Die unabhängigen Buchhandlungen wehren sich

Die Pestalozzi-Bibliothek Zürich hat ihre Medienbeschaffung neu ausgerichtet. Die neue Strategie bevorzugt grössere Buchhandlungen. Mit einer Petition fordern die unabhängigen Buchhandlungen, darunter auch das Kapitel 10 aus Höngg, vom Stadtrat eine Reaktion.

Bei der Übergabe der Petition. (Foto: Michael Pfister)

Am 16. Mai überreichten Vertreter*innen der unabhängigen Buchhandlungen dem für das Schul- und Sportdepartement zuständigen Stadtrat Filippo Leutenegger ihre Petition «Für die Erhaltung vielfältiger und unabhängiger Buchhandlungen in der Stadt Zürich» mit insgesamt 11‘360 Unterschriften.

Auslöser für die Petition war die angekündigte Neuausrichtung der Medienbeschaffung der Pestalozzi-Bibliothek Zürich (PBZ). Anders als bisher können die Bibliothekar*innen der 14 Filialen ihre Medien mit dem neuen Vorgehen nun nicht mehr gezielt und in kleinen Portionen bei der Buchhandlung ihrer Wahl bestellen.

Vielmehr sollen die Buchhandlungen in Zukunft für die Titelauswahl zuständig sein, zudem werden von den Lieferanten «erweiterte Dienstleistungen» und grössere Teilvolumen verlangt. Damit würden die kleineren Buchhandlungen de facto als Bewerberinnen für die Medienvergabe ausgegrenzt, weil diese Dienstleistungen und Auftragsvolumen ihre Kapazitäten sprengen, so die Petitionsvertreter*innen in ihrer Medienmitteilung.

Noch während der Laufzeit der Petition, so die Unterzeichnenden weiter, sei der endgültige Entscheid der PBZ, welche Buchhandlungen bei der Medienbeschaffung berücksichtigt würden, gefällt worden: Zwei Drittel des Auftragsvolumens der Bibliothek gingen demnach an Orell Füssli.

Auch Kapitel 10 hat die Petition unterzeichnet

Gegen diese neue Strategie wehren sich die kleineren und unabhängigen Buchhandlungen der Stadt. Sie fordern die PBZ auf, die Neuausrichtung nochmals zu überdenken und die Lieferaufträge in «kleinerer Stückelung (…) möglichst sinnvoll und gerecht unter den Zürcher Buchhandlungen» aufzuteilen.

Die Unterzeichnenden ersuchen zudem den Stadt- und Gemeinderat, sich bei der mehrheitlich durch die öffentliche Hand finanzierten PBZ für ein Modell einzusetzen, das zum Erhalt der Vielfalt der Buchhandlungen beiträgt. Die Petition war von einem Zusammenschluss von 14 unabhängigen Zürcher Buchhandlungen auf die Beine gestellt worden, darunter unter anderem auch die Höngger Buchhandlung Kapitel 10.

Deren Inhaber Andreas Pätzold erklärte dem «Höngger» auf Anfrage seine Beweggründe, das Anliegen zu unterstützen: «Die Neuorganisation der Pestalozzi-Bibliotheken hat nicht nur zur Folge, dass die Bibliothekar*innen in einer wichtigen Funktion, nämlich der Pflege des Sortiments der einzelnen Bibliotheken, beschnitten werden, sondern bringt auch etliche unabhängige Buchhandlungen in eine existenzielle Not, welche vermeidbar gewesen wäre. Eine gut funktionierende und partnerschaftliche Zusammenarbeit wurde ohne Not torpediert und all dies empfinde ich als extrem störend und bedauerlich. Aus diesem Grund habe ich mich, obwohl mit dem Kapitel 10 nicht selbst betroffen, von allem Anfang an in der Gruppe der unabhängigen Buchhandlungen engagiert.»

Postulat fordert Prüfung durch Stadtrat

Das Anliegen der Buchhändler*innen unterstützen auch die beiden Gemeinderätinnen Liv Mahrer von der SP und Anna-Béatrice von den Grünen. Sie haben Mitte Mai im Gemeinderat ein Postulat eingereicht, in dem sie den Stadtrat ebenfalls auffordern zu prüfen, «mit welchen Massnahmen und Möglichkeiten die Diversität und Vielfalt der Buchhandlungen in der Stadt Zürich aufrechterhalten und unterstützt werden können.»

Denn durch den Entscheid der Pestalozzibibliothek müssten die betroffenen Buchhandlungen Umsatzeinbussen und grössere Verluste in Kauf nehmen, welche sie in ihrer Existenz bedrohten.

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