Die Zukunft ist da!

Zweimal im Jahr bietet die ETH Zürich mit «Treffpunkt Science City» einen Einblick in die Welt der Forschung. Diesen Herbst dreht sich alles um das Schwerpunktthema «Leben in der Welt 4.0».

Die Vorlesungen waren sehr gut besucht, lehrreich UND unterhaltsam.
Chillen und Gamen in der Think 360! Lounge
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«Wenn ihr richtig gut seid in der Schule, könnt ihr vielleicht auch einmal hier studieren», sagt der Vater zu seinen beiden Söhnen, als sie gemeinsam das Chemiegebäude HCI der ETH Zürich auf dem Hönggerberg verlassen. Sitzt man im mit warmen Holz ausgekleideten Hörsaal an einem der Zweierbänke, und blickt zum Dozenten hinab, scheint das Wissen, das hier täglich vermittelt wird, fast greifbar in der Luft zu schweben: Alleine das Atmen in diesem Raum muss klüger machen, könnte man meinen. Fast kriegt man selber Lust, sich an der Hochschule einzuschreiben. Doch bevor die Fantasie mit einem durchgeht, beginnt pünktlich die Vorlesung mit dem vielsagenden Titel «Das Internet der Dinge» ─ nur einer von vielen interessanten Vorträgen an diesem Tag.

Wenn Dinge miteinander sprechen können

«Der Versuch einer Vorlesung» nennt Mattern Friedemann, ETH-Professor für Informatik, seinen Vortrag und beginnt mit einer kleinen Einführung in die Geschichte des Computers, angefangen in den 1950er Jahren, «als die Menschen sich noch feierlich anzogen, um die riesigen und teuren Rechner zu bedienen». Vor rund zwanzig Jahren begann der steile Aufstieg der Smartphones und Tablets, dessen Entwicklung ihren Höhepunkt noch nicht ganz erreicht hat. Bereits heute können via App und Strichcode Informationen über ein Produkt abgerufen werden. Es braucht dazu aber den Menschen, der sie abfragt. Was nun, wenn die Produkte selbst über alle diese Daten verfügen können? Und wenn sie sogar untereinander kommunizieren? Diese Welt existiert bereits, sie nennt sich «Das Internet der Dinge», und ihre Entwicklungskurve ist beeindruckend steil. Mittels Sensoren sammeln Dinge Wissen über Zustände und Prozesse in der realen Welt. Bevor den Zuhörenden schwindlig wird, veranschaulicht Friedemann an einem Beispiel, was damit gemeint ist: An verschiedenen Bäumen in einem Wald werden kleine Geräte angebracht, die laufend Daten zur Temperatur, Feuchtigkeit, Anteil Stickstoff und anderen Parametern sammeln und diese analysieren. So können Aussagen darüber gemacht werden, wie es den einzelnen Bäumen geht, welche Lagen ihnen beispielsweise besonders gut bekommen und so weiter. Ein anderes Gerät misst den Energieverbrauch beim Duschen. Auf dem Display ist ein Eisbär zu sehen, der auf einer Eisscholle sitzt. Stellt man das warme Wasser an, fängt die Scholle an zu schmelzen. Spätestens wenn der Eisbär ertrinkt, sollte man seine Duschgewohnheiten überdenken. In diesem Fall haben Studien ergeben, dass diese Massnahme tatsächlich langfristige Auswirkungen auf das Verhalten der Teilnehmer hat. Manche Ideen sind etwas absurder, und auch der Informatikprofessor äussert Zweifel daran, ob sie wirklich Potential haben. Doch wer jetzt denkt, das sei alles schon ziemlich unglaublich, der wird in Zukunft einiges zu staunen haben, wenn sich bewahrheitet, was der Professor mehrfach betont: «Das ist erst der Anfang! Nächstes Jahr wird es richtig losgehen».

Nie zu jung für die Wissenschaft

Eine Kostprobe dessen, was an der Vorlesung erzählt wurde, erhält man in der Aula vor dem Hörsaal: Neben einer intelligenten Motorjacke, die im Sommer bei einer roten Ampel den Fahrer abkühlt und bei tiefen Temperaturen wärmt, und einer Glühbirne, die selbständig das Lichtverhalten der Bewohner nachahmt, wenn diese aus dem Haus sind und so als eine Art Wachhund fungiert, gibt es eine massgeschneiderte Jeans, die sich virtuell anprobieren lässt. Auch die anspruchsvolle Gruppe der 13 bis 17-Jährigen kommt an diesem Treffpunkt Science City nicht zu kurz: In einem Raum, in dem gewöhnlich unter anderem Seminare in Physikalischer Chemie stattfinden, stehen heute drei grosse Flachbildschirme, an denen die Jugendlichen Computerspiele ausprobieren können, die von Absolventen des ETH Game Programming Lab selber entwickelt wurden. Besonders faszinierend für die jüngeren Kinder ist das Malbuch, dessen ausgemalte Zeichnungen, durch das Tablet betrachtet, dreidimensional erscheinen. Bereits ab fünf Jahren können auch sie Vorlesungen besuchen, die Themen sind nicht anspruchslos, aber spannend gestaltet ─ immerhin muss man sie 45 Minuten bei Laune halten. Sie lernen einiges über Zahnbürsten, die wissen, ob sie ihre Zähne gut geputzt haben, oder Kühlschränke, die sich selber auffüllen. Diese Generation wird sich einmal fragen, wie ihre Eltern ohne Dinge wie Cyberbrille und selbstfahrenden Autos leben konnten.

Treffpunkt Science City: Leben in der Welt 4.0. 30. Oktober bis 23. November, jeweils sonntags, ETH Zürich Hönggerberg und Zentrum. Programmübersicht unter www.treffpunkt.ethz.ch

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