin, die mit ihren «Sasha-Puppen» international berühmt wurde. Ernst Morgenthaler war seinerseits ein renommierter Schweizer Maler.
Die künstlerische Familientradition wird auch von Marco Morgenthaler, fortgeführt: Auch er hat als Typograph sein eigenes Atelier im Haus, soeben ist er mit der Jahresschrift für Lavater beschäftigt.
Zwischen Klassik und Trivialkultur
Hier im Atelier lässt sich ein Eindruck von Hophans Arbeit gewinnen: Ihre Bilder sind farbenfroh, kraftvoll und experimentierfreudig. Hophan switcht beim Malen zwischen digitalen und analog angefertigten Bildern, malt sowohl mit Öl auf Leinwand als auch am iPad.

«Ich empfinde den Wechsel zwischen den unterschiedlichen Techniken, das Wechselspiel zwischen klassischer Kultur und Trivialkultur, als sehr anregend», erklärt sie. Zudem, so sagt sie, habe die Arbeit am iPad gegenüber den Ölbildern den grossen Vorteil, dass sie beim Erstellen weniger historisches Gewicht mit sich trage: «Beim Malen von Ölbildern schwingen – bewusst oder unbewusst – immer all die Jahrhunderte von Kunstgeschichte mit, man reiht sich mit der Arbeit quasi ein in das Werk all der Kunstschaffenden, die bereits vorangegangen sind. Das beinhaltet auch eine gewisse Vorbelastung – und die hat man mit den neuen Technologien nicht. Da kann man viel freier loslegen.»
Schliesslich experimentiert sie auch mit unterschiedlichen Materialien. Zum Beispiel mit Keramik: «Ich finde es sehr spannend zu sehen, was herauskommt, wenn man ein Tonobjekt in den Ofen gibt. Das ist immer eine Überraschung und lässt sich nicht genau voraussagen. Genauso wie beim analogen Druck. Hier passiert es mir oft, dass eine Arbeit überhaupt nicht so gelingt, wie ich das gerne hätte. Und machmal ist das, was als Fehler herauskommt spannender, als das Bild, das man im Kopf hatte.»
Nebenbei für starke Bilder sorgen
Doch auch neben der Kunst hat sie lange für starke Bilder gesorgt. Um ihre Arbeit als Künstlerin «quersubventionieren» zu können, ist sie verschiedenen Erwerbstätigkeiten nachgegangen. Die letzten Jahre bis zu ihrer Pensionierung war sie etwa als Bildredaktorin bei Greenpeace tätig und hier verantwortlich für die Gestaltung von «visual communication». Dabei ging es um die Frage, wie man starke Bilder kreiert, die in der Fülle der Nachrichten und Meldungen in der Medienwelt auffallen und Beachtung finden.
Mittlerweile aber ist Hophan pensioniert und kann sich voll und ganz der Kunst und ihren eigenen Projekten widmen. Das erfüllt sie mit grosser Zufriedenheit: «Ich betrachte es als grosses Privileg, dass ich hier in meinem eigenen Atelier arbeiten und wohnen und mich zu 100 Prozent meiner künstlerischen Arbeit widmen kann», sagt sie.
Der Umweg ist das Ziel
«Die Richtung, in die es künstlerisch gehen soll, baut sich jeweils langsam auf, das ist so eine Art Wahrnehmung», erklärt Hophan ihren Schaffensprozess. Dann sei es wichtig, sich nicht selber zu stoppen, den Gefühlen und Intuitionen nachzugehen, selbst wenn sich diese abstrus anfühlen.
Was bei der Suche nach Inspiration helfe, so erläutert sie, sei Selbstdisziplin – vor allem, wenn man so auf sich alleine gestellt im Ateiler arbeite. Daher folgt Hophan auch einem fixen Tagesablauf: Morgens steht ein Spaziergang an der Limmat auf dem Programm, anschliessend begibt sie sich ins Atelier, um zu arbeiten. Zwischendurch ist immer mal wieder Zeit für Ausstellungsbesuche.
Dieses konsequente Dranbleiben, sich nicht Ablenken lassen, lohnt sich: «Am Anfang mag es harzig laufen, später jedoch wird man beschenkt.» Gleichzeitig dürfe man aber keine Angst vor der Leere haben: «Früher kannte ich die Angst, dass «nichts kommt», man einfach keine Ideen und Inspiration findet. Aber mittlerweile empfinde ich dieses Gefühl nicht als bedrohlich, ich weiss, dass sich immer wieder etwas ergibt.»
Und manchmal muss man vielleicht sogar ein paar Umwege gehen, um sich weiterbewegen zu können. Was hilft ist beispielsweise, sich mit neuen Techniken auseinanderzusetzen, das Handwerk zu verfeinern, auszubauen. Oder der Austausch mit anderen. Denn Kreativität, so sagt sie, speist sich auch aus der Begegnung mit anderen, der Emotionalität.
Nächste Anlässe und Ausstellungen von Manù Hophan
«Print Stories»: Ein Katalog von 18 verschiedenen Schweizer Künstler*innen. Ausstellung der Druckgrafiken in der Photobastei ab November 2025.
Kalatogpräsentation «Print Stories» am 17. September in der Buchhandung «Never Stop Reading».
Weitere Informationen: www.manuseum.ch
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