Drogen-Informationsabend im Schulhaus Rütihof

Am Donnerstag, 19. März, lud der Elternrat der Schule Rütihof interessierte Eltern zu einem Referat über das Problemfeld Drogen und Drogenkonsum ein. Rund 80 Mütter und Väter folgten der Einladung und wurden umfassend informiert.

Der Konsum von Betäubungsmitteln und die daraus folgende Abhängigkeit sind Probleme, die nicht nur Erwachsene betreffen, sondern auch Kinder und Jugendliche. Dabei sinkt das Alter, in dem junge Menschen zum ersten Mal mit Drogen in Berührung kommen, beständig – eine Tatsache, die viele Eltern äusserst beunruhigt und verunsichert.

Referent Ralph Hirt ist Betäubungsmittelspezialist

Um diesen diffusen Ängsten und Sorgen möglichst frühzeitig und wirksam begegnen zu können, hatte der Elternrat der Schule Rütihof den Informationsanlass für die Eltern der Primarschüler organisiert. Als Referent wurde Ralph Hirt, von Beruf Kriminalpolizist und Betäubungsmittelspezialist und somit Fachmann auf dem Gebiet der Drogenbekämpfung, eingeladen. Der 56-Jährige, der seit mehr als 30 Jahren bei der Kantonspolizei Zürich tätig ist, informierte das Publikum in seinen rund zweistündigen Ausführungen umfassend über die Bandbreite der heutzutage erhältlichen Drogen.
Anschaulich präsentierte er dabei verschiedene illegale Betäubungsmittel, die er extra für die Veranstaltung aus dem Fundus der Kantonspolizei mitgebracht hatte. Fundiert erläuterte er die Wirkungsweise und das Gefahrenpotential der einzelnen Wirkstoffe vom Cannabis über Opiate und Kokain bis hin zu den synthetischen Drogen. Er unternahm damit gleichzeitig quasi eine Zeitreise durch die letzten 30 Jahre der Drogenproblematik in Zürich.

Gefahren werden unterschätzt

Alle vorgestellten Substanzen, so erläuterte Ralph Hirt, hätten gute und schlechte Eigenschaften. Während die – scheinbar – positiven Eigenschaften der Grund sind, warum die Drogen konsumiert werden, stellen die negativen Eigenschaften erhebliche Gefahren für den Konsumenten dar. In drastischen Worten schilderte er die Auswirkungen der Betäubungsmittel auf den menschlichen Körper und ergänzte, dass die Wahrheit noch weit dramatischer sei: «Alles, was ich Ihnen hier erzähle, ist untertrieben, denn die Wahrheit möchte niemand hören.»
Er warnte insbesondere vor den synthetischen Drogen, die sich bei jungen Konsumenten wachsender Beliebtheit erfreuen. Die Produktion und Weiterentwicklung dieser sogenannten Partydrogen habe sich in den letzten Jahren unüberschaubar erweitert. Daher existierten  mittlerweile so viele verschiedene Substanzen, dass die Jugendlichen überhaupt keine Kontrolle darüber hätten, was sie zu sich nehmen und wie sie es einnehmen. Das habe schwerwiegende Folgen: Jedes Wochenende erlitten mehrere junge Menschen in Zürich irreversible organische Schäden durch den Konsum psychotroper Substanzen.
Auch gegen die Legalisierung des Cannabis-Konsums bezog er pointiert Stellung. Der im Hanf enthaltene Wirkstoff THC entfalte seine Wirkung an den Rezeptoren im Frontallappen des Gehirns, der auch als Sitz der Persönlichkeit und des Sozialverhaltens gilt. Erst im Alter von etwa 25 Jahren sei dieser Teil des Gehirns fertig ausgereift. Ein vorheriger Konsum von THC-haltigen Drogen habe  demzufolge dauerhafte Veränderungen des Organs zur Folge.

Wie das eigene Kind schützen?

Nach der Schilderung der Folgen des Drogenkonsums wandte sich der Fachmann den Möglichkeiten der Prävention zu. Ein wichtiger Faktor in Bezug auf die Prävention von Drogenmissbrauch sei natürlich die Vorbildfunktion der Erwachsenen. Wer selber raucht, kann seinen Kindern kaum glaubhaft versichern, dass der Konsum von Zigaretten gesundheitsschädigend ist. Wichtig sei auch, seinen Kindern beizubringen, mit Gruppendruck umgehen und auch mal nein sagen zu können, selbst wenn es uncool wirkt. Darüber hinaus leiste eine offene Gesprächskultur innerhalb der Familie einen bedeutenden Beitrag zum Umgang mit Problemen: «Schaffen Sie ein Klima des Vertrauens und sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wenn Sie bemerken, dass es Drogen konsumiert. Freuen Sie sich, wenn Ihr Kind Ihnen von seinen Fehlern erzählt und versuchen Sie anschliessend gemeinsam, die Fehler zu lösen.» Ein Kind, dass Suchtprobleme habe, brauche auf keinen Fall Bestrafung, sondern Hilfe, führte Ralph Hirt weiter aus.

Allzu grosse Angst ist dennoch nicht nötig

Selbstverständlich konnte Hirt an diesem Abend den sehr interessierten Eltern keine Patentrezepte liefern, mit denen sie verhindern können, dass ihre Kinder in Abhängigkeit  von Drogen geraten. Doch allzu grosse Angst vor Drogen müssten die Eltern trotz aller Horrorszenarien dennoch nicht haben, beruhigte Hirt sie zum Abschluss der Veranstaltung. Während der Anteil der Jugendlichen, die Cannabis konsumieren, in der Schweiz zwar im europaweiten Vergleich überdurchschnittlich ist, werden andere illegale Betäubungsmittel nur von einer sehr kleinen Anzahl Heranwachsender konsumiert. Und in den allermeisten Fällen, so Hirt, gehe trotz teilweise stürmischer Zeiten in der Pubertät alles gut: der weitaus überwiegende Anteil der Kinder gelangt «unbeschadet» ins Erwachsenenalter.

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