Quartierleben
Die Welt in manikürten Händen
Man hat mich degradiert. Zurückgestellt ins zweite Glied. Die Redaktionsleitung für diese «HönggerIN» lag in Frauenhand. Das hat Mann nun davon, dass er einst über den «Höngger» hinausdachte. «Kümmere dich um Kinder- und Männerthemen»,
11. November 2014 — Fredy Haffner
… haben sie gesagt, die Frauen beim «Höngger». Also um das, wovon ich eine Ahnung habe. Oder haben sollte. Reduziert auf das, was böse Zungen schon lange behaupten, vom «Mann-sein» heute noch übrig geblieben: Kinderbetreuung und Selbstbetrachtung. Also tat ich wie geheissen, im «HönggerLI» und im «HönggER», den Sonderausgaben für Kinder und Männer. Ja, ich weiss: Man hätte diese Ausgaben auch vereinen können. Männer werden ja nie erwachsen, bleiben ewige Kindsköpfe. Gebt ihnen ein Spielzeug, und sie sind zufrieden.
Und damit haben Frauen die Männer – und mit ihnen die Welt – faktisch in der manikürten Hand. Dazu einige unverfängliche Gedanken anhand von Beispielen aus Lyrik, Musical und Film – nicht von ungefähr alle von Männern verfasst:
Der griechische Dichter Aristophanes bringt 411 vor Christus die Komödie «Lysistrata» zur Aufführung. Darin wird der Peloponnesische Krieg beendet, weil die Frauen der verfeindeten Lager, Athen und Sparta, die Akropolis besetzen und ihren streitlustigen Männern den Sex verweigern – so lange, bis diese die Kämpfe tatsächlich einstellen. Was in Tat und Wahrheit leider nicht so war, sondern eben nur eine Komödie. Einen Bezug zur Realität herzustellen, wage ich als Mann öffentlich lieber nicht. Das überlasse ich Professor Higgins. Der warnt im Musical «My fair Lady» seit 1956 seinen Freund Oberst Pickering vor den Gefahren einer Frau im Haushalt. Stellvertretend sei nur die eine Zeile zitiert: «she’ll redecorate your home, from the cellar to the dome». Und dass sein ganzes Leben umgekrempelt wird, merkt Mann erst, wenn er mit Girlanden und Tand bestückt ganz oben auf der Leiter beim Aufhängen hilft. Typischerweise jedoch nicht einmal dann.
Acht Jahre später gab Anthony Quinn als Alexis Sorbas im Film «Zorba the Greek» seine Sicht der Dinge bekannt, wobei er meines Erachtens zuerst in eine Falle tritt, wenn er sagt: «How can I not love them? Poor weak creatures, they take so little and they give you all they got.» Eine Falle deshalb, weil er den Preis nicht hinterfragt. Später belehrt er seinen Freund Basil jedoch: «God has a very big heart but there is one sin he will not forgive: if a woman calls a man to her bed and he will not go.»*
Noch Fragen, wer in Wirklichkeit die Hosen an hat? Dann eben doch noch persönlich. Zwar nicht von mir, sondern von einem lieben Freund ist folgende Erkenntnis, die ich unterschreiben würde: «Erst seit ich eine Tochter habe, weiss ich, warum Frauen mich letztlich immer in der Hand haben – das heisst, ich habe aufgegeben, es zu hinterfragen, denn sie wissen von Geburt an, wie das geht.» Ja, ich unterschreibe das: Liebe Frauen, ihr kommt zur Welt und vom ersten Moment an wisst ihr, wie man Männer um den Finger wickelt. Ihr übt das an euren Vätern. Sie sollten mal sehen, wie gut so ein ausgewachsener Mann um den kleinen Finger seiner Tochter gewunden werden kann. Fast endlos geht das. Und wir Männer lernen (spätestens dann), Frauen auf Händen zu tragen − und sie wiederum tragen mit den Männern die Welt in Händen. Der unendliche Kreislauf, was für ein wunderbares, prachtvolles Bild!
Und damit entlasse ich Sie alle, Frauen UND Männer, in diese Sonderausgabe «HönggerIN» − von, für und über Frauen. Ich bin sicher, «meine» Frauen beim «Höngger» haben ganze Arbeit geleistet.
Fredy Haffner
Verlagsleiter und Hintergrundredaktionsleiter
Quartierzeitung «Höngger»
PS: ab heute werden laufend Artikel hier hochgeladen, am Donnerstag, 13. November ist die Printausgabe in den Höngger Briefkästen
* Sorbas schiebt im Film übrigens nach, dass ihm dies ein alter, weiser Türke verraten habe. Was der Aussage ein doppelt schönes Gewicht gibt, denn Griechen und Türken können es ja nicht so gut miteinander.
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